Sa. 20. Oktober 2018 um 19:49

Google will bis zu 40 Dollar für Android Apps

von Yves Jeanrenaud 10 Kommentare
Lesedauer: 5 Minuten

Vor kurzem hat Google verkündet, dass die Apps aus Mointain View, die auf nahezu jedem Android Phone zu finden sind, zukünftig nicht mehr gratis für die Hersteller sein werden. Warum? Weil die EU-Kommission entschieden hatte, dass die Lizenzbestimmungen dafür wettbewerbsverzerrend sind. Konkret ging es darum, dass jeder Smartphone-Hersteller, der eine App von Google, sei es der Play Store, Gogole Maps, Google Docs, Gmail etc. oder aber die Google Play Store Dienste überhaupt auf seinem Handy vorinstallierten wollte, dazu gezwungen war, ebenfalls Google Chrome zu installieren und Google als Standard-Suchmaschine zu nutzen. Zudem durfte, wer ein Android ohne Google Apps und Services anbot, in Zukunft nie wieder eines mit diesen verkaufen.

Google wurde deswegen zu einer Rekordstrafe von 4,34 Milliarden Euro verdonnert und musste sein Geschäftsmodell, sprich die Lizenzbedingungen für seine Apps, binnen 90 Tagen ändern. Der Tech-Riese hat zwar Revision gegen das Urteil eingelegt, das kann sich jedoch noch Jahre durch verschiedene Instanzen ziehen. Zudem muss die Anordnung, die Lizenz zu ändern, dennoch zwischenzeitlich umsetzen.

Google will darum nun von den OEM-Herstellern Geld pro Android sehen, das die Apps und Dienste von Google beinhalten soll. Wie viel und wie genau, war bisher unklar.

Erstes Dokument zu Googles neuen App-Lizenzmodell durchgesickert

Nun ist ein erstes Dokument durchgesickert, was Aufschluss über die Preisgestaltung geben könnte. Die Kollegen von The Verge haben ein vertrauliches Dokument aufgetan, dass die neuen Lizenzbedingungen betrifft.


Google Apps
Google Apps – nun bald nicht mehr gratis

Aus dem Dokument geht hervor, dass die Gebühren, die ein Hersteller für die Apps von Google zu entrichten hat, sowohl an die Pixeldichte als auch an die Region gekoppelt sind, in der das Gerät verkauft werden soll.

Der europäische Wirtschaftsraum ist von Google in drei Bereiche aufgeteilt worden. Die Länder Deutschland, Schweden, Norwegen, Grossbritannien, Grossbritannien, und die Niederlanden sind in der Gruppe mit den teuersten Lizenzen zu finden. Hier sind die Preise für die Google Mobile Services App-Suite, zu der auch der Play Store gehört, nun abhängig von der Pixeldichte der Geräte in ppi, also Pixel pro Quadratzoll: 

  1. Über 500 ppi ist eine Gebühr von 40 US-Dollar, also ca. 36 Euro bzw. 39 SFr. fällig pro Gerät.
  2. Zwischen 400 und 500 ppi kosten die Google Apps und Dienste noch 20 US-Dollar, somit ca. 18 Euro bzw. 19 SFr. pro Gerät.
  3. Unter 400 ppi sind noch 10 US-Dollar fällig, also ca. 9 Euro bzw. 10 SFr. pro Gerät.

Andere Länder kommen billiger weg, doch über diese Staffelung hat The Verge leider nicht viel gesagt. Aber in einigen Ländern wäre die tiefste PReiskategorie bei 2.50 US-Dollar pro Gerät, also etwa 2,20 Euro bzw. 2.5 SFr.

Von der Schweiz und auch von Österreich ist übrigens bisher keine Rede, die wir doch nun intuitiv auch bei den hochpreisigen Lizenzen vermutet hätten. Es kann also gut sein, dass die Schweizer Androids, weil somit für den Verkauf in einem Nicht-EU-Mitgliedsstaat bestimmt, mit einem blauen Auge davon kommen. Österreich ist vermutlich doch eher im mittleren Lizenzgebühr-Segment zu finden.

Ab dem 1. Februar 2019 wird dieses neue Preismodell für die Hersteller gelten.

Schlupflöcher möglich

Es ist aber auch bekannt geworden, dass Google separate Lizenzabkommen anbietet für Hersteller, die enger kooperieren möchten. Wer sich entschliesst, Google Chrome und den Suchanbieter Google ebenfalls vorzuinstallieren, wird um die Lizenzgebühren vermutlich herum kommen – oder zumindest einen Rabatt erhalten.

Google Chrome als Gelddruckmaschine

Man muss sich bei all dem vor Augen führen, dass der vorinstallierte Google Chrome Browserund die vorinstallierte Google Websuche die Haupteinnahmequelle von Google auf Smartphones mit Android Betriebssystemen darstellt.

Wenn ein Hersteller Chrome im App Dock platzier und die Websuche als Widget auf den Home Screen setzt, wurde von den Einnahmen die Google durch die Suchanfragen der Nutzerinnen und Nutzer machte auch ein Teil an den Hersteller abgegeben. Das und die fehlenden Lizenzkosten, die vor dem Verkauf eines einzigen Geräts schon anfallen, wie dies nunmehr der Fall sein wird und bei Microsofts Windows Mobile etwa immer war, waren wohl immer die Hauptargumente, die Hersteller zu Android bewegten.

Diese Zeiten könnten nun endgültig vorbei sein und wir, die Nutzerinnen und Nutzer, werden gerade bei hochklassigen Geräten höchstwahrscheinlich auch zumindest einen Teil der Lizenzgebühr finanziell mitbezahlen.

 

 

Quelle: TheVerge (Englisch)

Original-Artikel vom 17.10.2018

Google Apps in Europa zukünftig nicht mehr gratis

Nachdem Google von der EU-Wettbewerbskommission zu einer Rekordstrafe von 4,34 Milliarden Euro verurteilt wurde, ändert der Tech-Gigant aus Mountain View sein Geschäftsmodell für das Android Smartphone-Betriebssystem ab.

Die Hersteller durften bis anhin die Apps von Google, die so essentiell für den Betrieb eines Android-Systems sind, kostenlos vorinstallieren. Die damit verbundenen Bedingungen für die Hersteller sind für die EU aber wettbewerbsverzerrend.

 

Stein des Anstosses sind vor allem die Bedingung, auch den Google-Browser Chrome mit-installieren zu müssen und auch gleich Google als Standard-Suchmaschine vor-einzustellen, wenn man Google Apps haben möchte. Ebenso waren andere Google Apps im Pflicht-Programm für OEM enthalten. Und, noch wichtiger, verpflichtete sich ein Hersteller, keine Android-Abwandlungen, wie Fire OS von Amazon oder direkt auf dem AOSP, das Android Open Soruce Project aufbauende Betriebssystem-Distributionen wie LineageOS auf seinen Geräten zu vertreiben. Sonst durfte man den Google Play Store, GMail, Google Maps, Kalender etc. nicht installieren. Das macht es für die meisten Anwenderinnen und Anwender dann aber wieder eher kompliziert, an die geliebten Apps wie Facebook und WhatsApp zu kommen und Bezahlsysteme wie Google Pay verweigern oft auch den Dienst – aus Sicherheitsgründen. Und einmal Fire OS bedeutet gleichzeitig auch nie mehr Google Android-Dienste und Google Apps! Darum hat wohl kaum ein Hersteller wirklich darauf verzichten wollen und sich auf den Deal eingelassen.

Google Logo

Damit ist nun aber Schluss. Sowohl die Zwangs-Bündelung wie auch die Zwangs-Loyalität sind für die EU-Kommission ein No-Go.

Der Chef von Googles Android-Division Hiroshi Lockheimer schrieb zwar schon, dass Google nach wie vor anderer Meinung sei und in Berufung gehen werde. Ein Widerspruch wurde letzte Woche auch bereits bei der EU-Kommission eingereicht. Doch die Forderungen muss Google dennoch bereits in Europa umsetzen, auch wenn sich der Widerspruch nun jahrelang durch verschiedene Gerichtsinstanzen ziehen könnte.

 

Binnen 90 Tagen müssen die Zwangsbündelung und die Einschränkungen an die Hersteller verschwinden. Auch wenn Google weiterhin sein Geld überwiegend mit Werbeeinnahmen im Umfeld der Websuche verdient und dazu eigentlich Android nur als Datenlieferantin benutzt, seine Apps eben in einem gesicherten Werbeumfeld platzieren wollte, muss nunmehr deutlich nachgebessert werden. Die genaue Umsetzung überlässt die EU-Kommission wie üblich dem Unternehmen. Darum wird Google nunmehr zukünftig für Smartphones, die in der EU vertrieben werden, Lizenzgebühren für seine Apps von den Geräte-Herstellern verlangen. Von Herstellern, nicht von uns. Die Apps werden aller Wahrscheinlichkeit nach für uns auch nicht plötzlich gegen Bares angeboten werden.

Auswirkungen der EU-Anordnungen noch weitgehend unklar

Google selbst hat noch keine Angaben zu den Lizenzgebühren gemacht, auch zu deren Höhe nicht. Darum ist es unklar, ob diese Massnahme nun die Preise für Android-Smartphones nach oben trieben wird. Es kann aber auch ebenso gut sein, dass die Herstellerfirmen auf dem Handy-Markt, der sowieso schon derartig gesättigt ist, dass viele ehemals grosse Nahmen ins Straucheln geraten sind (z. B. HTC), diese Kosten nicht weiterreichen. Es ist nicht anzunehmen, dass die App-Lizenzen wirklich einen grossen Teil der Kosten der Smartphones ausmachen werden. Wenn doch, trifft es gut 80 Prozent aller verkauften Smartphones in Europa. Die Dominanz ist unterdessen schon so gross, dass kaum ein anderes Betriebssystem sich noch etablieren können wird, so dass viele kritische Stimmen der EU-Kommission vorwerfen, viel zu spät zu handeln. Wir als Endnutzerinnen und Endnutzer könnten also unter Umständen kaum etwas direkt von der Entscheidung zu spüren bekommen.

 

Was hingegen klar ist, sind weitere Schritte Googles, den Auflagen der EU-Kommission Genüge zu tun: Um unfairen Wettbewerb bei Google App und -Diensten auszuräumen, wird zukünftig auch Google Maps beispielsweise installierbar sein, ohne dass der Suchanbieter Google als Standard installiert wird oder Chrome mit-ausgeliefert werden muss.

Und die Schweiz?

Da die Schweiz nicht zur EU-Mitgliedsstaat ist bedeutet zwar eigentlich keine direkten Auswirkungen auf die Smartphones hierzulande, doch da weder Samsung, OnePlus noch HTC, Huawei noch Xiaomi oder Sony sich die Mühe machen werden, für ein einziges Land eine Ausnahme zu machen, wird sich das Urteil der EU-Kommission sehr wahrscheinlich auch auf den schweizerischen Smartphone-Markt in der einen oder anderen Weise auswirken. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Hersteller, egal ob gross oder klein, nun anfangen werden, Geräte gesondert anzubieten und nur für den schweizerischen Markt zu lizenzieren. Der Aufwand wird sich, gesetzt den Fall die Lizenzgebühren von für Google Apps und Dienste bewegen sich in gewissen Grenzen, schlicht einfach nicht lohnen.

 

 

Quelle: Handelszeitung, Google

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10 Antworten zu “Google will bis zu 40 Dollar für Android Apps”

  1. Tempest2k sagt:

    Wäre es auch einfach möglich dass man auf die Google Dienste verzichtet und ein Smartphone ohne diese anbietet? Weder maps, noch den Kalender noch Google play verwende ich, oder will es haben. Chrome kommt gar nicht in Frage. Also wäre es auch möglich auf den playstore zuzugreifen ohne all den Schnickschnack? Oder wie wäre es wenn Europa endlich was eigenes auf die Beine stellt? Immer nur strafen und keine Alternative anbieten finde ich doof. Besser spät als nie. Ich wäre durchaus bereit dazu. Ich verzichte auch auf Apps.Oder steige eben dann auf Alternativen um.

  2. Ltd Duke sagt:

    Hi,
    Da mein Lumia 950 kürzlich defekt war und ich Bammel hatte auf Android zu müssen hatte ich mich damit etwas mehr beschäftigt.
    Zum Glück gab es ein neues Austausch Gerät von der Telekom 😀
    Zurück zum Thema.
    Man kann die Android Seuche in den Griff bekommen.
    Das Zauberwort scheint F-Droid mit
    dem Yalp-Store zu sein.
    Habe es aber nicht testen können 🙂
    Im Yalp Store gibt es fast die gleichen Apps wie im Play Store.
    Irgendwie simuliert der Yalp den Play Store.
    Das scheint wohl die einzige Möglichkeit zu sein Google wirklich los zu werden.
    Aber wie gesagt, konnte das nicht selber testen.
    Und bin auch tierisch froh das ich mein Lumia erstmal weiter nutzen kann.

  3. Yves Jeanrenaud sagt:

    wie gesagt, es ist schon möglich, ein Android ohne Google Apps zu verkaufen oder eben F-Droid oder ähnliches zu nutzen. Aber bisher hat Google eben den Hersteller danach keine Android Phones mehr mit Google Apps und Diensten erlaubt. Das hat die EU-Kommission nun verboten.

  4. skycamefalling sagt:

    Mir persönlich wäre es ganz recht, wenn die Google Apps nicht standardmäßig dabei sind und man sie einfach bei Bedarf installieren kann.
    Dann müsste ich Gmail, Play Music und Filme, Fotos, Duo und den ganzen Mist nicht jedesmal deaktivieren und ich wäre nicht quasi “gezwungen” den unlöschbaren Chrome Browser zu verwenden.

    Ich denke aber, dass für uns Endkunden -wie bei EU-Entscheidungen üblich- keine Vorteile entstehen werden. Meistens wird es für uns nur komplizierter und teurer.

  5. Tempest2k sagt:

    Ist es denn so schwer ein “leeres” Betriebssystem zu verkaufen? Ich brauch und will den Google Kalender nicht, ich finde Itunes schrecklich und würde gerne Edge nutzen. Wenn das Betriebssystem leer wäre könnte ich wirklich nur das installieren was ich brauche und es so individualisieren dass mir die Grundstruktur etwas egaler wäre. Oder es wird ein Chatprogramm, ein Kalender, ein Rechner und andere ganz tief ins System integriert und jeder Hersteller kann es kompatibel machen. Heisst ob ich Whatsapp, Telegram, Signal und Co. Nutze ist egal. Es schaut aber immer gleich aus und wird unter einem Programm zusammengefasst. Von mir aus ein paar Skins, das würde reichen. Leider wirds sowas nie geben.

  6. RuedKlein sagt:

    Sehrgut…
    Vielleicht bekomme ich dann alle GoogleAps vom Handy die ich alle stammt nicht brauche…Alle…

  7. sirozan sagt:

    Google: “Wer unseren Play Store installieren will (ohne den er auf dem Markt quasi keine Chance hat) muss außerdem Chrome, die Google Suche und einen Haufen anderer Apps von uns mit vorinstallieren und darf nie andere Betriebssysteme als Android verkaufen.”
    EU-Kommission: “He, das ist unfaire Wettbewerbsverzerrung!”
    Google: “Ok, dann muss uns eben jeder 40$ für den quasi unverzichtbaren Play Store zahlen. Also, außer natürlich er installiert den Chrome Browser und die Google Suche mit, dann kriegt er das Geld über Beteiligung an den Werbeeinnahmen wieder zurück und geht nicht pleite weil seine Handys 40$ teurer sind als die von der Konkurrenz.”

    Das ändert doch gar nichts am System und ist noch die gleiche Wettbewerbsverzerrung?!?!

  8. Tempest2k sagt:

    Kurz und knapp, ich verstehe es auch nicht? Was genau soll sich jetzt dadurch verändern? Ändern würde si,h nur dann etwas, wenn die Eu auch mal richtig viel Geld in die Hand nimmt und aktiv die Entwicklung eigener Dinge fördert.

  9. Ney sagt:

    Naja.. Google ist halt nicht dumm. Natürlich ändert sich dadurch nichts… das war der Plan :D…

  10. Tempest2k sagt:

    F Droid? Ich brauche den Playstore nicht, kann ich aber as zb Office Paket trotzdem installieren? Ich brauche auch kein Google Kalender oder Maps, oder Play. Eigentlich will ich nur ein Handy mit geiler Kamera, dickem Akku und … Ok. Am liebsten hätte ich wieder ein Windowsphone. Also , nutze ich ja noch (Lumia 950xl), aber die Scheibe ist eine einzige Spider App mittlerweile. Andromeda Phone, wo bist Du 🙁

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