Nach den tödlichen Schüssen kam der Protest. Und dann das Geld. Fast 114.000 Dollar wurden inzwischen für Darren Wilson gesammelt, den Todesschützen von Ferguson (Stand: 21.08.2014, 12:45 Uhr). 114.000 Dollar für den Polizisten, der den schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschoss – und ein ganzes Land kollektiv aus Barack Obamas Traum von einer Gesellschaft ohne Rassismus riss.

Gesammelt wird auf der Fundraising-Plattform Gofundme. Schon wenige Stunden nach der Eröffnung der Kampagne waren mehrere tausend Euro gespendet. Geld für einen Todesschützen – geht das? Und das während in den Straßen Fergusons Demonstrationen gegen Rassendiskriminierung und willkürliche Polizeigewalt eskalieren? Es hat zumindest einen bitteren Beigeschmack. Auch wenn man im Vergleich sieht, dass die Spendensumme längst eine andere Kampagne überboten hat: Für die Trauerfeier des erschossenen Brown haben dessen Eltern bisher knapp 112.000 Dollar zusammenbekommen.

Ins Leben gerufen wurde die Kampagne von einer Unterstützerin Wilsons, die unbekannt bleiben möchte. "Wir stehen hinter Darren Wilson und seiner Familie in dieser schwierigen Zeit", steht auf der Spendenseite geschrieben. Das Geld soll demnach für die hohen Anwaltskosten gesammelt werden, die nun auf den Schützen zukommen könnten.

Auch auf Facebook formieren sich Gruppen von Menschen, die sich auf Wilsons Seite stellen. Für das Wochenende sind mehrere Kundgebungen in St. Louis geplant. Im Internet werden T-Shirts mit dem Aufdruck von Wilsons Polizeimarke verkauft. Dieser Erlös soll laut Initiatoren ebenfalls der Familie des Polizisten zugutekommen.  

Auch im Fall des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin, der im Februar 2012 in Florida erschossen worden war, gab es neben massiven Protesten breite Unterstützung für den Schützen George Zimmerman. Der Hobby-Polizist hatte über eine Kickstarter-Plattform mehr als 300.000 Dollar erhalten. 

Plattform für Rassisten

Das Problem an diesen Kampagnen ist, dass sie auch Rassisten eine Plattform geben können. So schreibt etwa ein Spender auf der Fundraising-Seite, dass Wilson auch Browns Freund hätte erschießen sollen. Ein anderer kommentiert unter dem Namen "Adolf Hitler": "Er hat nichts falsch gemacht" – und spendet fünf Dollar. Wer spendet hier für den guten Zweck? Und wer instrumentalisiert den Tod Browns für einen Rassismus, der noch immer tief in der amerikanischen Gesellschaft verwurzelt ist?      

Seit Mittwoch berät eine Geschworenenjury in Clayton bei St. Louis darüber, ob überhaupt gegen Wilson ein Verfahren eröffnet wird. Der Polizist ist seit den tödlichen Schüssen beurlaubt, erhält jedoch weiterhin seine vollen Bezüge. Warum er am 9. August wirklich geschossen hat, das wird möglicherweise nie vollends aufgeklärt werden. Ob das Geld also einen Polizisten erreicht, dessen Leben von einer schicksalhaften Fügung aus der Bahn geworfen wurde oder einen, der aus rassistischen Beweggründen heraus gehandelt hat, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Vor allem nicht schon jetzt. Die Spendensumme steigt dennoch minütlich.