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Gewaltwelle gegen Israel

Nahost: Führt eine rote Kuh zum Religionskrieg?

Blick auf den Tempelberg mit Felsendom
Blick auf den Tempelberg mit Felsendom Foto: ab lb Ken hpl

Nahostexperte Rafael Seligmann analysiert die Versuche religiöser Eiferer, die Spannungen anzuheizen. Auslöser der Krise ist eine rötliche Kuh aus Texas.

Eine rote Kuh droht in Jerusalem zum roten Tuch zu werden. Die rote Kuh ist seit biblischer Zeit ein religiöses Symbol des Judentums. Heute besteht die Gefahr, dass die religiöse Tradition als Instrument missbraucht wird, um den anschwellenden Konflikt zwischen Juden und Moslems in der ihnen und den Christen heiligen Stadt Jerusalem zum offenen Religionskrieg anzuheizen.

Die Bestimmung einer „roten Kuh“ wird in der Bibel als göttliches Gesetz erwähnt: „Der Herr hat geboten: Sage den Israeliten, dass sie zu dir führen eine rötliche Kuh ohne Makel, an der kein Gebrechen ist und auf die noch nie ein Joch gekommen ist.“

Eine makellose rotfellige Kuh ist extrem selten. In biblischer Zeit wurde eine dreijährige rote Kuh von einem Priester am Jerusalemer Ölberg vollständig verbrannt. Ihre mit Wasser vermischte Asche diente dazu, die Menschen von ihren Sünden zu reinigen, ehe sie den Tempel betraten.

Im Juni nun wurde in Texas ein rotfelliges Kalb geboren. Religiöse jüdische Eiferer sehen dies als göttliches Zeichen, dass die Zeit für einen Wiederaufbau des bereits zweimal zerstörten jüdischen Tempels reif ist.

Tatsächlich ist die Möglichkeit, dass der zuletzt im Jahre 70 von den Römern zerstörte jüdische Tempel in absehbarer Zukunft wiederaufgebaut wird, faktisch ausgeschlossen. Denn das israelische Oberrabbinat hat gläubigen Juden das Betreten des Tempelbergs ausdrücklich verboten. Dies sei religiöser Frevel. Die einzige Kraft, die befugt sei, den 3. Tempel wieder zu errichten, sei der Messias – also das Ende der Welt.

Doch nicht alle Juden erkennen die Beschlüsse ihres Oberrabbinats an. Kleine Gruppen von Zeloten können es nicht erwarten, den Aufbau eines jüdischen Tempels zu erleben. Sie setzen all ihre Kraft dafür ein, dass das Heiligtum so schnell wie möglich wieder errichtet wird. Dafür beten sie, auch auf dem Tempelberg.

Damit bekommt die religiöse Sehnsucht eine hochgefährliche politische Dimension.

Denn die Mehrheit der Moslems leugnet, dass der jüdische Tempel an diesem Ort stand. Für sie ist der Haram-al-Sharif, das edle Heiligtum, von dem aus der Prophet Mohammed im Jahre 632 auf seinem Pferd Burak in den Himmel ritt, das dritthöchste Heiligtum. Dort stehen die Al-Aksa-Moschee und der (moslemische) Felsendom, dessen Goldkuppel das Stadtbild Jerusalems beherrscht.

Eiferer glauben, diese rote Kuh aus Texas sei ein Zeichen Gottes für den Aufbau des Tempels (Foto: Temple Institute)
Eiferer glauben, diese rote Kuh aus Texas sei ein Zeichen Gottes für den Aufbau des Tempels (Foto: Temple Institute) Foto: Temple Institute

Fanatischen Moslems ist der Gedanke unerträglich, dass Juden ihre Gebete auf ihrem islamischen Heiligtum verrichten. Um die religiösen Spannungen abzubauen, erlaubt die israelische Regierung Juden nur einen zeitlich sehr begrenzten Zugang zum Tempelberg.

Hamas und andere radikale Gruppen nutzen die Glaubenskonflikte, um die religiösen Spannungen zwischen Juden und Moslems mit allen Mitteln anzufachen. Am 29. Oktober versuchte man, den jüdischen Tempel-Aktivisten Yehuda Glick zu ermorden. Der Mordanschlag vom Dienstag soll den Hass weiter anheizen. Palästinenserpräsident Abbas warnt vor einem Glaubenskrieg, doch gleichzeitig feiert er palästinensische Mörder als Märtyrer.

Das heilige Jerusalem, ja das ganze Land, steht am Rande einer Intifada, eines Krieges um die Vorherrschaft im Heiligen Land.

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Themen: Hamas Israel Juden Palästina
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