Nordkorea-Satire gestoppt : Obama: Irgendein Diktator darf uns nicht zensieren
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„Sony hat einen Fehler gemacht“: Obama kritisiert den Rückzug der Nordkorea-Satire „The Interview“ Bild: Reuters
Für Obama endet ein schweres Jahr. Vor den Weihnachtsferien zeigt er sich angriffslustig: Sony hätte seine Nordkorea-Satire nicht stoppen sollen.
Der amerikanische Präsident Barack Obama hat die Absage des Nordkorea-Satirefilms „The Interview“ nach einem Hacker-Angriff und Terrordrohungen kritisiert. Das Filmstudio Sony Pictures habe damit einen „Fehler begangen“, sagte Obama am Freitag bei seiner Jahresend-Pressekonferenz im Weißen Haus in Washington.
Er könne die Sorgen von Sony zwar verstehen, hätte sich aber gewünscht, dass das Filmstudio anders entschieden hätte. „Wir können nicht in einer Gesellschaft leben, in der irgendein Diktator irgendwo anfängt, in den Vereinigten Staaten Zensur auszuüben.“ Obama bestätigte, dass nach amerikanischen Informationen Nordkorea hinter dem Hacker-Angriff stehe. „Wir werden darauf entsprechend antworten, wann und wie wir es wollen.“ Einzelheiten wolle er aber nicht öffentlich machen, sagte Obama. Die Bundespolizei FBI hatte die Regierung in Pjöngjang zuvor direkt für den Cyberangriff und die Terrordrohungen verantwortlich gemacht. Mit der „Einschüchterung“ bewege sich Nordkorea „außerhalb der Grenzen des akzeptablen Verhaltens von Staaten“, teilte das FBI mit.
Sony hat die Kritik zurückgewiesen. „Wir sind nicht eingeknickt“, sagte der Chef der amerikanischen Filmtochter Sony Pictures, Michael Lynton, am Freitag dem Sender CNN. „Der Präsident, die Presse und die Öffentlichkeit irren sich, was den tatsächlichen Ablauf angeht.“ Sony kontrolliere nicht die Kinos und könne nicht darüber entscheiden, welche Filme gezeigt würden. Obamas Bemerkungen seien enttäuschend, sagte Lynton. Er sei sich nicht sicher, ob der Präsident wirklich verstehe, was zu der Absage geführt habe. „Daher widerspreche ich der Darstellung, dass sie ein Fehler war.“
Obama zeigt sich optimistisch
Eine Gruppe mit dem Namen Guardians of Peace (GOP) hatte Ende November einen Cyberangriff auf Sony gestartet und interne Dokumente und E-Mails der Produktionsfirma im Internet veröffentlicht. Vor einigen Tagen sprach die Gruppe wegen „The Interview“ dann ominöse Drohungen aus und erinnerte an die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten. Sony zog den für den ersten Weihnachtstag geplanten Kinostart des Films zurück. In “The Interview“ geht es um ein fiktives Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.
Der eigenen Bevölkerung versuchte Obama Hoffnung zu machen. Sein Land könne mit frischem Vertrauen ins neue Jahr gehen. 2014 sei ein Jahr der Aktionen und des Durchbruchs für die Vereinigten Staaten gewesen, sagte Obama. Als Beispiele nannte er Fortschritte bei der Wirtschaftsentwicklung, Krankenversicherung und auf dem Arbeitsmarkt. Außenpolitisch hätte Amerika die Führung im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat und anderen Bereichen übernommen. Es sei aber noch viel zu tun, sagte Obama.