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  • 19. Juni 2016, 16:50h 62 3 Min.

Polizisten zeigten sich gegenüber den Trans-Aktivisten und -aktivistinnen alles andere als zimperlich

LGBT-Aktivisten wollten für die Rechte von Transpersonen demonstrieren. Sie wurden mit von der Polizei durch die Straßen und Cafés gejagt und teilweise festgenommen.

Von Norbert Blech

In Istanbul hat die Polizei am Sonntag erneut eine LGBT-Demonstration gewaltsam beendet. Nach dem allgemeinen CSD im letzten Jahr traf es diesmal zum Abschluss der entsprechenden Pride-Week den "Trans* Pride", der vor zwei Tagen verboten worden war.

Der Taksimplatz, an dem die Demonstration starten sollte, war zuvor von der Polizei mit Gittern abgesperrt, U-Bahn-Stationen in der Nähe geschlossen worden. Die rund 50 Aktivisten trafen sich daher vor den Büros einer LGBT-Organisation in der Innenstadt und verhandelten mit der Polizei. Als eine Aktivistin per Mikrofon eine Presseerklärung des Pride verlesen wollte, schlug ihr ein Beamter das Mikrofon aus der Hand. Mehrere Lokalpolitiker bemühten sich in der aufgeheizten Atmosphäre um Deeskalation (Video dieser Phase).



Danach zogen die Demonstranten los und wurden recht schnell von der Polizei aufgefordert, den Protest zu unterlassen. Dann gingen die Beamten mit Tränengas und Gummigeschossen auf die Aktivisten los.

Im Laufe des Nachmittags wurden insgesamt 11 Aktivisten festgenommen. Einer der Aktivisten schriee während seiner Festnahme: "Wir sind hier, wir werden nicht weggehen, gewöhnt euch an uns" (Video).



Die Aktivisten flüchteten sich teilweise in Cafés; ein Video zeigt, wie die Polizei auch in das Innere von Einrichtungen Tränengas einsetzt. Die Läden wurden später gebeten, zu schließen. Auch einzelne Journalisten und Fotografen wurden attackiert oder festgenommen.



Abseits des Geschehens soll die Polizei am Taksimplatz einige nationalistische und islamistische Gegendemonstranten festgenommen haben. In direkter Nähe des Trans-Pride wurde ein Nationalist abgelichtet, wie er versuchte, eine Regenbogenflagge anzuzünden (Video); die Polizei nahm auch diesen Mann später fest.






Verbote mehren sich

Der Gouverneur Istanbuls hatte am Freitag den Trans-Pride an diesem Sonntag und den "Marsch des Stolzes" am nächsten Sonntag zum Abschluss der allgemeinen CSD-Woche verboten (queer.de berichtete). Er machte dafür Sicherheitsbedenken geltend – zuvor hatte die Jugendorganisation der rechtsextremen islamistisch-nationalistischen Partei BBP mit Gewalt gedroht, sollte der Pride stattfinden.

Im letzten Jahr hatte der damals sechste "Trans* Pride" mit erheblich mehr Teilnehmern als an diesem Sonntag noch wie in den Jahren zuvor friedlich und ungestört stattfinden können, die allgemeine zwölfte CSD-Demonstration eine Woche später war allerdings in letzter Sekunde vom Gouverneur mit einem Verweis auf den Ramadan verboten worden. Als tausende LGBT dennoch demonstrieren wollten, war die Polizei von ihnen unerwartet mit Tränengas, Knüppeln, Gummigeschossen und Wasserwerfern auf sie los gegangen, mehrere Personen wurden verletzt (queer.de berichtete). Auch eine CSD-Party am Abend wurde angegriffen.

In diesem Jahr hatten auch die von der Erdogan-Regierung bestimmten Gouverneure, die u.a. für Polizei und Sicherheitsbehörden zuständig sind, einen Protest zum Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie in Ankara am 17. Mai und vor zwei Wochen den CSD in Izmir verboten. Dort trotzten tausende LGBT dem Verbot und blieben unbehelligt (queer.de berichtete).

Bereits am Samstag war die Polizei in Istanbul mit Tränengas und Wasserwerfern gegen hunderte regierungskritische Demonstranten vorgegangen. Der Protest hatte sich nach einem Angriff auf einen Plattenladen am Vorabend gebildet, in dem mehrere junge Leute das neue Album der britischen Band Radiohead lauschten. Ihnen war von den Angreifern vorgeworfen worden, den Ramadan zu stören.

Die Kinder des Regenbogens kämpfen weiter

In der Presseerklärung des Trans-Pride, die eine auführliche wie scharfe Kritik am Erdogan-Regime beinhaltet, wird beklagt, dass Transpersonen, die sich nicht verstecken können, "in Ziele verwandelt und ihrer grundlegenden Rechte beraubt" werden. "Wir, die Kinder des Regenbogens, rufern erneut aus: Uns gehört dieses Land und wir sind die Garanten einer glänzenden Zukunft. Wir werden weiter Kämpfen für eine gleichberechtigte, freie und demokratische Welt."



Weiter heißt es: "Wir verneigen uns im Respekt vor der Erinnerung an unserer Freunde, die in Orlando masskriert wurden, und versprechen eine Welt ohne Homophobie und Transphobie. Vergesst nicht Orlando, lasst das niemanden vergessen. Trotz Hass, begrüßt das Leben!"

#1 hugo1970Ehemaliges Profil
  • 19.06.2016, 17:49h
  • Frau kanzlerin, herr innenminister, was gedenken sie zu tun?, gegen diese undemokratische menschenverachtenden Aktionen des türkischen staates gegen Minderheiten, in diesem Fall queers?
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#2 herve64Ehemaliges Profil
  • 19.06.2016, 17:54h
  • Antwort auf #1 von hugo1970
  • Stellst du immer rhetorische Fragen? Natürlich NICHTS! Die kriegen es ja nicht einmal gebacken, die LGBTIQ-Minderheiten im eigenen Land zu akzeptieren und zu respektieren, sondern bestenfalls zu dulden.

    Also was erwartest du von unserer "Mutter Blamage und ihren Geisteskindern"?
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#3 LinusAnonym
  • 19.06.2016, 17:55h
  • In der Türkei wird gegen alle Menschen, die sich nicht fügen und unterordnen, mit äußerster Brutalität vorgegangen. Egal, ob vor ein paar Jahren die Gezi-Park-Proteste oder halt LGBTI.

    Und dieses Land bezeichnen Union und SPD als sicheres Herkunftsland und lassen sich auf schmutzige Deals mit dem diktatorischen Sultan ein.
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