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Papst-Vertrauter warnt vor "theologischem Krieg" um Geschiedene

Kardinal Kasper: "Ziel der Polemik ist der Papst."
Kardinal Kasper: "Ziel der Polemik ist der Papst." ©AP
Nachdem sich fünf hochrangige Kardinäle, darunter der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, gemeinsam gegen Zugeständnisse der Kirche an geschiedene Katholiken ausgesprochen haben, warnt der deutsche Papstvertraute Walter Kasper vor einem "theologischen Krieg" in der am 1. Oktober beginnenden Familiensynode.
Neuer Kurs: Aufstand gegen Papst

“In der nächsten Synode wollen einige einen theologischen Krieg auslösen. Die Kirchendoktrin ist offen, aber einige wollen eine ‘eingefrorene’ Wahrheit. Ziel der Polemik bin nicht ich, sondern der Papst”, betonte Kardinal Kasper im Interview mit der italienischen Tageszeitung “Il Mattino”. Der emeritierte Kurienkardinal hatte im Februar hinter verschlossenen Türen und im Auftrag von Franziskus eine Grundsatzrede zu Ehe und Familienseelsorge gehalten. Der Papst hat mehrmals seine Sympathien für Kaspers theologisches Schaffen geäußert.

Unterschiedliche Situationen bei gescheiterten Ehen

Auch bei gescheiterten Ehen gebe es unterschiedliche Situationen, die berücksichtigt werden müssen. “Ich bin nicht für eine unkritische Öffnung. Ich lade ein, die einzelnen Situationen zu überprüfen. Der zeitgenössische Individualismus und der Konsumismus haben die traditionelle Kultur der Familie infrage gestellt und die Kirche wird von diesen neuen Situationen herausgefordert”, betonte Kasper.

Buch: Kardinäle protestieren gegen neuen Kurs

Am 1. Oktober erscheint in Italien und in den USA das Werk “Das Verbleiben in der Wahrheit Christi: Ehe und Kommunion in der katholischen Kirche”. Darin behaupten fünf Kardinäle, dass die katholische Lehre keinen Spielraum für Änderungen im kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen lasse. Eine Zulassung dieser Personengruppe zur Kommunion sei nicht möglich, weil sie dem Dogma von der absoluten Unauflöslichkeit der Ehe widerspreche.

Im Buch sind Beiträge von Kardinal Müller, sowie des Kardinals Raymond Leo Burke, Präfekt der apostolischen Signatur, von Walter Brandmüller, emeritierter Präsident des päpstlichen Komitees für historische Wissenschaften, vom Erzbischof von Bologna, Carlo Caffarra, einem der Theologen, die Papst Johannes Paul II. bei Themen zur Familie am nächsten standen, und von Velasio De Paolis, emeritierter Präsident der Präfektur für die Wirtschaftsaktivitäten.

Erste öffentliche Stellungnahme gegen Papst-Kurs

Das Buch der fünf Kardinäle ist eine erste öffentliche Stellungnahme gegen den Kurs von Papst Franziskus. Dieser hatte am Sonntag erstmals eine Hochzeitszeremonie im Petersdom geleitet und dabei auch Paare mit bereits vorhandenen Kindern getraut. Zu den 20 Paaren, die für die Trauung am Sonntag ausgesucht wurden, gehörten auch welche, die schon zusammenleben. Zugelassen wurden auch Hochzeitspaare, von denen ein Partner schon einmal verheiratet war und dessen Ehe annulliert wurde.

Anfang Oktober will eine Bischofssynode in Rom über die Lehren der katholischen Kirche zu Familie und Sexualmoral beraten. Dabei zeichnet sich ab, dass einige Regeln auf den Prüfstand gestellt werden sollen.

(APA)

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