Nach Sanktionen : Exporte nach Russland brechen ein
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Besonders den Maschinenbau hat es hart getroffen. Bild: dpa
Die Ausfuhren nach Russland sind im Juni um 20 Prozent zurückgegangen. Die schärferen Sanktionen seit Ende Juli sind darin noch nicht einmal mit eingepreist. Manche Branchen trifft es besonders hart.
Die deutschen Ausfuhren nach Russland sind im Juni noch stärker geschrumpft als in den Vormonaten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat brachen die Ausfuhren um 19,7 Prozent ein, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden dieser Zeitung am Mittwoch mit. Stärker waren die Ausfuhren im vergangenen Jahrzehnt nur während der Finanzkrise im Jahr 2009 zurückgegangen.
Im gesamten ersten Halbjahr schrumpften die Ausfuhren damit um 15,5 Prozent zum Vorjahreszeitraum - auf ein Gesamtvolumen von 15,3 Milliarden Euro. Wegen der verschlechterten wirtschaftlichen Entwicklung in Russland sind die deutschen Exporte in das Land im Trend schon seit eineinhalb Jahren rückläufig, durch den Konflikt in der Ukraine hat sich der Rückgang beschleunigt. Da die EU erst Ende Juli, nach dem Abschuss des Malaysia-Airlines-Fluges 17 über der Ostukraine, schärfere Sanktionen gegen Russland beschlossen hat, dürfte das Handelsvolumen nun noch geringer sein.
Trotz des deutlichen Rückgangs halten Ökonomen die direkten Folgen für die gesamte deutsche Wirtschaft für begrenzt. Im Jahr 2013 Stand Russland in der Rangliste der wichtigsten Abnehmer mit einem Anteil von nur etwas mehr als 3 Prozent auf Rang 11. Einzelne Branchen und Unternehmen sind aber deutlich stärker betroffen. So verkauften die deutschen Maschinenbauer im ersten Halbjahr lediglich Waren im Wert von 3,39 Milliarden Euro nach Russland, das waren fast 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Ausfuhren der deutschen Autokonzerne sank sogar um fast ein Viertel auf 3,1 Milliarden Euro. Hersteller von Nahrungs- und Futtermitteln mussten einen Rückgang um fast ein Drittel auf 420 Millionen Euro verkraften. Obwohl Russland für westliche Agrargüter Einfuhrverbote ausgesprochen hat, scheinen die Auswirkungen für deutsche Landwirte aber überschaubar. Für ihr Schweinefleisch, das mit einem russischen Exportanteil von 4,8 Prozent im Jahr 2013 das deutsche Hauptexportprodukt in diesem Segment war, haben Landwirte nach eigenen Angaben andere Absatzmärkte gefunden. Denn schon seit Anfang 2014 mussten sie mit einem russischen Importboykott leben.
Immer stärker leidet die deutsche Wirtschaft allerdings unter der zunehmenden Unsicherheit, die die Auseinandersetzung mit Russland erzeugt. Das Stimmung in den Unternehmen verschlechtert sich seit drei Monaten, auch für die zuletzt schwachen Investitionen der Unternehmen wird die Krise mitverantwortlich gemacht. Nachdem die Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,2 Prozent zum Vorquartal geschrumpft war, hat die Bundesbank am Dienstag in ihrem Monatsbericht gewarnt: „Die konjunkturellen Aussichten der deutschen Wirtschaft haben sich nach der Jahresmitte durch die Häufung ungünstiger Nachrichten aus dem internationalen Umfeld eingetrübt.“