Schweizer stimmen über Initiative zur Bevölkerungsbegrenzung ab

"Ecopop" soll auch den Geburtenanstieg in Drittweltländern eindämmen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Am Sonntag stimmen die Schweizer nicht nur darüber ab, ob ihre Nationalbank zukünftig mindestens ein Fünftel ihrer Bilanzsumme in Gold bereithalten muss, sondern auch über eine Initiative mit dem Namen Ecopop. Sie will durch eine jährlicher Zuwanderungsobergrenze in Höhe von 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung dafür sorgen, dass die Einwohnerzahl der Eidgenossenschaft unter neun Millionen bleibt.

Der Initiative geht es aber nicht nur über eine Bevölkerungsbegrenzung in der Schweiz, sondern weltweit: Dazu soll die Schweiz künftig mindestens zehn Prozent der Entwicklungshilfe für Maßnahmen zur freiwilligen Familienplanung in Drittweltländern verwenden.

Warum das sinnvoll sein könnte, hat China gezeigt: Durch die Ein-Kind-Politik dort wandelte sich die Haltung gegenüber Kindern: Den Einzelkindern wurde nicht nur mehr Fürsorge, sondern auch mehr Bildung zuteil - im eigenen Interesse der Eltern, die durch ein höheres Einkommen des Einzelkindes ihre Chancen auf Zuwendungen im Alter erhöhten.

So konnte auch in traditionell bildungsfernen Schichten der Sprung aus dem Elend geschafft werden. Das ist auch in anderen Ländern möglich: Haben Eltern nur eins statt vielen Kindern, dann können sie ihre begrenzten Ressourcen auf dessen Ausbildung konzentrieren, so dass aus ihm später einmal etwas Produktiveres werden kann als ein Salafist oder ein Computerschrottverbrenner.

Dabei muss nicht unbedingt mit Zwang gearbeitet werden: Nach Zahlen der gemeinnützigen Stiftung Weltbevölkerung würden weltweit mehr als 200 Millionen Frauen gerne weniger Kinder haben - aber ihnen fehlen ökonomische, rechtliche und soziale Instrumente zur Familienplanung. Würde ihnen geholfen, dann könnte man nach Ansicht der Stiftungsgeschäftsführerin Renate Bähr nicht nur ihr Leben verbessern, sondern auch den "Druck auf Umwelt und Klima" verringern.

Werbevideo der Ecopop-Initiative

Um diesen "Druck auf Umwelt und Klima" geht es auch der Initiative, deren Name sich aus den Wörtern "Écologie" und "population" zusammensetzt. Weil Ecopop-Befürworter in diesem Zusammenhang darauf hinwiesen, dass eine Person in der Schweiz deutlich mehr Ressourcen verbraucht als in Afrika, warf der Staatssekretär Yves Rossier der Initiative "Ökofaschismus" vor, was er nach einer Klageandrohung öffentlich zurücknehmen musste. Das dürfte dazu beigetragen haben, dass das Hauptargument der Gegner aktuell die Warnung vor Schäden für die schweizerische Wirtschaft ist.

Für Deutsche und Österreicher hätte die Initiative insofern potentiell negative Konsequenzen, als eine Einwanderung in die Eidgenossenschaft im Falle einer Annahme auch für sie deutlich schwerer wird. Andererseits hätten sie dann einen Anreiz, die Bedingungen in ihren Heimatländern zu verbessern und sich dort beispielsweise dafür einzusetzen, dass es mehr Volksabstimmungen gibt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.