Böhmermanns „Be Deutsch“-Video :
Warum Warschau sich vom deutschen Radfahrer bedroht fühlt

Von Stephan Stach
Lesezeit: 6 Min.
Für einen Moment in unangenehmer Umgebung: die polnische Ministerpräsidentin Beata Szydło
Andere Länder, andere Empfindlichkeiten: In Polen sorgt Böhmermanns „Be Deutsch“-Video für eine mediale Aufgeregtheit, die viel über die Innenpolitik der PiS-Regierung verrät. Ein Gastbeitrag.

Ironie ist keine soziologische Kernkompetenz. Mit todernster Miene erklärt der den Zuschauern als Soziologe vorgestellte Zdzisław Krasnodębski in den Hauptnachrichten des öffentlichen polnischen Fernsehens TVP, worin die Niederträchtigkeit von Jan Böhmermanns satirischem Videoclip „Be Deutsch (Achtung! Germans on the rise)“ liegt: Die Politiker, deren Porträts darin gezeigt werden, repräsentierten, wofür die Deutschen früher standen: „Faschismus, Hitlerismus, Xenophobie, Populismus, Nationalismus, Nazismus.“ Die heutigen Deutschen, die ihnen entgegengesetzt werden, würden als liberal, weltoffen und mitfühlend präsentiert, als hätten sie mit der Nazivergangenheit nichts mehr zu tun, erklärt Krasnodębski. Er hat seit mehr als zwanzig Jahren eine Professur an der Universität Bremen inne, vertritt aber seit 2014 auch die polnische Regierungspartei PiS im Europaparlament.

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