Die Nato plant laut einem Medienbericht fünf neue Stützpunkte in Osteuropa. Auf den Basen in den drei baltischen Staaten sowie in Polen und Rumänien sollten Logistiker, Aufklärer und Planer Manöver vorbereiten und im Ernstfall Einsätze führen, berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS). Einzelheiten sollten nach dem Nato-Gipfeltreffen in Wales ausgearbeitet werden, der für Donnerstag und Freitag terminiert ist.

Der Zeitung zufolge will die Nato bei dem Treffen einen Plan zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft beschließen. Darin werde Russland als "Bedrohung für die euroatlantische Sicherheit" eingestuft. Deshalb wolle die Allianz auch eine Eingreiftruppe mit etwa 4.000 Mann aufbauen. Sie solle innerhalb von zwei bis sieben Tagen in Krisengebiete verlegt werden können.

Die Nato hat Russland vorgeworfen, die Separatisten im Osten der Ukraine mit Waffen und Soldaten zu unterstützen. Vor allem Länder wie Polen, Estland, Lettland und Litauen fühlten sich durch das Verhalten Russlands bedroht. Der scheidende Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hatte den Aufbau von Stützpunkten bereits vor einigen Tagen in einem Guardian-Interview angekündigt, Einzelheiten aber offengelassen.

Luftwaffe im Baltikum

Im Zuge der Rotation von Nato-Kampftruppen will offenbar auch Deutschland weitere Einsatzkräfte nach Osteuropa schicken. Anfang kommenden Jahres soll laut FAS eine Kompanie mit etwa 150 Soldaten in das Baltikum oder nach Polen verlegt werden und dort eine US-Einheit ablösen. Der Ort sei jedoch noch nicht bekannt, hieß es. Das Verteidigungsministerium wollte diese Angaben nicht bestätigen.

Bereits von Montag an beteiligt sich die Bundeswehr erstmals seit dem Beginn der Krise in der Ukraine an der Überwachung des Luftraums über den baltischen Nato-Mitgliedstaaten. Mehr als 150 Soldaten und vier Flugzeuge vom Typ Eurofighter wurden hierfür in der vergangenen Woche zum Nato-Flugplatz Ämari in Estland entsandt. Zwei weitere Eurofighter sollen in Deutschland in Bereitschaft sein.

Estland, Lettland und Litauen gehören seit dem Jahr 2004 der Nato an, sind aber nicht in der Lage, ihren Luftraum selbst zu sichern, weshalb Nato-Partner das sogenannte Air Policing von Beginn an übernahmen. Die Bundeswehr beteiligte sich seither bereits fünf Mal daran, zuletzt im Jahr 2009. Der neue deutsche Einsatz soll vier Monate dauern. Er ist ein zusätzlicher Beitrag über die übliche Luftraumüberwachung hinaus.

Asselborn: Diplomatie stößt an Grenzen

Um den Druck auf Russland zu erhöhen, dringen zudem mehrere Mitgliedstaaten laut einem Bericht des Spiegel darauf, die Nato-Russland-Gründungsakte aufzukündigen. Die Bundesregierung sei gegen die Kündigung der Vereinbarung, die der Nato Beschränkungen bei der Stationierung von Truppen auf dem Gebiet des ehemaligen Ostblocks auferlegt. Befürwortet werde ein solcher Schritt aber von Polen, den baltischen Staaten und Kanada. "Die Diplomatie stößt angesichts der immer neuen russischen Aggressionen an ihre Grenzen", sagte der Luxemburger Außenminister Jean Asselborn. Es stelle sich die Frage, ob bei Russlands Staatschef Wladimir Putin auf dem Verhandlungsweg noch etwas zu erreichen sei.

Angesichts der verfahrenen Lage im Konflikt mit Russland kündigte der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk an, sein Land werde die Mitgliedschaft in der Nato anstreben. Rasmussen hatte erklärt, er respektiere den Wunsch. Eine Nato-Mitgliedschaft gilt in absehbarer Zeit aber als unwahrscheinlich. So sieht das auch die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen: "Ein tatsächlicher Beitritt würde ohnehin lange dauern, da die Ukraine in vielen Punkten nicht die Kriterien erfüllen könnte, die sich die Nato für eine Aufnahme weiterer Mitgliedstaaten gegeben hat", sagte sie der Bild am Sonntag.