Vor der grossen Hitze: In der Schweiz kommt es zu Unwettern, in den USA fällt Schnee und in Italien verletzt Hagel Dutzende Personen

Während man sich in der Schweiz auf eine sehr heisse nächste Woche einstellt, spielt das Wetter in anderen Gegenden verrückt. Aussergewöhnliche Situationen häufen sich.

Manuela Nyffenegger
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Das Thermometer klettert bald auch in der Schweiz gegen 40 Grad. Da wird eine kühle Dusche eine willkommene Abkühlung sein. (Bild: Adrian Baer / NZZ)

Das Thermometer klettert bald auch in der Schweiz gegen 40 Grad. Da wird eine kühle Dusche eine willkommene Abkühlung sein. (Bild: Adrian Baer / NZZ)

Den heutigen Sonntag in der Schweiz sollte man noch geniessen – warm soll er werden, aber noch nicht heiss. Das dürfte für die kommenden Tage nicht mehr gelten, regionale Hitzerekorde sind angesagt. In Bern soll das Thermometer bis auf 37 Grad steigen, in Basel gar auf 39 Grad. Die Hitzewelle dauert nach den Vorhersagen bis mindestens kommenden Sonntag an. Der Höchststand wird wahrscheinlich am Mittwoch oder Donnerstag erreicht werden. Der bisherige absolute Temperaturrekord für die Schweiz liegt bei 41,5 Grad und wurde bei Grono (GR) im August 2003 erzielt.

Für weite Teile der Schweiz spricht MeteoSchweiz für die nächsten Tage die Gefahrenstufe 3 aus.

Für weite Teile der Schweiz spricht MeteoSchweiz für die nächsten Tage die Gefahrenstufe 3 aus.

Das Bundesamt für Meteorologie (MeteoSchweiz) hat deshalb für weite Teile der Schweiz die Gefahrenstufe 3 ausgesprochen. Es bestehe eine erhebliche Gefahr von Kreislaufbeschwerden und körperlichem Unwohlsein. MeteoSchweiz rät, körperliche Anstrengungen während der heissesten Tageszeit zu unterlassen, Wohnung und Körper kühl zu halten, viel Wasser zu trinken, erfrischende Speisen zu sich zu nehmen und den Salzverlust auszugleichen.

Bei erhöhtem Puls, Schwäche, Kopfweh, Verwirrtheit, Schwindel, Übelkeit oder Durchfall ist Handeln angesagt. Wer darunter leidet, muss sich hinlegen und den Körper abkühlen sowie frisches Wasser trinken. Bringt das nichts, ist medizinische Hilfe angezeigt.

Derweil ist es im Süden Europas bereits so weit, in Süditalien und in Griechenland sorgt eine erste Hitzewelle für Temperaturen bis zu 40 Grad. Andernorts fiel dafür ungewöhnlich spät und viel Schnee oder es kam zu Unwettern.

60 Zentimeter Schnee in den USA

Pünktlich zum Sommerbeginn sind im amerikanischen Gliedstaat Colorado knapp 60 Zentimeter an Neuschnee gefallen. Der Schneefall überraschte die Bewohner der höheren Regionen, etwa im Steamboat-Skigebiet, nordwestlich von Denver. Der örtliche Wetterdienst warnte zudem, der Winterzauber könne noch bis Sonntag dauern.

Auch wenn man berücksichtigt, dass der Schneefall Gebiete auf einer Höhe von über 2000 Metern über Meer betrifft, ist diese Situation für Colorado extrem. Zuletzt sei im Sommer 1928 ein derart ungewöhnlicher Schneefall registriert worden, hiess es bei CNN.

Unwetter in Neuenburg

In der Schweiz sah die Situation anders aus. Im Schweizer Kanton Neuenburg trat in der Nacht zum Samstag ein Bach zwischen Dombresson und Villiers über die Ufer und trug Dutzende Autos davon. Mehrere Personen waren in ihren Wagen gefangen und mussten aus den im Bachbett liegenden Fahrzeugen geborgen werden. Nach Angaben der Polizei wurden vier Personen verletzt, eine davon schwer. In Dombresson standen Strassen mehr als einen Meter unter Wasser, wie ein Polizeisprecher sagte. Auf einem Video war zu sehen, wie sich die Wassermassen ihren Weg durch zahlreiche Orte bahnten.

Tiefgaragen und Keller wurden überflutet, Böschungen rutschten ab, die Strasse zwischen Dombresson und Le Pâquier wurde teilweise zerstört. Sie dürfte mehrere Tage für den Verkehr gesperrt bleiben. Die Behörden warnten die Bevölkerung davor, sich in tief gelegene Räume zu begeben. Überschwemmte Strassen sollten gemieden werden.

Immer öfter hagelt es in Italien

Nach einem Hagelsturm bei Turin standen die Autos tief in den Hagelkörnern. (Bild: Screenshot Youtube)

Nach einem Hagelsturm bei Turin standen die Autos tief in den Hagelkörnern. (Bild: Screenshot Youtube)

Im italienischen Turin gingen am Freitagabend Hagel und Starkregen nieder. Nach Medienberichten starb ein 65-Jähriger in der Umgebung der Stadt. Dutzende Menschen wurden vom Hagel verletzt. Videos zeigen, wie ein weisser Strom aus Hagel und Wasser eine Strasse hinunter floss.

Am Samstag traf es dann Mailand, Modena und Bologna: Strassen standen nach starken Gewittern unter Wasser, Autos steckten in Unterführungen fest. Strassen in der Region wurden wegen Erdrutschen geschlossen, erklärte die Feuerwehr. In Modena wurden 30 Menschen leicht verletzt, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf das Krankenhaus. In Bologna habe der Zivilschutz 20 Verletzte gezählt. Dort beschädigte der Hagel Autos, Häuser und Ampeln.

Der italienische Bauernverband teilte mit, es sei in diesem Jahr bereits 124 Mal zu starkem Hagel gekommen. Das seien 88 Prozent mehr Fälle als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

In Süditalien ist herrschen bereits Temperaturen bis 40 Grad. Ab nächster Woche soll es dann in ganz Italien glühend heiss werden.

Hitzewelle mit Bränden in Griechenland

In Griechenland hat die erste Hitzewelle bereits begonnen. Auf der Halbinsel Lagonissi bei Athen brach in sengender Hitze am Samstag ein grosser Brand aus. Der Brandherd lag in der Nähe einer Wohngegend, etliche Häuser wurden evakuiert. Laut einem Tweet der zuständigen Feuerwehr eilten mehr als 30 Feuerwehrleute zur Brandstelle – mit elf Einsatzfahrzeugen, zwei Flugzeugen, einem Helikopter und zu Fuss versuchten sie, das Feuer zu löschen.

Grosser Löscheinsatz bei einem Brand in Lagonissi bei Athen. (Bild: Screenshot Youtube)

Grosser Löscheinsatz bei einem Brand in Lagonissi bei Athen. (Bild: Screenshot Youtube)

Menschen kamen nicht zu Schaden, auch konnten die Häuser geschützt werden. Ein Mann soll das Feuer versehentlich verursacht haben, er wurde vorläufig festgenommen. Der Brand konnte am Sonntagmittag gelöscht werden.

Insgesamt zählte die griechische Feuerwehr von Freitag auf Samstag mehr als 100 Löscheinsätze im von sommerlichen Waldbränden geplagten Land. Im Juli 2018 waren bei einer Brandkatastrophe nahe Athen mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen.

In Griechenland erreichten die Temperaturen am Wochenende örtlich bei bis zu 40 Grad. Schuld daran ist eine erste «Mini-Hitzewelle». Erst ab Dienstag sollten die Temperaturen wieder sinken, sagen Meteorologen.

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