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Freihandelsabkommen von EU und USA Jeder zweite Deutsche findet TTIP gut

Chlorhühnchen. Immer wieder Chlorhühnchen. So sehr die Debatte um das vermeintliche Schauerprodukt aus den USA auch kreist: Die Deutschen reagieren gelassen auf das geplante transatlantische Handelsabkommen. Noch.
Plakat gegen das Freihandelsabkommen: Relative Mehrheit findet TTIP noch gut

Plakat gegen das Freihandelsabkommen: Relative Mehrheit findet TTIP noch gut

Foto: Axel Heimken/ dpa

Hamburg - Über das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA war in den vergangenen Wochen nicht viel Gutes zu lesen: Die CDU präsentierte der Öffentlichkeit geschönte Zahlen zum Nutzen des Abkommens und die Debatte über eine angebliche Absenkung von Lebensmittelstandards, versinnbildlicht durch mit Chlor gereinigte Hühnchen, schwelt bereits seit Monaten.

Da überrascht es, dass die Deutschen das Abkommen weiterhin recht positiv sehen. Laut einer repräsentativen Emnid-Umfrage , die SPIEGEL ONLINE exklusiv vorliegt, halten 48 Prozent der Deutschen TTIP für eine gute Sache. Nur 32 Prozent halten den Vertrag, der Handelshemmnisse zwischen Europa und den USA abbauen soll, für schlecht. 17 Prozent haben sich noch keine Meinung in die eine oder andere Richtung gebildet.

63 Prozent der gut tausend Befragten wünschen sich, dass weiter über TTIP verhandelt wird. Rund ein Viertel fordert einen Abbruch der Handelsgespräche mit den USA.

Mehrheit der Wohlhabenden ist für TTIP

Es ist unwahrscheinlich, dass die Umfrage im Sinne des Auftraggebers verzerrt wurde. Dabei handelt es sich nämlich um die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, die das Abkommen eher kritisch sieht.

Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode betont daher auch, dass die Zustimmung zu TTIP in den vergangenen Monaten gesunken ist. "Es gibt in Deutschland keine Mehrheit für das TTIP-Abkommen", erklärt der Verbraucherschützer. "Die Bürgerinnen und Bürger glauben der Bundesregierung die Märchen über Wachstum, Wohlstand und den Schutz ihrer Rechte nicht mehr."

Tatsächlich hatten in einer Emnid-Umfrage im April noch 55 Prozent der Deutschen gesagt, TTIP sei eine gute Sache. Allerdings war die Zustimmung schon damals geringer, wenn nach konkreten Folgen des Abkommens wie Wegfall von Zöllen gefragt wurde. Nach Einzelmaßnahmen fragten die Meinungsforscher in der aktuellen Umfrage nicht.

Die Zustimmung zu dem Handelsabkommen schwankt stark, je nachdem wie viel der Befragte verdient. Wohlhabende sehen TTIP weit positiver als Menschen mit geringem Haushaltsnettoeinkommen. Während 61 Prozent der Teilnehmer mit mehr als 3500 Euro im Monat den Freihandelsvertrag für eine gute Idee halten, sind es nur 37 Prozent derer, die weniger als 1000 Euro zur Verfügung haben.