Militärvelos für Zivilisten

Einkaufszettel kg. Die Radfahrertruppe der Schweizer Armee ist zwar vor fünf Jahren endgültig abgetreten, doch Militärvelos tauchen in letzter Zeit häufiger im Stadtbild auf – nicht selten gefahren von trendig gekleideten Jungmännern. Ob die schweren Fahrräder den Cruisern den Rang

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kg. Die Radfahrertruppe der Schweizer Armee ist zwar vor fünf Jahren endgültig abgetreten, doch Militärvelos tauchen in letzter Zeit häufiger im Stadtbild auf – nicht selten gefahren von trendig gekleideten Jungmännern. Ob die schweren Fahrräder den Cruisern den Rang ablaufen, die Ledertasche an der Querstange zur «Freitag»-Taschen-Konkurrenz wird? Thomas Ernst hofft es wahrscheinlich. Statt in der grafischen Industrie ist der diplomierte Polygraphic Engineer nach dem Studium im Velohandel gelandet und hat kürzlich den Laden Velo Zürich eröffnet. Er verkauft fast ausschliesslich Occasionen, die er und ein Velomechaniker fahrtüchtig machen.

Nein, ein Armee-Fan sei er nicht, aber ein Fan von Armee-Velos, sagt der 28-Jährige, der eine der letzten Radfahrer-Rekrutenschulen absolvierte. Er schwärmt von der Qualität der Velos, davon, dass sie so schön und leise rollen. Mühelos ist das schöne und leise Rollen allerdings nur in der Stadt zu haben, über Land braucht es Muskeln und Kondition: Das schwarze Militärfahrrad 05, das zwischen 1905 und 1989 produziert wurde, verfügt nur über einen einzigen Gang. Das grüne Modell 93 ist da mit seinen sieben Gängen geradezu komfortabel. Im Sortiment findet sich gar eine Variante mit Seitenwagen für den nichtmotorisierten Gütertransport. Die Preise bewegen sich zwischen 400 und 1500 Franken. Thomas Ernst verkauft aber nicht nur Armeefahrräder samt Ersatzteilen, sondern fast alles, was Velo heisst, aber irgendwie anders ist: knallgelbe Briefträger-Velos, Transportvelos mit Ladefläche, Renner, Rikschas, die oft für Hochzeiten gemietet werden, Elektrovelos und fabrikneue Faltvelos der Marken Brompton und Dahon. Auch Tandems können gekauft oder gemietet werden – Firmen setzen sie laut Ernst hie und da für Teambildungs-Seminare ein.