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Bundesnetzagentur Rund 345.000 Haushalten wurde der Strom gesperrt

Wegen steigender Preise können immer mehr Bundesbürger ihre Stromrechnung nicht zahlen. Fast 345.000 Haushalten wurde nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen im vergangenen Jahr zeitweilig der Strom abgeklemmt.
Umspannwerk in Hamburg (Archivbild): Soziale Probleme bei der Energiewende

Umspannwerk in Hamburg (Archivbild): Soziale Probleme bei der Energiewende

Foto: Daniel Reinhardt/ dpa

Hamburg - Die Zahl der Stromsperren hat sich im vergangenen Jahr erneut erhöht. 344.798 Haushaltskunden in der Grundversorgung wurde 2013 zeitweise der Strom abgeklemmt, heißt es im Monitoringbericht der Bundesnetzagentur (BNetzA), der offiziell Anfang Dezember vorgestellt werden soll und der SPIEGEL ONLINE vorab vorliegt. Das waren gut 23.000 Sperrungen mehr als 2012 und rund 33.000 mehr als 2011.

Noch weit mehr Haushalte haben Probleme mit ihrer Stromrechnung. Fast sieben Millionen Mahnverfahren seien 2013 so weit gegangen, dass die Lieferanten ankündigten, den Strom zu kappen, heißt es sinngemäß im Monitoringbericht. 2011 hatte es rund sechs Millionen solcher Drohungen gegeben.

Stromversorger können die Belieferung von Haushalten mit elektrischer Energie einstellen, wenn Rechnungen trotz Mahnverfahren über längere Zeit nicht bezahlt werden. Allerdings muss die Maßnahme in einem angemessenen Verhältnis zur ausstehenden Summe stehen und darf nicht die Gesundheit zum Beispiel von kranken Menschen oder Kindern gefährden. Daneben kann eine Stromsperre auch mit dem Verstoß gegen Sicherheitsvorschriften oder Stromdiebstahl durch das Umgehen von Zählern begründet werden.

Hauptgrund für die wachsenden sozialen Probleme sind die stark steigenden Strompreise. Seit 2002 haben sich die Kosten für die Verbraucher fast verdoppelt. Auch 2013 und 2014 zogen die Strompreise kräftig an, einerseits weil die Umlage für erneuerbare Energien stieg, andererseits weil die großen Stromversorger sinkende Kosten nicht an die Verbraucher weitergaben. 2015 zeichnet sich eine leichte Entspannung ab. Im Schnitt sind zum Jahreswechsel Preissenkungen um 2,4 Prozent geplant, schreiben Preisvergleichsportale wie Verivox und Check24.

Gesperrter Sicherungskasten in Dortmund

Gesperrter Sicherungskasten in Dortmund

Foto: SPIEGEL ONLINE

Der Ausbau der erneuerbaren Energien kam laut Bundesnetzagentur 2013 gut voran. Laut Monitoringbericht gingen Land-Windräder mit einer Kapazität von 2,9 Gigawatt ans Netz, dazu Solaranlagen mit einer Kapazität von 2,6 Gigawatt. Insgesamt hatten alle in Deutschland installierten Ökostromanlagen Ende 2013 demnach eine Kapazität von 83,5 Gigawatt, heißt es in dem Bericht. Liefen sie alle gleichzeitig auf Hochtouren, könnten sie den Strombedarf der Bundesrepublik zu 100 Prozent decken.

Der Ausbau des deutschen Stromnetzes kommt laut Bundesnetzagentur ebenfalls etwas in Fahrt. Von den rund 1856 Kilometern der sogenannten EnLag-Trassen, die laut Bundesregierung vorrangig gebaut werden müssen, seien inzwischen rund 420 Kilometer, also knapp ein Viertel, fertiggestellt, heißt es im Monitoringbericht. Ende 2013 waren erst 52 Kilometer realisiert gewesen.

Die BNetzA mahnt beim Netzausbau weiterhin Tempo an. Nach Einschätzung der Übertragungsnetzbetreiber "sollen bis zum Jahr 2016 etwa 40 Prozent der Leitungen fertiggestellt sein", heißt es im Monitoringbericht. Sonst drohen Engpässe in Deutschlands Stromversorgung.

Mit Material von AFP