Dinosaurier: Aussterben vermutlich durch Einschlag und Eruption

Zum Aussterben der Dinosaurier könnten tatsächlich auch grosse Lavaströme beigetragen haben

Forscher haben vulkanisches Gestein des «Dekkan-Trapps» in Indien genauer datiert als zuvor. Ihre Resultate stützen die These, dass die Eruption eine Rolle beim Massenaussterben vor 66 Millionen Jahren gespielt hat.

Sven Titz
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Der Geologe Stephen Self von der University of California untersucht Lavagestein des Dekkan-Trapps im Westen Indiens. (Bild: Loÿc Vanderkluysen)

Der Geologe Stephen Self von der University of California untersucht Lavagestein des Dekkan-Trapps im Westen Indiens. (Bild: Loÿc Vanderkluysen)

Die Ursache für das Aussterben der Dinosaurier ist noch längst nicht vollständig geklärt. Gewiss sind die Hinweise, dass der Einschlag eines Asteroiden oder eines Kometen der Auslöser war, sehr überzeugend: Das Alter des Chicxulub-Kraters an der Küste der heutigen mexikanischen Halbinsel Yucatán stimmt ziemlich genau mit dem Beginn des Massenaussterbens vor 66 Millionen Jahren überein. Doch es gibt darüber hinaus auch eine mögliche Erklärung, die einen weiteren Faktor enthält: Zusätzlich zu dem Einschlag könnte die Freisetzung von Gasen durch riesige Lavaströme in Indien zu dem Aussterben beigetragen haben. Und vielleicht, so fügen manche Forscher an, habe der Einschlag die Eruption noch intensiviert.

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Zwei Studien legen jetzt nahe, dass die Lavaströme tatsächlich eine Rolle gespielt haben. Demnach ereignete sich die stärkste vulkanische Aktivität in grosser zeitlicher Nähe zu dem Einschlag und dem Beginn des Aussterbens. Untersucht haben die Forscher Flutbasalte des sogenannten Dekkan-Trapps im Westen Indiens. Diese ehemaligen Lavaschichten sind bis zu zwei Kilometer dick und erstrecken sich über eine Fläche von rund 500 000 Quadratkilometern. Die beiden Teams haben das Gestein neu datiert und versucht den zeitlichen Verlauf der Eruption zu rekonstruieren.

Die Forscher bestimmten das Alter des Lavagesteins anhand von Isotopenanalysen, wie sie jetzt im Wissenschaftsmagazin «Science» erläutern.1,2 Das Team um Blair Schoene von der Princeton University untersuchte Isotope von Uran und Blei, die in dem Mineral Zirkon enthalten sind. Das radioaktive Uran-Isotop zerfällt allmählich; es wandelt sich in das Blei-Isotop um. Dadurch kann man das Mengenverhältnis der beiden Isotope zur Datierung nutzen. Die andere Gruppe um Courtney Sprain von der University of California in Berkeley wertete das Mengenverhältnis zweier Argon-Isotope aus, die in vulkanischem Feldspat enthalten sind. Nicholas Arndt von der Université Grenoble Alpes, der nicht an den Studien beteiligt war, lobt die «bemerkenswert genaue Datierung» durch die beiden Forscherteams.

In wichtigen Punkten sind sich die beiden Teams aufgrund ihrer Analysen einig: Die vulkanische Aktivität fing ungefähr 400 000 Jahre vor dem Massenaussterben an und ging mindestens 500 000 Jahre lang weiter. Auch halten es beide für plausibel, dass die Entstehung der Flutbasalte zu dem Aussterben beigetragen hat. Bei so einer Eruption wird sowohl Kohlendioxid (CO2) als auch Schwefeldioxid (SO2) freigesetzt. Das Treibhausgas CO2 führt zu einer Erwärmung; SO2 kann einen Schleier aus Partikeln erzeugen, der Abkühlung bringt. Welcher Effekt wann überwog, ist noch unklar, aber die Biosphäre wurde auf jeden Fall durch die Emissionen beeinträchtigt. Für eine tatsächliche Auswirkung der Eruption spricht auch, dass fast alle Massenaussterben mit derartigen Lavaströmen erklärt werden.

Unterschiedlich beurteilen die Forscher den zeitlichen Verlauf. Hier gehen ihre Interpretationen auseinander: Gemäss der Gruppe um Schoene gab es vier Maxima der vulkanischen Aktivität, und das grösste Maximum begann schon vor dem Einschlag. Demnach wäre es unwahrscheinlich, dass der Einschlag die Vulkanaktivität entscheidend verstärkt hat. Genau das halten die Forscher um Sprain aber durchaus für denkbar. Denn nach ihrer Analyse quollen 75 Prozent der Lava erst nach dem Einschlag aus der Erde. Um die kausalen Umstände des Aussterbens weiter zu erhellen, sind nun noch genauere Analysen notwendig.

Anm. d. Red.: In einer früheren Version des Artikels hiess es, die vulkanische Aktivität habe 400 Millionen Jahre vor dem Massenaussterben angefangen und mindestens 500 Millionen Jahre angedauert. Richtig muss es heissen 400 000 und 500 000 Jahre.

1 Science, Online-Publikation vom 21. Februar 2019; 2 ebenda.