Fernsehen:Bodo Hauser ist tot

Der 58-jährige Journalist wurde vor allem mit der ZDF-Sendung "Frontal" bekannt, die er mit Ulrich Kienzle moderierte. Ihr pointiert-polemischen Streitgespräche brachen das einseitige Links-Rechts-Schema der Polit-Magazine auf. Vor allem Hausers Spruch "Noch Fragen, Kienzle?" erreichte Kultstatus.

Der populäre ZDF-Journalist Bodo Hauser ist tot. Der 58-Jährige starb in der Nacht zum Freitag an einer Lungenembolie, wie der Mainzer Sender mitteilte.

Der studierte Jurist war vor allem in den 90er Jahren mit der Doppelmoderation des ZDF-Politmagazins "Frontal" bekannt geworden, bei der er sich legendäre Wortgefechte mit Ulrich Kienzle lieferte und den Spruch "Noch Fragen, Kienzle?" in den allgemeinen Sprachgebrauch einführte.

Zuletzt war Hauser, den ZDF-Intendant Markus Schächter als "herausragenden Vollblutjournalisten" würdigte, Programmgeschäftsführer beim Kanal Phoenix.

Der am 23. Februar 1946 in Krefeld geborene Hauser begann nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften 1973 seine Arbeit beim ZDF. Nachdem er zunächst überwiegend aus Nordrhein-Westfalen berichtet hatte, wurde er 1978 in Mainz stellvertretender Leiter des Magazins "Länderspiegel". Auf den Bildschirm kam Hauser mit der Sendung "Bonner Perspektiven", die er von 1981 bis 1987 moderierte.

Ab 1988 moderierte er fünf Jahre lang das Magazin "Studio 1", das die Nachfolge von Gerhard Löwenthals "ZDF-Magazin" übernahm. 1991 startete er zudem im Satellitenkanal 3SAT das Magazin "Frontal", das er zunächst im Wechsel mit Martin Schmuck moderierte.

Als "Frontal" im März 1993 ins ZDF wechselte, wurde der von der Presse als "Herr der Magazine" titulierte Hauser auch einem breiten Fernsehpublikum bekannt.

Dies lag daran, dass Hauser die Sendung gemeinsam mit dem ehemaligen ZDF-Auslandschef Kienzle moderierte, womit das übliche einseitige Links-Rechts-Schema der Polit-Magazine durchbrochen werden sollte. Während Kienzle die "linke" Seite übernahm, vertrat Hauser die Konservativen. Dabei lieferten sich die beiden geistreich-pointierte Streitgespräche, die ihnen eine beachtliche Fangemeinde brachte.

Hauser bezeichnete das Verhältnis zu Kienzle als "humorig gepflegte Hassliebe", der frühere Nahost-Korrespondent Kienzle erklärte, er habe "den libanesischen Bürgerkrieg überlebt. Ich werde auch Bodo Hauser überleben".

"Frontal" entwickelte sich zum beliebtesten ZDF-Magazin, das 1995 erschienene Buch "Noch Fragen Kienzle? Ja Hauser! Der offizielle deutsche Meinungsführer" hielt sich zehn Monate auf den Beststellerlisten. Das ermutigte die beiden Journalisten zur Sendung "Hauser & Kienzle und die Meinungsmacher", die im Februar 1997 Premiere hatte, aber nach elf Folgen eingestellt wurde.

"Frontal" endete im April 2001 nach 290 Sendungen, da Kienzle mit 65 Jahren in Rente ging und Hauser sich keinen anderen Moderationspartner vorstellen konnte. Seit Mai 2001 arbeitete Hauser als Phoenix-Programmgeschäftsführer, wo er unter anderem die Sendungen "Unter den Linden", "Die Politikgespräche auf dem Petersberg" und das Forum "Pariser Platz" moderierte.

Schächter erklärte, Hausers Arbeit sei von hohem Verantwortungsbewusstsein geprägt gewesen. Er habe eine persönliche Handschrift entwickelt, die ihn zu einem der populärsten Journalisten Deutschlands gemacht habe. Das ZDF sei ihm zu großem Dank verpflichtet. Phoenix-Programmgeschäftsführer Klaus Radke sagte, mit Hauser verliere der Sender "einen respektierten Kollegen und herausragenden Journalisten, der das Profil des Senders entscheidend geprägt hat". Die Nachricht von seinem Tod habe alle tief bestürzt.

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