Politik

Nach Riga-Desaster Muss Varoufakis gehen?

Der Stern von Yanis Varoufakis sinkt.

Der Stern von Yanis Varoufakis sinkt.

(Foto: REUTERS)

Der Auftritt von Griechenlands Finanzminister Varoufakis in Riga stößt im eigenen Land auf Kritik. In Athen wird über seine mögliche Absetzung gemunkelt. Das Linksbündnis Syriza steht laut Umfrage dennoch glänzend da.

In Athen verdichten sich nach Informationen der heimischen Presse Gerüchte, dass der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis bald ersetzt werden könnte. Varoufakis habe "jede Glaubwürdigkeit verloren", berichtete die Athener Wochenzeitung "To Vima". Während der Tagung der Eurogruppe am Freitag in der lettischen Hauptstadt Riga sei festgestellt worden, dass der Minister einmal mehr "unvorbereitet" vor seinen Kollegen erschienen und völlig isoliert sei.

"Wir wissen nicht, ob der Ministerpräsident (Alexis Tsipras) ihn "opfern" wird", in der Hoffnung das Land zu retten, hieß es in einem Kommentar der "To Vima". Die Frage laute eigentlich, ob Tsipras selbst begreife, wie ernst die Situation im Land ist.

Syriza nimmt keinen Schaden

Die Debatte um einen etwaigen Austritt Griechenlands aus der Eurozone hält an. Die überwiegende Mehrheit der Griechen will aber davon nichts wissen. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kapa Research zufolge wollen 72,9 Prozent in der Währungsunion verbleiben. Aus diesem Grund wünschten sich 71,9 Prozent eine Einigung der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras mit den internationalen Geldgebern.

Laut Umfrage würde das regierende Linksbündnis Syriza die Parlamentswahlen - sollten sie jetzt stattfinden - klar mit 36,9 Prozent für sich entscheiden. Die konservative Nea Dimokratia (ND) kommt demnach nur auf 21,7 Prozent.

Einige Finanzminister der Eurozone haben erstmals eingeräumt, dass sie Pläne für den Grexit erwogen haben für den Fall, dass es bis Ende Juni zu keiner Einigung mit Griechenland über die Fortführung der Finanzierungshilfen kommen sollte. Entsprechende Aussagen brachen mit einem seit langem bestehenden Tabu innerhalb der Eurozone, wo immer wieder der Verbleib Griechenlands in der Währungsunion beschworen wurde.

Das aktuelle Hilfsprogramm für Griechenland im Volumen von 240 Milliarden Euro läuft Ende Juni aus, doch angesichts der im Juli und August anstehenden Rückzahlungen des Pleitelandes gibt es nun erste Politiker, die sich Gedanken über alternative Szenarien machen.

"Ein Plan B kann alles sein"

Sloweniens Finanzminister Dusan Mramor bestätigte, dass er beim Finanzminister-Treffen am Freitag die Möglichkeiten eines Plan B mit seinen Amtskollegen angesprochen habe. "Mir geht es darum, was passiert, wenn es nicht rechtzeitig zu einer Einigung mit Griechenland kommt, damit sich das Land weiter selbst finanzieren und die Liquidität erhöhen kann", sagte Mramor. Er bestritt allerdings, dass es ohne eine Einigung automatisch zu einem Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone käme. "Ein Plan B kann alles sein", so der Minister.

Die Antwort des deutsche Finanzministers Wolfgang Schäuble zur Frage nach einem möglichen Plan B war dagegen etwas indirekter. "Es gibt hier sicherlich ausreichend Vorstellungen was passieren könnte, wenn es zu keiner Einigung mit Griechenland kommt", so der CDU-Politiker. "Sollte ein verantwortungsvolles Mitglied der Eurogruppe oder jeder andere verantwortungsvolle Politiker diese Frage mit 'Ja' beantworten, wäre klar was passiert. Falls er allerdings mit 'Nein' antwortet, was ich durch eine Ablehnung dieser Frage getan habe, dann ist klar, dass sie mir nicht glauben werden", so Schäuble.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/DJ

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