Trotz heftiger Einwände von Nato-Partnern will Frankreich offenbar nun doch Mitte November ein erstes Mistral-Kriegsschiff an Russland übergeben. Der russische Rüstungskonzern Rosoboronexport erhielt für den 14. November eine entsprechende Einladung der Franzosen in den westfranzösischen Hafen Saint-Nazaire. Dort solle das Unternehmen den Hubschrauberträger Wladiwostok übernehmen. 

Der Zeitplan weist für 10.30 Uhr die Übertragung des Schiffes an die Russen vor, dann folgen Ansprachen russischer und französischer Verantwortlicher, das Hissen der russischen Flagge, eine Militärzeremonie und ein Lunch. Zudem solle auch bereits das zweite Mistral-Schiff vom Stapel laufen, das Russland im nächsten Jahr erhalten soll. Dass der russische Konzern und nicht die Regierung das Schiff übernehmen, ist nicht ungewöhnlich, da der Konzern formal der Kunde der Franzosen ist. Ein von Russlands Vizepremier Dmitri Rogosin auf Twitter präsentiertes Einladungsschreiben halten Fachleute für echt. 

Vertreter des Pariser Präsidialamtes sowie des Außen- und des Verteidigungsministeriums sagten dagegen, es gebe noch keine Entscheidung über Auslieferungstermine. Die Staatsagentur Ria Novosti zitiert einen französischen Beamten aus dem Verteidigungsministerium, der Vertrag sei nicht annulliert, aber suspendiert. In einer Pressekonferenz schränkte Rogosin allerdings auch selbst ein: Technisch sei das Geschäft perfekt, sagte er. Es sei nun an Frankreichs Präsident François Hollande, die politische Entscheidung zu treffen. 

Wegen der Ukraine-Krise hatte die Regierung in Paris die umstrittene Mistral-Lieferung im September gestoppt. Nun will sie das Geschäft offenbar abschließen. Gegen den Deal mit einem Gesamtvolumen von 1,2 Milliarden Euro hatte einer Reihe von Nato-Partnerländern Frankreichs heftig protestiert, darunter insbesondere die USA und baltische Staaten. Infolge des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland verschärfte sich die Kritik an Frankreich in diesem Jahr. Russland hatte seinerseits angekündigt, Schadenersatz zu fordern, sollte Frankreich nicht liefern. Die Schiffe hat Russland bereits teilweise bezahlt.

Frankreichs sozialistischer Präsident Hollande hatte dennoch lange an der Lieferung festgehalten und darauf verwiesen, dass der im Jahr 2011 abgeschlossene Vertrag eingehalten werden müsse und nicht unter die EU-Sanktionen gegen Moskau wegen der Ukraine-Krise falle. Erst Anfang September und infolge des starken Drucks der Nato-Partner setzte Hollande die Lieferung aus. Er machte aber deutlich, dass geliefert werde, wenn bestimmte Bedingungen wie ein Waffenstillstand in der Ukraine erfüllt seien.

Derzeit gibt es im Osten der Ukraine noch fast täglich Kämpfe zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten.

Soldaten trainieren bereits an "Wladiwostok"

Seit Juli werden bereits etwa 400 russische Marinesoldaten in Saint-Nazaire für die Wladiwostok ausgebildet. Das Schiff absolvierte im September und bis Anfang Oktober zwei Übungsfahrten mit jeweils rund 200 russischen Soldaten an Bord. 

Die Schiffe der Mistral-Klasse sind die größten französischen Kriegsschiffe nach dem Flugzeugträger Charles de Gaulle. Sie können unter anderem mehrere Landungsboote, 16 Hubschrauber, 13 Panzer und 450 Soldaten unterbringen. Die baltischen Staaten und andere Nachbarländer Russlands fürchten, dass Russland die Schiffe für Landeoperationen einsetzen könnte.