Mi. 18. Juli 2018 um 22:13

Apps als Wirtschaftsfaktor

von Barbara Walter-Jeanrenaud 3 Kommentare
Lesedauer: 2 Minuten

Seit gut zehn Jahren haben wir Appstores auf unseren Smartphones und Tablets. Android, das mobile Betriebssystem von Google, und Apples Pendant iOS lassen von Haus aus keine Programme zu, die nicht durch speziell dafür ausgerichtete Prozesse und Qualitätskontrollen gelaufen sind. Dafür zahlen die Developer entsprechend auch einen Obulus an Google, Apple und Microsoft, denn auch Redmond ist nicht nur beim mittlerweile beerdigten Windows Phone bzw. Windows Mobile auch auf das App Store-Modell ausgewichen. Auch Windows 10 hat einen eigenen Store für Programme und im sogenannten S Modus von Windows 10 können nur Programme aus diesem Store installiert und verwendet werden. Das schränkt Developer ein, denn nicht alles, was technisch möglich ist, wird den Betriebssystem-Molochen gefallen und auch muss ein entsprechendes Developer-Konto angelegt, gepflegt und oftmals auch bezahlt werden. Zudem gibt man damit Daten über die Geräte und das Nutzungsverhalten, die wichtigste Währung unserer Zeit, an die Tech-Giganten ab.

 

Es birgt jedoch sowohl für die Firmen, welche die Betriebssysteme herstellen, als auch für die Developer und für uns durchaus Vorteile. Die Apps können direkt auf Kompatibilität geprüft werden und unterliegen gewissen Qualitätskontrollen. Wir können einigermassen darauf bauen, dass eine App aus dem Store nicht gerade das pure Böse sein wird und dass sie, wenn ich sie installieren kann, auch auf dem Gerät laufen sollte.

App Stores sollen vor Schadprogrammen schützen

Dass diese nicht alle Spreu vom Weizen trennen kann und das auch eine ganze Menge Schadprogramme und Unnützes immer wieder aus den Stores entfernt werden müssen, gerade beim Google Play Store, ist hinlänglich bekannt. Nicht alle Schadprogramme sind sofort zu erkennen, auch von Algorithmen bei Google, Apple und Microsoft nicht. Und auch die Berechtigungs- und Zugriffs-Funktionen, welche Apps erfragen bzw. anzeigen müssen, schützen nicht immer vor Schaden.


iPhone Apps
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Rekordgewinne durch Apps

Mit diesen Apps, seien sie nützlich oder sinnvoll, spielerisch oder produktiv ausgerichtet, lässt sich eben auch Geld verdienen. Eine Menge sogar. Die Publisher allein in Deutschland haben, laut einer aktuellen Studie des Marktforschungsinstituts research2guidance im Auftrag IT-Branchenverbandes bitkom, dieses Jahr eine Umsatzprognose von 1.6 Milliarden Euro zu verzeichnen. Das sind rund 100 Millionen Euro mehr als vergangenes Jahr und damit ein Rekordhoch. Der überwiegende Teil des Umsatzes von deutschen Apps wird dabei mit In-App-Käufen gemacht, also mit kostenpflichtigen Transaktionen, die in der App selbst getätigt werden und nicht im App Store selbst. Die App wird dabei oft kostenfrei zum Download und zur Installation angeboten, während zusätzliche Funktionen, Spiele-Level oder eine In-App-Währung hinzugekauft werden können bzw. müssen. Das dies nicht immer schöne Entwicklungen mit sich bringt, hat Marcel erst kürzlich in seiner Kolumne dargelegt. Dabei beläuft sich der Anteil der InApp-Payments am prognostizierten Umsatz auf stolze 1.2 Milliarden Euro, also mehr als drei Viertel des Gesamtumsatzes.

bitkom - Deutscher App-Markt mit 1,6 Milliarden Euro Umsatz

Die imposante Steigerung des Umsatzes durch Apps in den letzten Jahren, lässt nur erahnen, wie die Entwicklung weiter gehen könnte. Dabei muss man sich vor Augen führen, wie viel Geld die Anbieter der App Stores mitverdienen. In der Regel nehmen diese 30% Gebühren vom App-Verkauf sowie von In-App-Zahlungen für sich in Anspruch. Damit würden sie alleine 2018 an Apps aus Deutschland über 470 Millionen Euro verdienen. Und auch global gesehen sieht es nicht viel anders aus. Apple hat seit Einführung des Apple App Stores vor 10 Jahren an Developer weltweit rund 100 Milliarden US-Dollar ausgeschüttet, womit für Cupertino wohl rund 44 Milliarden US-Dollar unterm Strich angefallen sind. Zudem erhalten und erhielten sie auch noch wertvolle Daten über uns, beispielsweise über die Art und Version der Geräte, die wir nutzen, die Mobilfunkanbieter, Bewegungsprofile, Vorlieben und Interessen und vieles mehr. Diese Informationen sind nur partiell für Developer einsehbar und können diesen direkt zur Verbesserung ihrer Apps dienen.

Wie hoch ist die Bedeutung der Digitalwirtschaft?

Man darf sich also wohl getrost an dieser Stelle fragen, was für ein Milliardengeschäft, direkt wie indirekt über Käufe und Daten-Analyse und -Trading, diese Apps doch sind und welche Volkswirtschaften sich in welcher Weise auf diesen Markt stürzen. Digitalisierung ist eben nicht nur iPads in die Klassenzimmer zu bringen, sondern womöglich auch, über die Bedeutung der Digitalwirtschaft fundiert und vertieft nachzudenken und politisch wie gesellschaftlich Weichen zu stellen. Eine Digital-Steuer, wie sie auf EU-Ebene derzeit immer mal wieder diskutiert wird, durch die nicht mehr (nur) die Unternehmensgewinne besteuert würden, sondern die Umsätze an digitalen Produkten und Dienstleistungen, wäre vielleicht ein Schritt in diese Richtung. Wenngleich dies damit auch in Anbetracht des scheinbar weiter eskalierenden US-Aussenhandelskurses ein riskantes Unterfangen sein mag, würde es in Sachen Steuergerechtigkeit sicherlich für Bürgerinnen und Bürger einen deutlichen Pluspunkt mit sich bringen.

 

Unternehmensgewinne sind an den Standorten der jeweiligen Unternehmen zu versteuern, was in der Regel eben nicht in Europa ist. Da aber auch das Silicon Valley und die drei Giganten Apple, Google und Microsoft einen nicht unerheblichen Teil ihres Umsatzes (und Gewinns) in Europa mit digitalen Produkten erwirtschaften, ist es für viele Menschen längst nicht mehr nachvollziehbar, warum diese Firmen so einfach so wenig Steuern und Abgaben entrichten sollten, nur weil der Firmensitz so genannt off-shore liegt. Auch für kleine App-Developer ist es durchaus ein ernstes Unterfangen, sich in die Geschäftsgebahren der grossen drei App Stores einzubringen.

 

 

Quellen: bitkom; Apple

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3 Antworten zu “Apps als Wirtschaftsfaktor”

  1. Entrail sagt:

    Ja, das Kommentar über mir würde ich evtl löschen 😀

  2. Yves Jeanrenaud sagt:

    @entrail thx

  3. RuedKlein sagt:

    Sehr interessant das alles zu lesen. Aber ich wüsste nicht was ich dazu beitrage. Ich habe noch nie eine App für mein WP 10 gekauft. Am PC benutze ich den Store nicht. Und seit Win 3.11 bis heute habe ich noch eine Software, noch ein Betr. System gekauft. Also von mir gab es je einen Cent dafür. Und auf meinem Wp 10 sind auch nur 8 zusätzliche Apps die mir wichtig sind insatalliert.

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