Trumps «Rake-News» sind Fake-News

Präsident Trump hat vor dem Hintergrund der katastrophalen kalifornischen Waldbrände Finnland als Beispiel für gute Waldpflege hingestellt. Darüber, dass er sich dabei jedoch etwas in den einschlägigen Methoden irrte, mokiert man sich im Internet nun genüsslich.

Rudolf Hermann
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Donald Trump bei seinem Besuch in der durch die Waldbrände völlig zerstörten Kleinstadt Paradise in Kalifornien. (Bild: Evan Vucci / AP Photo)

Donald Trump bei seinem Besuch in der durch die Waldbrände völlig zerstörten Kleinstadt Paradise in Kalifornien. (Bild: Evan Vucci / AP Photo)

«Sie setzen viel Zeit ein, um den Waldboden zu rechen, und deshalb haben sie keine Probleme»: So äusserte sich Präsident Trump über Finnlands Waldpflege, als er sich unlängst ein Bild von der Situation in Paradise machte, der von Waldbränden vollständig vernichteten kalifornischen Kleinstadt. Das wisse er von seinem finnischen Amtskollegen Sauli Niinistö, mit dem er kürzlich gesprochen habe.

Niinistö allerdings dürfte sich die Augen gerieben haben, als er über die internationale Medienberichterstattung vernahm, was er da gesagt haben soll. Die Kanzlei des finnischen Präsidenten liess ausrichten, dass die Präsidenten zwar tatsächlich über Aspekte der Waldpflege gesprochen hätten. Aber die Frage des Laub-Harkens sei nicht aufgetaucht. Niinistö habe lediglich gesagt, dass Finnland «zu seinen Wäldern schaue», und habe Trump das Waldbrand-Frühwarnsystem erläutert.

Laut Heikki Savolainen, einem leitenden Angestellten des Branchenverbandes Finnish Forest Association, wird in finnischen Wäldern kein Laub zusammengewischt; das geschehe nur in Vorgärten und Pärken. Gegenüber der Zeitung «Ilta Sanomat» sagte Savolainen, wahrscheinlich habe Trump das Rechen mit dem sogenannten Ausdünnen verwechselt, dem Entfernen nachwachsender Jungbäume aus Wäldern. Dies sei eine Massnahme, um die Ausbreitung möglicher Feuer zu verlangsamen und die Vitalität der verbleibenden Bäume zu stärken.

In Kalifornien haben die verheerenden Busch- und Waldbrände Tausende von Gebäuden zerstört – 88 Personen sind in den Flammen ums Leben gekommen. Fast 200 Personen werden noch vermisst. – Die Bewohner im 22 Kilometer von Paradise entfernten Chico tragen Schutzmasken (18. November). (Bild: Leah Millis / Reuters)
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Der Rauch des Camp Fire bedeckt den Highway 99 bei Chico, etwa 22 Kilometer entfernt von Paradise (18. November). (Bild: Leah Millis / Reuters)
Ruinen, das ist alles, was von dem Haus dieser Frau und ihrer Tochter nach dem Camp Fire noch übrig ist. Die Bewohnerin und ihre Familie zählen zu den wenigen Einwohnern von Paradise, die noch in dem zerstörten Ort ausharren (18. November). (Bild: John Locher / AP)
Am Samstag (17. November) besuchte der amerikanische Präsident Donald Trump die Gegend um Paradise, der Ort selbst wurde grösstenteils zerstört. (Bild: Imago)
Auf einer Karte lässt sich Trump das Ausmass der Brände erklären, die sich auf etwa 600 Quadratkilometern Fläche ausbreiten konnten. – Trump machte das Forstmanagement für die schlimme Lage verantwortlich. Experten hatten eine lange Dürre, verdorrte Vegetation und extreme Winde als Ursachen für die Grösse der Brände genannt (17. November). (Bild: Leah Millis / Reuters)
Der Präsident besucht eine Wohnwagensiedlung, die vollständig niedergebrannt ist. – Bei seinem Besuch in Paradise dankte Trump den Rettungskräften und sagte Kalifornien Unterstützung zu (17. November). (Bild: Leah Millis / Reuters)
Ein Mann begrüsst mit wehender Flagge die Wagenkolonne des Präsidenten an einer Strasse nach Paradise (17. November). (Bild: Leah Millis / Reuters)
Um Todesopfer aufzuspüren, kommen auch Suchhunde zum Einsatz, die freiwillige Helfer nach Paradise bringen und ins Gelände führen zu ausgebrannten Autos und Häusern. Feuerfeste Schuhe schützen die Hunde vor Verbrennungen. (16. November). (Bild: John Locher / AP)
Eine Wohngegend in Paradise, die vollständig niedergebrannt ist (15. November). (Bild: Noah Berger / Keystone)
Bilder von vermissten Personen werden in einem Evakuierungscenter in Chico, Kalifornien, aufgehängt. Angehörige von Vermissten stellen DNA-Material zur Verfügung, um bei der Identifizierung von Überresten zu helfen (15. November).(Bild: Reuters / Terray Sylvester)
Die kalifornischen Behörden untersuchen unterdessen die Ausrüstung des kalifornischen Energieversorgers Pacific Gas and Electric. Es besteht die Vermutung, dass das Camp-Feuer durch Funken von Hochspannungsleitungen verursacht wurde. Arbeiter von dem Unternehmen demontieren beschädigte Stromleitungen in Paradise (15. November). (Bild: Imago)
Die Polizei sichert in Paradise die Überreste der vom Brand getöteten Menschen; bis Donnerstag (15. November) gehen die Behörden von mindestens 60 Todesopfern aus. (Bild: Noah Berger / Reuters)
Mitglieder der California Army National Guard durchsuchen die Gegend von Paradise nach weiteren Brandopfern des Buschfeuers. (14. November). (Bild: John Locher / AP)
Was aussieht wie ein Flohmarkt, ist eine improvisierte Abgabestelle für Kleider in Chico. Viele Freiwillige engagieren sich dafür, die Grundbedürfnisse der betroffenen Menschen nach Möglichkeit abzudecken (13. November). (Bild: Terray Sylvester / Reuters)
Feuerwehrleute bei den Aufräumarbeiten (13. November). (Bild: Terray Sylvester / Reuters)
Das Camp-Feuer fordert die meisten Todesopfer in der Geschichte des Teilstaats und hinterlässt den Ort Paradise (Bild) als Geisterstadt (13. November). (Bild: Terray Sylvester / Reuters)
Von den Häusern und Autos bleiben nur qualmende Ruinen und Einzelteile übrig. Auch von diesem Kinderspielzeug in einem Garten in Paradise ist nicht mehr viel zu erkennen (13. November). (Bild: Terray Sylvester / Reuters)
Abgebrannte Strommasten liegen auf einer Strasse in Paradise. Vielerorts ist der Strom unterbrochen (13. November). (Bild: Terray Sylvester / Reuters)
Im südkalifornischen Simi Valley, Ventura County, kämpft ein Löschflugzeug entlang einer Autobahn gegen die Flammen (12. November). (Bild: Imago)
Die Feuer vernichten Wälder, Häuser und Leben (Malibu, 12. November). (Bild: Noah Berger, File / AP)
Auch mehrere Villen von Prominenten gehen in Flammen auf und sind teilweise oder ganz zerstört worden wie dieses Grundstück in der Nachbarschaft der Sängerin Miley Cyrus (12. November). (Bild: Mike Nelson / EPA)
Während die zerstörerischen Brände in Kalifornien weiter lodern, wird – wie hier in Malibu – bereits das Ausmass der Katastrophe deutlich (11. November). (Bild: Marcio Jose Sanchez / EPA)
Aufgrund anhaltender Trockenheit, Wärme und der heftigen Santa-Ana-Winde sei eine baldige Entspannung der Lage nicht in Sicht, warnte die Feuerwehr am Sonntag (11. November). (Bild: Imago)
In Malibu hat das sogenannte «Woolsey»-Feuer Dutzende von Häusern vernichtet (11. November). (Bild: Marcio Jose Sanchez / EPA)
Feuerwehrleute bekämpfen einen Brandherd im Gebiet um Malibu. – Mehr als 8000 Einsatzkräfte kämpfen am Wochenende weiter gegen drei grosse Brände im Norden und Süden Kaliforniens an (11. November). (Bild: Mike Nelson / EPA)
Die kalifornische Feuerwehr erhält aus anderen Teilstaaten Unterstützung, da sie die Löscharbeiten aus eigener Kraft nicht mehr bewältigen kann (10. November). (Bild: Ringo H.W. Chiu / AP)
Auf einem niedergebrannten Anwesen in Malibu ruht sich ein Feuerwehrmann aus. – Der amerikanische Präsident Donald Trump machte das schlechte Forstmanagement für die Brände verantwortlich und warf den zuständigen Behörden in Kalifornien Misswirtschaft vor (11. November). (Bild: Marcio Jose Sanchez / EPA)
Die Bewohner von Paradise spenden sich gegenseitig Trost. Mit Masken schützen sie sich vor dem beissenden Rauch (10. November). (Bild: John Locher / AP)
Am schwersten wurde die nordkalifornische Kleinstadt Paradise (Bild) getroffen, wo das Camp Fire seit Donnerstag (8. 11.) mehr als 6000 Häuser zerstört hat (11.  November). (Bild: Peter Dasilva / EPA)
Verkohlte Küchengeräte eines ausgebrannten Campers liegen im Wald in Butte Count (11. November). (Bild: Peter Dasilva / EPA)
Nur der Swimmingpool und die Statue konnten dem Feuer standhalten. Der Rest der Villa im Bell Canyon ist vollständig ausgebrannt (11. November). (Bild: Eugene Garcia / EPA)
Am Donnerstag (8. 11.) sind im Norden des Gliedstaates Kalifornien verheerende Waldbrände ausgebrochen. Mittlerweile ist auch das Gebiet weiter südlich bei Malibu (Bild) bedroht (9. November). (Bild: Imago)
Angesichts von gleich drei grossen Waldbränden kämpft die kalifornische Feuerwehr derzeit mit Kapazitätsengpässen. Rund 4000 Feuerwehrleute sind im Einsatz (10. November). (Bild: Stephen Lam / Reuters)
In der kalifornischen Stadt Paradise transportieren Helfer Tiere zum Abtransport (10. November). (Bild: Stephen Lam / Reuters)
Im bekannten Pazifik-Küstenort Malibu mussten weit mehr als 150 000 Menschen ihre Häuser verlassen (10. November). (Bild: Eric Thayer / Reuters)
Vulkanartiger Rauch steigt über den Hügeln von Calabasas im Südwesten Kaliforniens auf (9. November). – Bei anhaltend sommerlichen Temperaturen und Trockenheit breiteten sich die Feuer schnell aus. Starke Winde verschärfen die Lage. (Bild: Eric Thayer / Reuters)
Eine Frau und ihr Kind laufen auf dem Pacific Coast Highway. Der Highway, eine der wichtigsten Verkehrsadern in Kalifornien, wurde gesperrt (9. November). (Bild: Eric Thayer / Reuters)
Über den Stränden von Malibu wird es wegen des dichten Rauchs dunkel wie in der Nacht (9. November). (Bild: Eric Thayer / Reuters)
Die Feuerwehr ist stark gefordert, die Flammen, die Hitze und der beissende Rauch sind lebensgefährlich. Tausende von Feuerwehrleuten aus mehreren Gliedstaaten kämpfen in den Bezirken Butte County, Los Angeles County und Ventura County gegen die Flammen (9. November). (Bild: Eric Thayer / Reuters)
In Thousand Oaks, das ebenfalls von den schlimmen Buschfeuern bedroht ist, brennt ein Rebberg lichterloh. – In nur wenigen Minuten zerstörte das Feuer eine Fläche von der Grösse von sechs Fussballfeldern (9. November). (Bild: Eric Thayer / Reuters)
Luftaufnahme des Brandherdes am 8. November. (Bild: Nasa / Handout via Reuters)
In der Ortschaft Paradise gehen am Donnerstag (8. 11.) riesige Rauchwolken hoch. Das Camp Fire bedroht vor allem eine ländliche Region am Fusse des Sierra-Nevada-Gebirges, etwa 300 Kilometer nordöstlich von San Francisco. (Bild: Noah Berger / AP)
In der Nacht auf Donnerstag (8. 11.) brennt die Gegend um Paradise, das sich im Zentrum des Buschfeuers (Camp Fire) befindet, lichterloh. (Bild: Peter Da Silva / EPA)
Das gewaltige Feuer wütet auch im Feather River Canyon bei Paradise (8. 11.). Es hat sich bereits über eine Fläche von 400 Hektaren ausgebreitet. (Bild: David Little / AP)
Die Flammen vernichten in Paradise Gebäude, Autos und die Infrastruktur. Bereits im August war Kalifornien von den bisher wohl schlimmsten Waldbränden seit Menschengedenken betroffen. (Bild: Noah Berger / AP)
Die rund 27 000 Einwohner der Stadt Paradise im Nordosten von San Francisco wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Sie mussten alles zurücklassen, um wenigstens ihr Leben zu retten. (Bild: Noah Berger / AP)
In Paradise ist ein Teil des Feather River Hospital (Bild) niedergebrannt, zudem sind Tausende von Gebäuden zerstört worden. Die Flammen sollen eine Höhe von bis zu 15 Metern erreicht haben. – Mit Atemmasken geschützt, werden Patienten aus dem Gefahrengebiet gebracht. (Bild: Noah Berger / AP)
Bewohner von Paradise betrachten das Feuer aus der Distanz. Waldbrände, auch grösseren Ausmasses, sind im kalifornischen Sommer keine Seltenheit; diesen Sommer aber ist es zu einer Häufung gekommen, weil die Trockenheit durch starke Winde noch verstärkt wurde. (Bild: Peter Da Silva / EPA) Zum Artikel Zu den weiteren Bildstrecken

In Kalifornien haben die verheerenden Busch- und Waldbrände Tausende von Gebäuden zerstört – 88 Personen sind in den Flammen ums Leben gekommen. Fast 200 Personen werden noch vermisst. – Die Bewohner im 22 Kilometer von Paradise entfernten Chico tragen Schutzmasken (18. November). (Bild: Leah Millis / Reuters)

Während Savolainen sich dem Thema als Fachmann näherte, wenn auch angesichts von Trumps Kommentaren mit einem Lächeln auf den Stockzähnen, fielen finnische und ausländische Internetnutzer mit Vergnügen über den amerikanischen Präsidenten her. In Windeseile verbreiteten sich Bilder und Sprüche. So hiess es etwa: «Make America Rake Again» («Bringt Amerika wieder zum Rechen»). Und unter einem Bild mit tiefverschneiter finnischer Szenerie war zu lesen, man reche Laub, und deshalb habe man eben keine Waldbrände. Kurz und gut: Müsste man einen gemeinsamen Nenner all der höhnischen Kommentare suchen, könnte er nur lauten: «Trumps Rake-News sind Fake-News».

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