Di. 17. September 2019 um 13:45

Review: OnePlus 7 Pro im Test – Willkommen im Zirkus der Grossen

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 10 Minuten

Bisher waren Smartphones von OnePlus eher so die Preisleistungs-Sieger. Das lag vor allem daran, dass man zwar mit der Konkurrenz technisch versucht hat mitzuhalten, aber in einigen Bereichen doch oft das Nachsehen hatte. Unter anderem bei der Kamera oder dem Display fehlte oft das letzte Quäntchen für die Spitzenklasse. Manchmal sogar mehr, wenn man sich einige der Kameraprobleme der Vergangenheit so anschaut. Unser OnePlus 7 Pro Test will nun die Frage klären, ob es endlich für die absolute Oberklasse reicht. Wir haben uns das Smartphone genauer angeschaut.


OnePlus 7 Pro Design: Edel in Optik und Haptik

Natürlich ist die Optik eines Smartphones immer noch reine Geschmacksache und darüber lässt sich bekanntlich immer vortrefflich streiten. Mir persönlich hat das Aussehen des OnePlus 7 Pro aber sehr zugesagt. Sogar so sehr, dass es für mich das derzeit optisch schönste Smartphone auf dem Markt ist. Denn die Art und Weise, wie OnePlus die Rückseite betont, ist derzeit einmalig, auch wenn man sich einer kleinen Idee eines Konkurrenten bedient hat.

 

Die Rückseite spiegelt nahezu die gesamte Charakteristik des OnePlus 7 Pro Designs wieder. Hier verwendet der chinesische Hersteller eine Art von Milchglas-Optik. Das sorgt dafür, dass diese nicht all zu sehr spiegelt oder reflektiert. Noch nie hat mir eine Rückseite dermassen gut gefallen. Allerdings gilt das nur für die blaue Version des Smartphones. Diese schimmert in den unterschiedlichsten, milchigen Blautönen, je nachdem wie man das Gerät ins Licht hält. Eine Technik, die ihr wohl auch von Huawei kennt (und mittlerweile auch vom Galaxy Note 10), doch beisst sich die Rückseite des OnePlus 7 Pro nicht so in den Augen fest, da der Effekt dezent gehalten ist.

 

Das Design hat aber auch seine Schattenseiten, denn das Unternehmen hat sich für einen Backstein entschieden. Das OnePlus 7 Pro misst stattliche 162.6 x 75.9 x 8.8 mm und ist damit eines der grössten Smartphones. Das Gewicht von 206 Gramm ist ebenfalls extrem heutzutage. Das ist immerhin ein fünftel einer 1 L-Milchtüte. Das spürt man nicht nur in der Hosentasche – sofern man es da überhaupt reinbekommt – sondern auch in der Hand. Die ein oder andere Person wird das vielleicht mögen. Mir persönlich ist es tatsächlich etwas zu gross und zu schwer.

OnePlus 7 Pro Display: Eines der besten Displays auf dem Markt

Die vergangenen Modelle der OnePlus-Serie setzten den Rotstift öfters beim Display an. Zwar gibt es seit einiger Zeit auch OLED-Screens, doch sahen diese eher aus wie Mattscheiben zweiter Klasse. Das OnePlus 7 Pro hingegen scheint das nun auf beeindruckende Weise ändern zu wollen und verbaut mit 6.67 Zoll ein absolutes Monster von einer Anzeige. Zudem nimmt dieses dank der einfahrbaren Selfie-Kamera die gesamte Front ein, was zu einem wirklich tollen Design führt. Für echtes Full-Screen-Erlebnis ist also gesorgt.

 

Der AMOLED-Screen löst in QHD+ und damit in 3’120 x 1’440 Pixel auf. Das sorgt für eine immens hohe Pixeldichte von 513 ppi. Wem die Zahl zu klein sein sollte (klar gibt Hersteller mit höherer ppi), muss sich nur die fast 6.7 Zoll ins Gedächtnis rufen. Damit bleibt trotz der Grösse alles gestochen scharf. Beeindrucken können aber auch die 90 Hz Wiederholungsrate der Anzeige. Alles bewegt sich butterweich über den Bildschirm. Eine Erfahrung, die man schon vom Asus RoG Phone oder dem Razer Phone kennt. Allerdings unterstützen noch nicht alle Apps eine derart hohe Bildfrequenz. Harry Potter: Wizards Unite läuft daher deutlich unter 90 Hz, während Pokémon GO wesentlich flüssiger dargestellt wird. Es kommt also auch auf die Developer an, dieses Display zu unterstützen, zumindest was die Spiele betrifft.

 

Natürlich unterstützt das OnePlus 7 Pro mit seinem AMOLED-Display auch HDR10 und HDR+. Zudem zertifizierte erst kürzlich Netflix das Device als kompatibel, was Entertainment-Fans freuen dürfte. Die Anzeige des chinesischen Smartphones kann in allen Belangen überzeugen. Die Farben sind knackig, aber zerreissen einem nicht die Augen mit übersteuernden Kontrasten. Wer möchte, kann die Farbtemperatur des Displays oder auch die Kalibrierung der Kontraste manuell vornehmen.

OnePlus 7 Pro Hardware: Performance-Power-House Deluxe!

OnePlus verbaut in seinem OnePlus 7 Pro das bisher machbarste zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Smartphones. Dazu gehört ein Snapdragon 855 Prozessor, bis zu 12 GB RAM und bis zu 256 GB interner Speicher (Ok, hier wären auch 512 GB vertretbar gewesen). Wir hatten zum Testen die Höchstkonfiguration mit 12 GB RAM zur Verfügung, aber auch die Version mit 8 GB RAM sollte nicht unwesentlich langsamer sein. Weitere Daten sind eine Triple-Kamera mit 48, 16 und 8 MP, die sich in “normal”, Weitwinkel und Zoom aufteilen. Die ausfahrbare Selfie-Kamera setzt übrigens auf eine hohe Auflösung von 16 MP.

 

Die Performance macht einen mehr als überragenden Eindruck. Da man bei der Software auf ein nahezu fast unverändertes Android-System setzt (Oxygen OS), scheint sich dieses sehr positiv auf die Geschwindigkeit auszuwirken. Die Oberfläche profitiert zudem stark vom 90-Hz-Display, was den Eindruck noch einmal verschärft. Der üppige Ausbau des Arbeitsspeicher lässt zudem viel Spielraum beim Multitasking. Auf dem Weg in den Urlaub hatte ich testweise zwei Spiele und drei Navigations-Apps im Hintergrund laufen: Kein Problem für das OnePlus 7 Pro.

 

Wie schnell das Smartphone ist, zeigen auch die synthetischen Benchmarks: Im Geekbench kommt das Device auf über 3’400 Punkte im Single-Core-Benchmark und erreicht sehr starke 10’800 Zähler im Multi-Core-Test. In der Kategorie Compute sind ebenfalls dank Adreno 640 GPU sehr hohe 7’100 Punkte möglich. In einem weiteren Test waren es sogar über 7’400.

 

Damit reiht sich das OnePlus 7 Pro unter den schnellsten Android-Smartphones auf dem Markt ein, ist allerdings physisch gesehen nicht das schnellste Gerät. Hier hat Apple mit dem nun über einem Jahr älteren A12 Bionic immer noch die Leistungskrone auf dem Kopf. Das ändert aber nichts daran, dass das OnePlus 7 Pro extrem leistungsfähig ist. Beim Gaming konnte ich kein Spiel finden, das das Smartphone wirklich ins Schwitzen brachte.

OnePlus 7 Pro Kamera: Viel Licht, aber auch etwas Schatten

Kommen wir nun zu einem Punkt, bei dem sich der Hersteller oft schwer tat und der Konkurrenz hinterherhinkte. Zwar verbaute man ordentliche Kameras in den vergangenen Jahren, schaffte es aber nicht einmal im Ansatz an die Konkurrenz wie Samsung, Google oder Apple heran. Klappt das dieses Jahr mit der monströsen Kombination aus einem 48, 16 und 8 MP Sensor besser? Leider nicht ganz. Aber erst einmal zur den technischen Gegebenheiten.

 

Das OnePlus 7 Pro setzt auf eine Triple-Kamera, bestehend aus einem normalen Weitwinkel-Sensor (48 MP / Sony IMX586), einem dreifachen Zoom (8 MP) und einem extremen Weitwinkel-Sensor (16 MP) für Panoramaaufnahmen. Die Kombination ist gut gewählt und gibt euch somit vielfältige Ansätze für die mobile Fotografie mit. Das klingt erst einmal spannend und ist definitiv ein Pluspunkt. Leider sieht es bei der Qualität nicht ganz so berauschend aus.

 

Allerdings halte ich die Kamera nicht für schlecht, im Gegenteil. Sie macht ordentliche Fotos. Doch die Qualität reicht nicht an die ganz Grossen wie Samsung, Apple oder Huawei heran. Es fehlt den Bildern, trotz sehr hoher Auflösung, an einigen Stellen an Details. Der Weissabgleich ist gut, reagiert aber situativ manchmal auch über. Der Kontrast ist ordentlich und lebendig. Farbverläufe werden gut dargestellt. Lediglich an den Rändern kann es je nach Situation in allen drei Sensoren zu kleineren Unschärfen kommen.

Ich habe im Image-Slider mal ein paar Bilder gemixt. Einige von ihnen sind während meines Urlaubs geschossen worden, auch am Strand bei schwachen Lichtverhältnissen, etwa bei Sonnenuntergang. Man merkt schon, wie die Nachbearbeitung (trotz Nachtmodus) kämpft und der Detailverlust überhand nimmt. Noch einmal: Die Kamera ist an sich in Ordnung! Sie macht gute Bilder und für die meisten Anwendungsfälle ist das absolut ausreichend. Es gibt aber in Form der iPhones, den Galaxy-Modellen oder eben bei Huawei eben noch Besseres. Ist aber im wesentlichen nicht schlimm. Schade nur, dass ausgerechnet dieser Punkt wieder einmal etwas ins Hintertreffen kommt.

Witzige Selfie-Kamera: Fährt schnell heraus und auch wieder ein

Noch ein paar Worte zur Selfie-Kamera, die wir ja sonst in unseren Tests eher vernachlässigen. Hier sind allerdings ein paar Worte durchaus angebracht. OnePlus verbaut diese im neuen OnePlus 7 Pro im Rahmen. Sie fährt also per Knopfdruck aus dem Gehäuse heraus und das sogar relativ zügig! Wer also statt des In-Display-Fingerscanners lieber die Gesichtserkennung nutzen will, muss minimal länger warten.

 

Zudem verbaut OnePlus einige sehr interessante Features: Wenn das Smartphone, merkt, dass es herunterfällt, fährt die ausgezogene Selfie-Cam automatisch wieder ein. Das habe ich mehrmals über meinem eigenen Bett getestet, denn ich schmeiss das Teil jedenfalls nicht auf den Boden. Es funktioniert überragend gut. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob diese komplett eingefahren ist, sobald das OnePlus 7 Pro auf dem Boden aufkommt. Aushalten sollte es die Kamera aber durchaus.

OnePlus Smartphone Design
Fährt schneller raus als man denkt und ist wirklich stabil im Gerät verbaut.

Akkulaufzeit des OnePlus 7 Pro gut, aber nicht überragend

Jetzt kommen wir zu einem Punkt, bei dem man sich durchaus sehr hart streiten kann. Ich bin was das betrifft auch sehr verwöhnt, was ich vor allem Huawei zu verdanken habe, die mir immer wieder Geräte mit Monster-Laufzeiten beschert haben. Zudem ist auch das iPhone in seinen Plus- und Max-Varianten ebenfalls nicht schlecht in der Akkuleistung.

 

Das OnePlus 7 Pro macht hier einen sehr guten Job. Das Display ist mit fast 6.7 Zoll massiv riesig! Dennoch scheinen die 4’000 mAh mehr als genug zu sein. Eigentlich eine klasse Basis für eine monströse Akkulaufzeit? Ist es auch, es erreicht die Werte von Huawei oder dem iPhone XS Max allerdings nicht ganz. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Ich habe kaum grosse Energiefresser ausmachen können. Oxygen OS ist zudem sehr schlank. Das Display frisst hier tatsächlich den meisten Strom. Ein dunkles Theme – Stichwort Dark Mode in Android 10 –  könnte hier vielleicht noch mehr bewirken, da es sich beim OnePlus 7 Pro ja um AMOLED-Technologie handelt.

 

Grundsätzlich kommt das OnePlus 7 Pro bei “normaler” Nutzung gut auf zwei Tage. Das ist klasse! Allerdings verstehen alle unter normaler Nutzung etwas anderes. Bei mir sind das Mails, Webbrowsing, zwei Stunden Netflix, WhatsApp, Telegram und noch mehr Zeugs. Viel für die Arbeit also. Sofern man die Finger von vielen Spielen lässt, versteht sich. Die Akkulaufzeit stellt das Gerät vor keine Hindernisse. Smartphones, wie das Huawei Mate 20 Pro mit einer ähnlichen Kapazität, schaffen allerdings noch mehr. Ist aber kein Beinbruch, auch wenn ich mir bei einer derartigen Kapazität etwas mehr erhofft habe.

OnePlus Smartphone Display
Dieses Display ist überragend. Nicht nur als Full-Screen, sondern auch in der Anzeigequalität.

Fazit: So viel Smartphone, für so “wenig” Geld

Danke OnePlus! Es ist wirklich beeindruckend wie viel Qualität für einen solchen Preis möglich ist. Huawei hat diese Rolle Jahre lang ausgefüllt, ist allerdings mittlerweile dank der neuen P und Mate-Serie seit einiger Zeit ähnlich teuer wie Samsung und Apple. Gut 1’000 Euro oder Schweizer Franken werden da schon einmal für ein neues Flaggschiff fällig, egal wohin man mittlerweile schaut.

 

Das OnePlus 7 Pro hingegen bietet in seiner höchsten Konfiguration alles was man braucht. Ein absolut tolles (und riesiges) AMOLED-Display, einen pfeilschnellen Snapdragon 855 Prozessor, 256 GB interner Speicher und 12 GB RAM. Die Kamera ist zwar von der Weltspitze noch etwas entfernt, die Bilder sind aber absolut in Ordnung. Und einmal ganz ehrlich: Das Teil kostet deutlich unter 1’000 Euro bzw. Schweizer Franken. Kein Smartphone (ausser vielleicht das Asus RoG Phone 2) bietet zu einem ähnlichen Preis eine ähnlich gute Ausstattung. Zudem ist Oxygen OS eigentlich ein nahezu unverändertes Android. Was ebenfalls ein netter Pluspunkt ist.

 

Nun bleibt aber mit dem OnePlus 7 Pro auch die Kritik nicht aus. Viele Fans beschwerten sich darüber, dass das Gerät nicht im Bereich von 500-600 Euro angesiedelt ist. Die Kritik kann ich nachvollziehen, aber nicht verstehen. Das Smartphone will endlich im Zirkus der ganz Grossen mitspielen und das schafft der Hersteller endgültig mit diesem Gerät. Die deutlich verbesserte Hardware, die Features und Funktionen müssen auch bezahlt werden. Wer etwas weniger bezahlen will, kann zum nahezu identisch ausgestatteten OnePlus 7 greifen. Allerdings verzichtet man dann aber auf die ausfahrbare Selfie-Cam und das hochauflösende Full-Screen 90 Hz Display. Zahlt aber auch deutlich weniger mit knapp 550 Euro bzw. SFr. Die Hardware im Inneren bleibt aber nahezu identisch.

 

 

Ein paar Punkte könnte man aber dennoch kritisieren: Das Gerät ist einfach riesig und damit auch sehr schwer. Nicht alle wollen ein derartiges Monster von Smartphone in seiner Tasche haben. Das ist aber auch eine stark persönliche Präferenz. Das gilt auch für das Display. Ich selbst bin kein Fan von gebogenen Anzeigen. Die Spiegelungen des Lichts in den Rändern sind für mich oft sehr nervig. Das muss allerdings nicht für alle gelten.

 

Um ehrlich zu sein kann ich derzeit eher kaum negative Punkte finden. Wer Android-Fan ist, ein auf der Höhe der Zeit ausgestattetes Gerät braucht, aber auch gleichzeitig noch recht wenig zahlen möchte, der kommt am OnePlus 7 (Pro) nicht vorbei. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt zudem, dass bald der Nachfolger bereits in den Startlöchern stehen sollte. Wahrscheinlich als OnePlus 7T (Pro). Dann fällt der Preis noch deutlich weiter. Mit dem OnePlus 7 Pro erhebt sich der Hersteller aus der Nische und spielt im Zirkus der Grossen seine wohl bisher grösste Bühnenshow. Für mich ist es derzeit das Smartphone des Jahres 2019. Zumindest bisher. Ich spreche an dieser Stelle also eine absolute Empfehlung aus.

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