Katholische Kirche :
Franziskaner in Geldnot

Von Jörg Bremer, Rom
Lesezeit: 2 Min.
Franziskaner in Bethlehem
Die Leitung des zur Askese verpflichteten Franziskaner-Ordens hat finanzielle Probleme. Es geht um zweifelhafte Geschäfte, den Kauf eines Luxus-Hotels und einige Millionen Euro Schulden. Nun ermittelt die italienische Justiz.

Die Ordensleitung der Franziskaner ist in „erhebliche finanzielle Schwierigkeiten“ geraten. Das hat jetzt ihr amerikanischer Generaloberer, Frater Michael Perry, auf der Ordens-Webseite an alle Angehörigen seines „Ordens der Minderen Brüder“ mitgeteilt.

Schon im September hätten interne und externe Untersuchungen im Amt des vormaligen Schatzmeisters „zweifelhafte Operationen“ und einige Millionen Euro Schulden aufgedeckt. In Medienberichten ist sogar von Betrug und Waffengeschäften die Rede. Der Ordensschatzmeister Pater Giancarlo Lati trat mittlerweile offiziell aus Gesundheitsgründen von seinem Amt zurück.

Perry schreibt, der genaue Umfang des Schadens müsse geklärt werden. Weil ordensfremde Personen eine maßgebliche Rolle in dem Fall spielten, habe er staatliche Behörden um Hilfe gebeten. Papst Franziskus sei schon lange informiert. Die Ordensleitung werde alles dafür tun, „um Transparenz zu schaffen“.

Auch Papst Franziskus ist schon über die Finanznot des Franziskanerorden informiert.
Auch Papst Franziskus ist schon über die Finanznot des Franziskanerorden informiert.AFP

Die Franziskaner, eine der Franziskanischen Gemeinschaften, verfügen in vielen Ländern über Klöster. Sie sind auch verantwortlich für den Konvent an der Basilika des heiligen Franz von Assisi in seiner umbrischen Heimatstadt. Der Ordensgründer lebte von 1182 bis 1226 und wurde wegen seiner Anspruchslosigkeit „Poverello“ also „kleiner Armer“ genannt.

Aber diese Klöster arbeiten wirtschaftlich autonom und sind darum nicht vom Finanzskandal der Ordenskurie in Rom betroffen, über die in den italienischen Zeitungen derzeit viele Gerüchte kursieren.

Beträge in Millionenhöhe fehlen

Der „Corriere della Sera“ berichtet, wegen des Kaufs und der Renovierung des Hotels „il Cantico“ unweit des Vatikans sei ein Betrag in Millionenhöhe verschwendet worden. Es handle sich um ein Luxushotel, das nicht zum Bild des heiligen Franz von Assisi passe. Das Hotel sei von dem ehemaligen Franziskanerpater Lati betrieben worden, der auch schon einen Führungsposten in der ebenfalls finanziell in Bedrängnis geratenen Bank Monte dei Paschi di Siena hatte.

Das Ganze rieche nach Betrug, schreibt die Zeitung. Die Staatsanwaltschaft gehe dem Verdacht der Unterschlagung nach. In dem Hotel in Rom tagt gerne Italiens Bischofskonferenz.

Die Turiner Zeitung „La Stampa“ will erfahren haben, dass auch die Staatsanwaltschaft in der Schweiz eingeschaltet sei. Sie habe schwarze Konten der Ordensführung über viele Millionen Euro unter dem Verdacht beschlagnahmt, das Geld sei in Geschäfte mit Waffen und Rauschgift geflossen.

Das Ganze sei aufgeflogen, als noch Perrys Vorgänger José Rodriguez Carballo den Orden führte. Erzbischof Carballo versah sein Amt von 2003 bis 2013 und ist heute Sekretär, also der zweite Mann in der Ordenskongregation im Vatikan unter Kardinal João Braz de Aviz. Durch die zweifelhaften Geldgeschäfte sei die Ordensführung nun wirklich so arm, wie es der heilige Franz gewollt habe.