Fifa-Skandal Schweizer Ermittler erwägen Befragung von Blatter
Die Schweizer Ermittler, die die WM-Vergaben an Russland und Katar untersuchen, wollen auch Fifa-Chef Joseph Blatter dazu verhören. "Alle relevanten Personen werden befragt, das schließt ausdrücklich auch den Präsidenten und den Generalsekretär der Fifa nicht aus", sagte der Generalstaatsanwalt Michael Lauber auf einer Pressekonferenz.
Rasche Ergebnisse seien allerdings nicht zu erwarten, so Lauber: "Die Untersuchung kann Monate, möglicherweise sogar Jahre in Anspruch nehmen."
Die Schweizer Ermittlungen fallen zusammen mit den Untersuchungen des FBI zur Korruption im Fußball-Weltverband. Beide Maßnahmen waren verantwortlich für die Festnahmen hochrangiger Fifa-Funktionäre vor vier Wochen in Zürich, die den Verband schwer erschüttert haben - und zum angekündigten Rücktritt Blatters führten.
Lauber zeigte sich optimistisch, dass seine Behörde tatsächlich Ergebnisse zutage fördert. Im Unterschied zu den Untersuchungen des von der Fifa selbst bestellten Ermittlers Michael Garcia sei er "unabhängig". Eine Task Force der Schweizer Staatsanwaltschaft beschäftige sich vorrangig nur mit dem Fifa-Thema, dennoch "wird der Fußball Geduld aufbringen müssen".
Zahlreiche Daten habe man bei den Durchsuchungen der Fifa-Zentrale bereits gesichert. Lauber sprach von "neun Terabytes" an Datenmaterial, zudem habe man mehr als hundert verdächtige Kontobewegungen registriert, die es jetzt zu prüfen gelte. Dabei seien 53 konkrete Verdachtsfälle von Geldwäsche registriert, so Lauber.
Anmerkung: In einer früheren Version wurde in Zusammenhang mit einem Zitat Laubers statt des Fifa-Ermittlers Garcia fälschlicherweise der ebenfalls von der Fifa betraute Reformer Mark Pieth genannt. Dies haben wir korrigiert. Lauber bezog sich ausschließlich auf Garcia. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.