Abgang
Mediensprecher der katholischen Kirche war zu wenig gläubig

Daniel Sommerhalder quittierte nach einem halben Jahr den Job als Kommunikationsbeauftragter der katholischen Landeskirche. Er erklärt, warum der Job nicht seinen Vorstellungen entsprochen hat.

Fabian Hägler
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Daniel Sommerhalder: «Ich bin wohl zu wenig gläubig, um zu 100 Prozent diesen Job zu machen.»

Daniel Sommerhalder: «Ich bin wohl zu wenig gläubig, um zu 100 Prozent diesen Job zu machen.»

Im April 2013 beschrieb Christian Breitschmid sein Ziel als Kommunikationsbeauftragter der katholischen Landeskirche Aargau so: «Ich habe die schöne Aufgabe, den 228 000 Katholikinnen und Katholiken in unserem Kanton zu erklären, dass die Kirche für alle Menschen eine gute Sache ist.» Für Breitschmid war dies offenbar kein Problem, sein Nachfolger, der 35-jährige Daniel Sommerhalder aus Bremgarten, hatte damit aber Schwierigkeiten. Sommerhalder, der seine Stelle am 1. Januar angetreten hatte, verliess die Aargauer Katholiken nur ein halbes Jahr später wieder. «Ich habe gemerkt, dass ich als Kommunikationsbeauftragter bei der Landeskirche letztlich nicht nur Projekte, sondern auch den Glauben verkaufen sollte. Da kam ich an Grenzen», sagte er im Interview im Aargauer Pfarrblatt «Horizonte».

Religiöse Komponente unterschätzt

Als Kritik an der Kirche wollte Sommerhalder dies aber nicht verstanden wissen: «Hinter allem, was die Kirche im sozialen Bereich leiste, kann ich voll und ganz stehen.» Mit der Institution der katholischen Kirche habe sein Abgang nichts zu tun, der Entscheid sei «etwas Persönliches», sagte der zweifache Familienvater weiter. Allerdings habe seine Arbeit mehr mit religiösen, theologischen Themen zu tun gehabt, als er im Voraus angenommen habe. «Das habe ich wohl unterschätzt», räumte er ein.

Gegenüber der az sagt Daniel Sommerhalder auf Nachfrage: «Ich bin wohl zu wenig gläubig, um zu 100 Prozent diesen Job zu machen.» Er habe sich damals ganz bewusst für die Stelle bei der Landeskirche entschieden, also für eine Tätigkeit im Verwaltungsbereich der Kirche, und nicht beim Bistum, das sich primär mit Glaubensfragen befasst. «Dennoch war die religiöse Komponente sehr stark», sagt er im Rückblick.

Das Gerücht, er sei nach dem Abgang als Kommunikationsbeauftragter bei den Katholiken auch aus der Kirche ausgetreten, dementiert Sommerhalder aber entschieden. «Ich bin in meiner Jugend ausgetreten und wieder eingetreten, als ich Kinder bekommen habe. Das war jedoch lange, bevor ich den Job bei der Landeskirche angetreten habe.» Später habe er sogar das Portal für Neueintritte bei den Aargauer Katholiken mitentwickelt, sagt Sommerhalder.

Kirche überprüft Stellenprofil

Marcel Notter, Generalsekretär der Landeskirche, betont: «Natürlich muss unser Kommunikationsbeauftragter eine gewisse Affinität zum Glauben haben, aber wir verkaufen keine religiösen Inhalte.» In erster Linie seien für die Tätigkeit, die Sommerhalder ausübte, fachliche Kompetenzen gefragt. «Ich selber musste zum Beispiel keinen Glaubenstest ablegen, und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass eine reformierte Person bei uns in der Kommunikation tätig sein könnte», führt Notter aus. Er ergänzt, auch anderes Verwaltungspersonal in der Landeskirche sei nicht römisch-katholisch.

Dennoch stellt sich der Generalsekretär die Frage, ob das Jobprofil des Kommunikationsbeauftragten, der seit drei Jahren auch sein Stellvertreter war, richtig ist. «Derzeit klärt eine Arbeitsgruppe, ob wir die Funktionen trennen sollen», sagt Notter. Möglicherweise werde bald eine Assistenzstelle für das Generalsekretariat ausgeschrieben. «Ob wir wieder einen Kommunikationsbeauftragten anstellen werden, oder allenfalls im Mandatsverhältnis mit einer Agentur zusammenarbeiten, ist noch offen.»

Klar ist aber: Persönliche Differenzen zwischen Sommerhalder und Notter gibt es keine: «Wir begegnen uns immer noch freundschaftlich», sagt der ehemalige Kommunikationschef. Und der Generalsekretär betont: «Ich bedaure seinen Abgang nach wie vor.»