Griechenlands Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos hat die Rückzahlung aller seinem Land gewährten Kredite zugesagt. "Wir zahlen unsere Schulden bis zum letzten Euro zurück", sagte Pavlopoulos Spiegel Online. "Wir müssen einen ausgeglichenen Haushalt beibehalten und langsam unsere Schulden reduzieren."

Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone schloss der Politiker der konservativen Nea Dimokratia aus. "Griechenland hat in den Siebzigern sehr gekämpft, um Teil von Europa zu werden", sagte er. "Ein Grexit kommt mir nicht einmal in den Sinn." Die Verhandlungen mit den Europartnern über ein neues Hilfsprogramm seien auf der Zielgeraden. Das sehen viele EU-Politiker anders, auch das jüngste Euro-Finanzministertreffen blieb ohne greifbares Ergebnis.

Pavlopoulos kündigte an, sich mit Bundespräsident Joachim Gauck treffen und dabei auch über die Forderungen seines Landes nach Reparationen für NS-Unrecht sprechen zu wollen. "Ich werde so bald wie möglich Deutschland besuchen", sagte Pavlopoulos.

Gauck hatte sich im vergangenen Jahr bei einem Besuch in Griechenland für deutsche Kriegsverbrechen entschuldigt, jedoch keine Zusagen zu möglichen Reparationen gemacht. Pavlopoulos sagte dazu, Gaucks Äußerungen seien wichtig gewesen, er gehe aber davon aus, dass die griechischen Forderungen "juristisch valide sind und wir das Recht haben, sie auf legalem Wege durchzusetzen".

Pavlopoulos sagte, beide Länder müssten ein gemeinsames Forum finden, um über die Reparationsfrage zu verhandeln. Dies könne beispielsweise der Internationale Gerichtshof in Den Haag sein. Eine Beschlagnahme deutschen Besitzes in Griechenland schloss der Präsident aus: "Lassen sie mich betonen, dass kein vernünftiger Mensch in Griechenland einseitige Handlungen erwägt."

Griechenland fordert von Deutschland Reparationen von bis zu knapp 280 Milliarden Euro. Darunter ist auch die Rückzahlung eines einstigen NS-Zwangskredits von gut zehn Milliarden Euro. Die Bundesregierung hält die griechischen Ansprüche für unberechtigt.

Tsipras soll "Notgipfel" ins Spiel gebracht haben

Der griechische Präsident kritisierte die bisher seinem Land auferlegten Sparmaßnahmen. Diese seien nicht wachstumsfreundlich gewesen und hätten beispielsweise die Absicherung des Existenzminimums infrage gestellt. Als problematisch sieht er unter anderem Kritik der Geldgeber am griechischen Mindestlohn und anderen Arbeitnehmerrechten. Auch in Deutschland gebe es schließlich ein Existenzminimum. 

Am Sonntag hatte der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert. Das Kanzleramt bestätigte das Gespräch, über die Inhalte sei jedoch Vertraulichkeit vereinbart worden. Die Bild-Zeitung hatte zuvor berichtet, Tsipras habe sowohl Merkel als auch Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem angerufen und versucht, die beiden von einem "Notgipfel" der EU zu überzeugen, bei dem über Hilfen für Griechenland entschieden werden solle.

Am Freitag war ein Treffen der EU-Finanzminster ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Die Stimmung bei dem Treffen soll gereizt gewesen sein, von "weiterhin große Differenzen" sprach der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem. Er mahnte, die Zeit für eine Einigung auf konkrete Reformen in dem überschuldeten Land gehe zu Ende.

Von dem Zustandekommen des Reformprogramms hängen weitere Hilfskredite der internationalen Geldgeber ab. Am 11. Mai kommen die Euro-Finanzminister das nächste Mal zusammen. Ob bis dahin ein Kompromiss möglich ist, ist unklar. Die Zeit drängt: Griechenland muss im Mai erneut mehrere Kredittranchen zurückzahlen – unter anderem an den Internationalen Währungsfonds (IWF).