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„Unübersehbar ein digitales Unternehmen“

Hauptversammlung der Axel Springer SE 18.04.2018 im Verlagsgebäude Vorsitzender Dr. Mathias Döpfner Nur für Pressezwecke verwenden Hauptversammlung der Axel Springer SE 18.04.2018 im Verlagsgebäude Vorsitzender Dr. Mathias Döpfner Nur für Pressezwecke verwenden
Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner sieht die Nachrichtenmedien in einer Phase des Übergangs
Quelle: Axel Springer SE
Axel Springer hat sein bisher erfolgreichstes Geschäftsjahr hinter sich. Vorstandschef Mathias Döpfner zeigt sich optimistisch – und verspricht einen „fairen und transparenten Umgang mit Nutzerdaten“.
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Journalismus bleibt das Zentrum des Verlages Axel Springer, der unter anderen die Medienmarken WELT, „Bild“ und das Wirtschaftsportal „Business Insider“ herausgibt. Gleichzeitig hat sich das Geschäft mit digitalen Kleinanzeigen etwa für Jobs und Immobilien zum wirtschaftlichen Rückgrat des Unternehmens entwickelt.

So charakterisierte Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns, den derzeitigen Stand und die Entwicklung von Axel Springer auf der Hauptversammlung am Mittwoch in Berlin. Döpfner konnte den 338 anwesenden Aktionären und Aktionärsvertretern das erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte verkünden. Unter dem Strich, sagte Döpfner, sei Axel Springer „unübersehbar ein digitales Unternehmen“.

Im vergangenen Geschäftsjahr lag der Anteil der Erlöse digitaler Geschäftsfelder vom Umsatz bei 71 Prozent, der Anteil der digitalen Werbeerlöse an den gesamten Werbeeinnahmen lag bei 87 Prozent. Dementsprechend sinkt die Abhängigkeit vom Werbegeschäft in Printmedien. 80 Prozent des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wurden im Digitalen erwirtschaftet.

Springer liege damit „konsequent auf digitalem Wachstumskurs“, sagte Döpfner. Denn das Unternehmen wächst auch insgesamt – der Umsatz stieg um gut acht Prozent auf 3,6 Milliarden Euro, und das Ebitda kletterte um 8,5 Prozent auf 646 Millionen Euro.

Dividende steigt auf zwei Euro je Aktie

Der Aktienmarkt hat die Entwicklung und die dahinter stehende Strategie honoriert, denn der Wert des Papiers stieg im vergangenen Geschäftsjahr um 41 Prozent. Je Aktie wird eine Dividende von zwei Euro gezahlt – ausgeschüttet werden somit 216 Millionen Euro.

Für 2018 peilt der Vorstand beim Umsatz ein Plus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich an und erwartet einen Gewinnanstieg im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Seit dem ersten März ist die Medienmanagerin Stephanie Caspar neu im Vorstand – sie verantwortet ein neu geschaffenes Ressort mit der konzernweiten Verantwortung für Technologie und Daten.

Hauptversammlung der Axel Springer SE 18.04.2018 im Verlagsgebäude v.l. Dr. Andreas Wiele -Jan Bayer-Dr.Stefanie Casper Nur für Pressezwecke verwenden
Neu im Vorstand Stefanie Caspar (Technologie und Daten) zusammen mit den langjährigen Vorstandsmitgliedern Jan Bayer (News Media, M.) und Andreas Wiele (Classifieds Media)
Quelle: Axel Springer SE

Die Erweiterung des Vorstands verdeutlicht, welchen Stellenwert neue technologiegetriebene Geschäftsmodelle für Springer haben – und wie sehr gleichzeitig ein Erfolg mit bestehenden Geschäftsmodellen vom Umgang mit Technologie abhängt. Döpfner betonte mit Blick auf den Datenskandal bei Facebook, Springer stehe für einen „fairen und transparenten Umgang mit Nutzerdaten“.

Palantir-Chef Karp neu im Aufsichtsrat

Vor diesem Hintergrund ist die Wahl des Amerikaners Alexander Karp in den Aufsichtsrat zu sehen. Karp sei eine „große Bereicherung“ für Axel Springer, so Döpfner. Karp ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des Softwareunternehmens Palantir Technologies mit Hauptsitz in Kalifornien, das sein Geschäft, wie Karp bei seiner Vorstellung selbst knapp zusammenfassend sagte, „mit Datenschutz und Geheimdiensten“ macht. Karp studierte an der Stanford Law School und promovierte 2002 an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, spricht also fließend Deutsch.

Zu Palantirs Kunden gehören Verteidigungsministerien, Nachrichtendienste und Wirtschaftsunternehmen aus der Energie- und Gesundheitsbranche. Ebenfalls ein Mitgründer des Technologieunternehmens ist der bekannte Investor Peter Thiel, der bei der US-Wahl den späteren Präsidenten Donald Trump unterstützte.

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„Peter ist ein echter Freund“, sagte Karp auf Nachfrage. „Politisch waren wir aber noch nie einer Meinung.“ Er habe bei der Wahl die Kandidatin Hillary Clinton unterstützt. In den Aufsichtsrat gewählt wurde ebenfalls Iris Knobloch, seit 2006 Präsidentin des Medienunternehmens Warner Bros. Entertainment in Frankreich.

Rubrikenmärkte sollen ausgebaut werden

Daten und Technologien werden auch die entscheidende Rolle in der Weiterentwicklung des Feldes der digitalen Stellenanzeigen spielen. Erstmals wurde hier im vergangenen Jahr die Grenze von einer Milliarde Umsatz überschritten. Döpfner kündigte an, dass sich Stellenportale wie Stepstone und Immowelt zu Plattformen rund um die großen Themen Karriere, Wohnen, Leben und Mobilität entwickelten und einen Mehrwert bieten müssten.

In diesem Zuge würden sich journalistische Inhalte und Rubrikenmärkte stärker annähern. Für Zukäufe und weiteres Wachstum böten sich weiter Möglichkeiten auf dem Markt. Zuletzt erwarb Springer das französische Immobilienportal Logic-Immo und beteiligte sich an der britischen Immobilienplattform Purplebricks.

Das Geschäftsfeld mit Journalismus bei Axel Springer speist sich, allerdings mit steigender Tendenz, erst zu einem Drittel aus digitalen Quellen. Die Nachrichtenmedien befänden sich in einer Übergangsphase, sagte Döpfner, und verwies auf die deutlich gestiegene Zahl der digitalen Abonnenten bei WELT und „Bild“, die im Januar bei 464.178 lag.

Der Umsatz des in 16 Ländern aktiven Wirtschaftsportals „Business Insider“ stieg organisch um 46 Prozent – im zweiten Halbjahr will man die Gewinnschwelle erreichen. Das Ebitda der gesamten Sparte „News Media“ soll über steigende digitale Erlöse mindestens stabil bleiben.

Hochhausneubau in Berlin soll 75 Millionen Euro Gewinn bringen

Derzeit baut Axel Springer ein neues Hochhaus in unmittelbarer Nähe des Haupthauses in Berlin. Laut Döpfner soll der Neubau von Architekt Rem Koolhaas zu einem „kulturellen Veränderungsbeförderer“ des Unternehmens werden. Weil Springer aber mit Informationen und Inhalten arbeite und keine Immobilien manage, wurde der Neubau bereits verkauft, was einen zu erwartenden Nachsteuergewinn von 75 Millionen Euro einbringen soll, und ab 2020 langfristig angemietet.

Die Springer-Passage in Berlin wurde ebenfalls verkauft und ein Nachsteuergewinn von 130 Millionen Euro erzielt. Weitere Entscheidungen wie etwa die Option auf eine Erhöhung des Grundkapitals soll für mehr Flexibilität bei der Finanzierung von Wachstum dienen, sprich: potenzielle Zukäufe ermöglichen.

CHM

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