Ratgeber

Kunden am Haken So ködern Banken zinshungrige Sparer

Geldinstitute haben ihren Kunden derzeit kaum eine attraktive Verzinsung für ihr Erspartes anzubieten. Da gilt es, maue Angebote attraktiv erscheinen zu lassen. Anleger sollten auf der Hut sein, warnt Stiftung Warentest.

Bisweilen trügt der Schein.

Bisweilen trügt der Schein.

(Foto: imago stock&people)

Tagesgeld, Festgeld und Banksparplan – einfache Anlageformen, kein Risiko, kaum Zinsen: So in etwa lässt sich das derzeitige Dilemma sicherheitsorientierter Sparer zusammenfassen. Um ihre wenig attraktiven Offerten rentabler erscheinen zu lassen, locken die Geldinstitute mit zum Teil kreativen Zinsversprechen. Interessierte sollten deshalb das Kleingedruckte aufmerksam lesen. Die Stiftung Warentest zeigt die gängigsten Methoden.

Neukundenangebote

Der vermeintlich attraktive Zinssatz gilt nur für kurze Zeit. Kaum ist der so umworbene Neukunde zum Bestandskunden geworden, stürzen die Zinsen ab. So beobachtet bei Wüstenrot direct. Die versprochenen 1,3 Prozent Zinsen bekommen Sparer für ihr Tagesgeld nur die ersten drei Monate. Danach gibt es nur noch 0,4 Prozent Zinsen. Zudem ist das Angebot bei 10.000 Euro gedeckelt. Ähnlich verfahren auch die Volkwagenbank, ING-Diba oder 1822direkt.

Zinsen mit Bedingung

Die hohen Zinsen für das Tagesgeldkonto gibt es nur bei entsprechender Gegenleistung. So verspricht beispielsweise CortalConsors seinen Neukunden 3 Prozent Zinsen. Allerdings nur, wenn die so Umworbenen mit ihrem gesamten Wertpapierdepot in Höhe von mindestens 6000 Euro zu den Franzosen umziehen. Zudem muss das Anlagekonto bei der alten Bank aufgelöst werden. Ein ähnliches Angebot gibt es bei der DAB Bank.

Spiel auf Zeit

Das Angebot: Je länger ein Kunde sein Geld auf dem Konto lässt, desto mehr Zinsen bekommt er. Klingt erst einmal gut, ist in der Praxis allerdings vollkommen unrentabel, wie ein Angebot der PSD Bank Berlin-Brandenburg zeigt. Beworben wird das "PSD WachstumsSparenSprint" mit bis zu 1 Prozent Zinsen. Tatsächlich bekommen Kunden diesen Zinssatz aber nur, wenn sie ihr Geld drei Jahre liegen lassen – und auch dann nur für das letzte halbe Jahr. Für die restlichen zweieinhalb Jahre sind es nur 0,3 Prozent. Macht über die drei geforderten Jahre eine Gesamtverzinsung von 0,58 Prozent. Bei einer derzeitigen Inflationsrate von 0,8 Prozent.

Wiederanlage inklusive

Wem das Geldinstitut mit einem Festgeldangebot zum Ende der Laufzeit auch eine automatische Wiederanlage anbietet, sollte vorsichtig sein. Ansonsten wird das freigewordene Kapital erneut für die gleiche Laufzeit - allerdings zu dann gültigen Konditionen - neu angelegt. So beobachtet bei SWK Bank. Wer fest mit seinem Geld geplant hat, schaut dann in die Röhre. Um diese Abofalle zu umgehen, müssen Kunden selbst aktiv werden.

Kein Zinseszins

Statt die erwirtschafteten Erträge am Jahresende dem Sparkapital zuzuschlagen und mitzuverzinsen, werden die Zinsen unverzinst gesammelt und am Ende der Laufzeit ausgezahlt. Dadurch, dass der Zinseszins einbehalten wird, verlieren Sparer Geld. So macht es zum Beispiel die Oyak Anker Bank. Legen Kunden hier beispielsweise 20.000 Euro für fünf Jahre zu 1,5 Prozent Zinsen an, gehen ihnen durch diese Praxis 45,68 Euro verloren. Bei 4 Prozent wären es schon 330 Euro. Die tatsächliche Rendite liegt durch den einbehaltenen Zinseszins bei nur 1,46 Prozent.

Sparer sind also gut beraten, grundsätzlich bei Tages-, Festgeld und Banksparplänen nicht nur auf die im Angebot ausgewiesenen Zinsen zu achten. Vielmehr sollte die tatsächliche Rendite (der effektive Jahreszins) auch durch hartnäckige Nachfrage in Erfahrung gebracht werden.

Quelle: ntv.de, awi

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