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Kirche kämpft um Gläubige

Öffentliche Segnung homosexueller Partnerschaften beschlossen / Mehr Austritte

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die Synode in Bielefeld dauerte vier Tage und behandelte zahlreiche Themen. | © Foto: DPA

die Synode in Bielefeld dauerte vier Tage und behandelte zahlreiche Themen. | © Foto: DPA

21.11.2014 | 21.11.2014, 17:53

Bielefeld (epd/from). Die Evangelische Kirche von Westfalen öffnet sich weiter und bezieht klar Stellung zu politischen Themen. Das sind die Kernbotschaften der Synode, die in Bielefeld zu Ende gegangen ist. Zugleich muss die Landeskirche um die Gläubigen kämpfen, denn die Zahl der Kirchenaustritte steigt weiter.

AUSTRITTE
2013 sind mehr Menschen ausgetreten als im Vorjahr – 13.100 zählte die Landeskirche. 2012 waren es nur 9.480. Einen weiteren Anstieg verzeichneten die Statistiker in den ersten drei Quartalen dieses Jahres. Als ein Grund gelten Veränderungen beim Kirchensteuereinzug auf Kapitalerträge: Ab 2015 wird diese Steuer automatisch von den Banken an den Staat weitergeleitet. 2,4 Millionen Mitglieder hat die westfälische Kirche. Den Austritten standen 4.300 Eintritte gegenüber.

HOMOSEXUELLE
PARTNERSCHAFTEN

Die Landessynode hat mit großer Mehrheit beschlossen, homosexuelle Partnerschaften in öffentlichen Gottesdienste segnen zu lassen. "Wir können nicht Menschen eine Segnung verweigern, die in Liebe und Treue eine verlässliche Beziehung leben und dafür um den Segen Gottes bitten", sagte Präses Annette Kurschus. Die Segnung soll in einem kirchlichen Verzeichnis dokumentiert werden. Der Gottesdienst werde dem Traugottesdienst zwischen Mann und Frau ähneln. Die Kirchenleitung soll den Gemeinden entsprechendes liturgisches Material zur Verfügung stellen. Der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche geht die Regelung nicht weit genug. Die Segnung im Gottesdienst sei überfällig, sagte Pfarrer Thorsten Maruschke. Die Segnungen in einem eigenen Register zu vermerken und nicht ins Kirchenbuch einzutragen, kritisiert er als "halbgar". Damit werde immer noch ein Unterschied gemacht und es bleibe ein Rest Diskriminierung. In den 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland sind die Regelungen zur Segnung homosexueller Partnerschaften unterschiedlich.

FLÜCHTLINGSHILFE
Die Landeskirche weitet die Flüchtlingshilfe aus. Für Projekte an den EU-Außengrenzen sowie Beratung und Begleitung von Flüchtlingen stellt sie 600.000 Euro bereit. Ihre Gemeinden fordert die Synode auf, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Wenn Asylbewerbern durch Abschiebung eine besondere Notlage droht, sollen Gemeinden Kirchenasyl gewähren.

HAUSHALT

Nach dem Haushaltsbeschluss wird die viertgrößte deutsche Landeskirche im kommenden Jahr mit einem Gesamtetat von 324,7 Millionen Euro wirtschaften. In diesem Haushalt ist aber der Großteil der Zuweisungen an die Kirchenkreise nicht enthalten. Aus Kirchensteuern erwartet die westfälische Kirche Einnahmen in Höhe von 455 Millionen Euro. Größter Ausgabeposten im Gesamthaushalt der Landeskirche ist die Pfarrbesoldung mit 233 Millionen Euro.

STERBEHILFE

Die Landessynode sprach sich für ein Verbot von organisierter Suizidhilfe aus. "Jede Form organisierter oder gar geschäftsmäßiger Beihilfe zur Selbsttötung ist strikt abzulehnen und zu unterbinden", heißt es im Beschluss. Der Ausbau von Palliativmedizin und Hospizen müsse vorangetrieben werden.

FREIHANDELSABKOMMEN
Kritisch äußerte sich das Kirchenparlament schließlich zu den verhandelten Freihandelsabkommen der EU mit den USA (TTIP) und Kanada (CETA). Die Abkommen gefährdeten Verfassungsrechte und Arbeitsplätze sowie ökologische, soziale, gesundheitliche und juristische Standards in Deutschland und Europa. Zudem drohten negative Auswirkungen für Entwicklungs- und Schwellenländer.