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Leere Schalter statt Schlange stehen: Viele Flüge nach Ben Gurion wurden gestrichen.

© AFP

Krieg in Gaza: Ein Volltreffer für die Hamas

Die Hamas hat Israels einzigen internationalen Airport zum Ziel ihrer Raketen erklärt. Die Fluggesellschaften reagieren: Sie machen um Ben Gurion vorerst einen großen Bogen und streichen Flüge. Für den jüdischen Staat ist das eine herbe Niederlage, die erhebliche finanzielle, politische und mentale Folgen haben wird.

Zwei Wohnhäuser beschädigt, aber weder Verletzte noch Tote. Klingt nach einem weiteren Raketenangriff der Hamas, der zum Glück glimpflich ausging. Doch der erste Eindruck täuscht. Der Schaden, den das Geschoss im Ort Yehud nahe Tel Aviv verursacht hat, ist immens. Ja, man kann sogar ohne Weiteres von einem Volltreffer reden. Einer, der für ganz Israel eine Niederlage bedeutet. Und für die Islamisten einen unerwartet "großen Sieg".

Die Rakete schlug zwar 1,5 Kilometer vom Airport Ben Gurion entfernt ein. Aber sowohl amerikanische als auch europäische Fluggesellschaften reagierten sofort: Sie steuern Israels Tor zur Welt vorerst nicht mehr an. Schließlich geht es um die Sicherheit von Passagieren und Besatzungsmitgliedern. Denn wer kann schon ausschließen, dass eine aus dem Gazastreifen abgeschossene Rakete ein weiteres Mal die Abwehranlage „Eiserne Kuppel“ durchdringt? Niemand. Und ein derartiges Geschoss ist nun mal eine ernsthafte Gefahr für jedes Flugzeug. Die Reaktion der Luftfahrtgesellschaften ist also nachvollziehbar.

Von symbolischem Wert

Dennoch ist deren Entscheidung, um Ben Gurion jetzt erst einmal einen Bogen zu machen, für Israel ein Desaster – finanziell, politisch und psychologisch. Denn der Flughafen ist zum einen ein wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt des jüdischen Staates, nicht zuletzt für die Tourismusbranche. Zum anderen besitzt der Airport für viele Israelis großen symbolischen Wert. Über ihn können die Menschen rasch für einige Tage das im Grunde ständig von mehreren Seiten bedrohte Land verlassen. Denn Ben Gurion verbindet die Bewohner des kleinen Landes mit der westlichen Welt. Dort herrscht weitgehend Ruhe und Frieden. Eine willkommene Abwechslung zum oft zermürbenden Alltag in einer von Krisen und Konflikten geplagten sowie von Hass und Missgunst geprägten Region. Derzeit ist das jedoch nicht möglich. Und das drückt aufs Gemüt.

Dass der Flughafenbetrieb jetzt erheblich eingeschränkt wird, muss deshalb als klarer Erfolg für die Islamisten gewertet werden. Zumal sich durch den Beschluss der europäischen und amerikanischen Fluglinien jene in Israel bestätigt fühlen, die ohnehin fest davon überzeugt sind: Wir stehen im Kampf gegen die Extremisten wieder einmal allein da, keiner hilft uns. Es fällt schwer, dieser Lesart zu widersprechen.

Dennoch wird sich der internationale Druck auf Premier Benjamin Netanjahu erhöhen, rasch einer Feuerpause zuzustimmen. Die Frage lautet allerdings: Wird sich Israels Regierungschef dem Druck beugen? Wer Netanjahu ein wenig kennt, weiß die Antwort.

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