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Beihilfe zur Steuerhinterziehung Hoeneß' Banker auf der Flucht

Der ehemalige Finanzberater von Uli Hoeneß hat sich nach SPIEGEL-Informationen in die Schweiz abgesetzt. Ein schwerer Schlag für die deutschen Ermittler, die den Banker wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung zur Rechenschaft ziehen wollen.
Ex-Bayern-Präsident Hoeneß: Banker getürmt

Ex-Bayern-Präsident Hoeneß: Banker getürmt

Foto: Christof Stache / Pool/ picture alliance / dpa

Hamburg - Das Leben von Uli Hoeneß soll unter dem Titel "Der Patriarch" verfilmt werden. Es soll ein Dokumentarfilm werden, der den Aufstieg und Fall des ehemaligen Präsidenten des FC Bayern München abhandelt. Die Steueraffäre und die Hinterziehung von annähernd 25,8 Millionen Euro dürfen in der Geschichte freilich nicht fehlen.

Möglicherweise müssen die Drehbuchautoren nun noch ein weiteres Kapitel hinzufügen. Eine Fluchtszene, die den Fall Hoeneß nun endgültig zum echten Thriller macht.

Denn Hoeneß' ehemaliger Banker, der Schweizer Jürg Hügli, 61, befindet sich nach Informationen des SPIEGEL auf der Flucht vor den deutschen und polnischen Justizbehörden. Am 11. November soll sich der langjährige Leiter Devisenabteilung des Zürcher Bankhauses Vontobel zum letzten Mal entsprechend seiner Meldeauflagen bei einer polizeilichen Dienststelle in Warschau zurückgemeldet haben. Wenige Tage später setzte sich Hügli in die Schweiz ab. Hügli war am 22. Oktober wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung mit einem internationalen Haftbefehl an seinem Warschauer Zweitwohnsitz festgenommen worden. Nachdem Vontobel eine Kaution von knapp 300.000 Schweizer Franken gezahlt hatte, kam er unter strengen Meldeauflagen wieder auf freien Fuß. Der Banker musste seinen Reisepass abgeben und sich alle zwei Tage bei der Polizei in Warschau melden.

Seine Flucht in die Schweiz ist für die deutschen Ermittler mehr als ärgerlich. Der Banker, der sich offenbar in seinem Haus am Zürichsee aufhält, ist dort zunächst vor dem Zugriff der deutschen Justiz sicher. Die Schweiz liefert ihre Staatsbürger wegen Steuerdelikten nicht aus. Weder die Staatsanwaltschaft München II noch Hüglis deutscher Anwalt wollten sich auf Anfrage des SPIEGEL zu der Flucht äußern.

Hügli war in Geldangelegenheiten der wichtigste Vertraute von Ex-Bayern-Boss Hoeneß. Der Top-Banker betreute die Millionendeals des Fußballmanagers schon seit Ende der Neunzigerjahre, wickelte zahlreiche Geschäfte mit dem nun zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilten Hoeneß ab. Die Staatsanwaltschaft München II erließ bereits im Juni einen europäischen Haftbefehl gegen Hügli, der Vorwurf lautet: Beihilfe zur Steuerhinterziehung in sieben Fällen. Zur Dauer einer möglichen Strafe schreiben die Ermittler: "Insgesamt höchstens 15 Jahre".

Im Haftbefehl, der dem SPIEGEL vorliegt, erläutern die Ermittler auch die Zusammenarbeit von Hoeneß und Hügli: "Die Geschäfte wurden ausschließlich telefonisch abgewickelt und die Belege banklagernd verwahrt. Dadurch wurde, wie der Beschuldigte Hügli wusste, die Verheimlichung der Geschäfte vor dem deutschen Fiskus ermöglicht beziehungsweise wesentlich erleichtert."