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Wirtschaft Besuch bei Medwedjew

Was wollten diese vier Dax-Chefs in Moskau?

Diese vier Dax-Bosse weilten in Russland: Metro-Chef Olaf Koch (links oben), die Bosse der Chemieriesen BASF und Bayer, Kurt Bock (links unten) und Marijn Dekkers (rechts oben). Auch E.on-Chef Johannes Teyssen (rechts unten) kam nach Moskau Diese vier Dax-Bosse weilten in Russland: Metro-Chef Olaf Koch (links oben), die Bosse der Chemieriesen BASF und Bayer, Kurt Bock (links unten) und Marijn Dekkers (rechts oben). Auch E.on-Chef Johannes Teyssen (rechts unten) kam nach Moskau
Diese vier Dax-Bosse weilten in Russland: Metro-Chef Olaf Koch (links oben), die Bosse der Chemieriesen BASF und Bayer, Kurt Bock (links unten) und Marijn Dekkers (rechts oben). Au...ch E.on-Chef Johannes Teyssen (rechts unten) kam nach Moskau
Quelle: Bloomberg,pa/dpa
Wegen der Ukraine-Krise straft der Westen Russland mit Sanktionen. Trotzdem fuhren jetzt vier Dax-Chefs zum Treffen mit Ministerpräsident Medwedjew. Die Konzerne machen ein Geheimnis um den Termin.

Worum geht es

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Russlands Ansehen im Westen ist beschädigt, spätestens seit Präsident Wladimir Putin im Zuge der Ukraine-Krise die Krim annektieren ließ. Amerikaner und Europäer haben deshalb Sanktionen gegen die Russen verhängt. Der Zugang zum Kapitalmarkt für russische Banken wurde stark eingeschränkt. Waffen dürfen nicht mehr geliefert werden. Putin nahestehende Geschäftsleute sind ebenfalls betroffen. Und ihre Geschäftspartner auf der deutschen Seite ebenso.

Dennoch fuhren jetzt vier Vorstandsvorsitzende deutscher Dax-Konzerne zu Gesprächen mit Ministerpräsident Dmitri Medwedjew Anfang dieser Woche nach Moskau. Sie trafen sich mit ihm zum „Foreign Investment Advisory Council“ (FIAC) – auf Deutsch: Beraterkreis für die Investments von Ausländern.

Treffpunkt war Medwedjews Büro „Gorki 9“ in einem Moskauer Vorort. Von deutscher Seite mit dabei: Metro-Chef Olaf Koch, die Bosse der Chemieriesen BASF und Bayer, Kurt Bock und Marijn Dekkers. Auch E.on-Chef Johannes Teyssen kam nach Moskau.

BASF und Bayer halten sich bedeckt

Offiziell will sich im Nachhinein keiner der Beteiligten zu den Inhalten der Gespräche äußern. Klar ist nur, sie waren wichtig für die Konzernbosse, sonst wären sie nicht persönlich angereist. Bei BASF heißt es dazu, die verhängten Sanktionen hätten keine unmittelbaren Auswirkungen auf ihr Geschäft. Man könne aber nicht ausschließen, dass sich das im Laufe der Zeit noch ändere.

Ebenso zugeknöpft gibt sich der Leverkusener Konkurrent Bayer. Konkrete Inhalte des Gedankenaustauschs? Dazu macht Bayer keine Angaben. Stattdessen kommt wie bei der BASF eine sorgfältig abgestimmte Erklärung: „Es geht bei diesen Treffen vor allem darum, die russische Regierung dabei zu unterstützen, internationale Standards einzuführen.“

Das betreffe zum Beispiel den Schutz geistigen Eigentums, die Produktregistrierung oder auch die Frage, wie der Marktzugang für Produkte geregelt werde. „Der Zugang zu Medikamenten ist ja in Russland wie auch international ein großes Thema.“

Und dann heißt es fast identisch wie bei der BASF: „Die Treffen des FIAC finden seit 1994 statt. Wir sehen uns dabei mit den anderen Unternehmen als Ratgeber der russischen Regierung im direkten Dialog. Die Inhalte dieser Treffen kommentieren wir nicht.“

E.on schweigt komplett

Wer glaubt, dass nur die Chemieriesen so zugeknöpft sind, irrt. Der Handelsriese Metro will sich genauso wenig zu den Details des Treffens äußern. Bestätigt wird nur, dass Vorstandschef Koch tatsächlich beim FIAC-Treffen war. Der Energiekonzern E.on will nicht einmal das zugeben. „Kein Kommentar“, heißt es dort kurz und knapp.

51 Vorstandschefs aus den unterschiedlichsten Branchen, von den verschiedensten Konzernen weltweit, gehören dem FIAC an. Coca-Cola ist ebenso dabei wie BP oder der Nahrungsmittelriese Nestlé. Angeblich beträgt der Wert aller Investments dieser Firmen in Russland mehr als 120 Milliarden Euro.

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Business as usual also. Der Konflikt mit der Ukraine hat wenig geändert. Die Konzerne versuchen, den Wert ihrer Investments zu sichern. Das Geschäft am Leben zu erhalten. Aus Teilnehmerkreisen war zu hören, es habe sich bei dem jüngsten Treffen um ein „turnusgemäßes Jahresmeeting und nicht um eine spontane oder aus einem bestimmten aktuellen Grund anberaumte Sitzung“ gehandelt.

Angst ums Geschäft

Nur aus Moskau kommen einige Hinweise, worum es in den Gesprächsrunden der Bosse mit dem Ministerpräsidenten gegangen sein könnte. Die russische Zeitung „Kommersant“ berichtete nach dem Treffen, dass die Unternehmenschefs aus dem Westen die Russen darum baten, das Gesetz zur Aufbewahrung persönlicher Daten von Russen auf dem Territorium des Landes zu revidieren. Angeblich hatten die Ausländer an den russischen Telekommunikations- und den Wirtschaftsminister deshalb einen Appell gerichtet.

Nun bereite auch Medwedjew eine Verfügung vor, zitiert „Kommersant“ seine Sprecherin Natalja Timakova. Die ausländischen Firmen gehen nämlich davon aus, dass das neue Gesetz die Tätigkeit aller Konzerne in Russland behindern könnte. Der Grund: Die Verwendung jeglicher Datenbanken und „Cloud“-Technologien außerhalb russischen Territoriums könnte zu einer Verletzung dieses Gesetzes führen.

Würden keine Änderungen im Gesetz vorgenommen, wären Probleme bei Finanzoperationen, beim Personalmanagement und bei der dienstlichen Korrespondenz die Folge. Das neue Gesetz sieht die Verpflichtung vor, Personaldaten von russischen Mitarbeitern auf Datenträgern zu speichern und zu verwalten, die in Russland liegen, wobei der Standort gemeldet werden muss.

Gesprächsfaden soll nicht reißen

In der Bundesregierung selbst will sich keiner dazu äußern, was man von der Reise der vier zu Medwedjew und den möglichen Gesprächsthemen hält. Da das alles nicht unter die getroffenen Sanktionen falle, sei es eine Entscheidung der Unternehmen selbst, hieß es in Regierungskreisen. Gleichzeitig wies man auf deren Verantwortung angesichts der aktuellen Lage hin.

Man gibt sich also zurückhaltend. Einer der angereisten Konzerne weist sogar darauf hin, dass man in der Bundesregierung explizit daran interessiert sei, den Gesprächsfaden mit den Herrschern in Moskau nicht abreißen zu lassen – auch auf geschäftlichem Gebiet nicht.

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