Sa. 09. November 2019 um 10:35

OnePlus 7T Pro im Test – Das kleinste Smartphone-Upgrade der Welt?

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 8 Minuten

Das OnePlus 7 Pro, dass für mich persönlich bisher das beste Android-Smartphone in 2019 ist, wurde erst vor einigen Monaten vorgestellt. Wie vom chinesischen Hersteller gewohnt, wurde nun der Nachfolger auf den Weg gebracht und im Oktober veröffentlicht. Nun steht die Presse vor dem OnePlus 7T Pro und die Meinungen fallen je nach Sichtlage sehr gemischt aus. Es steht jedenfalls fest, dass auch das OnePlus 7T Pro wieder eines der besten Android-Smartphones für 2019 ist. Allerdings ist es für mich auch eines der enttäuschendsten Modelle für dieses Jahr. Warum dieser Zwiespalt für Verwirrung sorgt, versuche ich in diesem Testbericht einmal genauer zu erklären.

OnePlus 7T Pro Design: Ein neues Blau macht noch lange keinen neuen Morgen

Wer in meinem Testbericht zum OnePlus 7 Pro genau gelesen hat, wird festgestellt haben, dass ich vom Design total überzeugt war. Klar, das Gerät ist schwer, gross und ich bin kein Fan von diesen Edge-Displays. Aber nach einiger Zeit hatte ich mich daran gewöhnt. Die Milchglasoptik ist allerdings weiterhin ein absolut edler Hingucker. Ich finde es gelungen und die meisten Hersteller gehen eher diesen “Regenbogen-Glossy”-Style, was eher weniger mein Fall ist. OnePlus hat sich hier etwas tolles einfallen lassen.

 

Daher überzeugt mich das Design auch hier wieder, wenn auch mit gemischten Gefühlen. Denn ein wenig mehr Änderungen hätte ich mir schon erhofft. Lediglich die Farbe hat sich etwas verändert: Diese heisst nun Haze Blue statt Nebula Blue und geht eher in Richtung schimmerndes Türkis statt Aquamarin-Blau. Stark sieht es dennoch aus, auch wenn man nicht wirklich erkennt hier einen “Nachfolger” in der Hand zu halten. Gewicht und Abmessungen sind weiterhin mit 162.6 x 75.9 x 8.8 mm und 206 Gramm identisch.


OnePlus 7T Pro Hardware: Das kleinste Update der Welt?

Während das OnePlus 7T gegenüber dem ersten OnePlus 7 ein wahren Monster-Upgrade erhalten hat, schaut das OnePlus 7T Pro hier ein wenig in die Röhre. Denn neben einer leicht grösseren Batterie und einen leicht schnelleren Prozessor, gibt es keinerlei Änderungen zum Vorgänger. Und hier liegt eigentlich der Hund begraben, denn grundsätzlich schauen wir hier auf absolute Top-Hardware.

 

Zum einen wäre da der neuste Snapdragon 855+, satte 8 GB RAM und 256 GB interner Speicher. Das OnePlus 7T Pro ist also ein Monster, was die pure Leistung angeht und das spiegeln nicht nur die synthetischen Benchmarks wieder, wie ihr in den Screenshots seht. Es ist schwer bis nahezu unmöglich das Smartphone an seine Grenzen zu bringen. Allerdings gilt das für den Vorgänger mit identischem Speicher und dem Snapdragon 855 auch. Die angeblichen 15 Prozent Mehrleistung des Nachfolgers spürt man zu fast keiner Zeit.

 

Und genau das macht die Bewertung schwierig. Das OnePlus 7T pro läuft nicht schneller oder flüssiger als der Vorgänger. Beide nutzen ein 90 Hz AMOLED-Display und die Oberfläche ist bei beiden identisch schnell. Zudem öffnen sich Apps nicht spürbar schneller und Ladezeiten in Spielen sind auch nicht wirklich kürzer. Wo liegt hier also der Vorteil? Denn wirklich zukunftsreicherer ist das OnePlus 7T Pro auch nicht, denn der neue Snapdragon-Prozessor steht für Anfang 2020 schon in den Startlöchern, der noch einmal deutlich mehr Leistung verspricht.

OnePlus 7T Pro Display: Das gleiche Panel, immer noch Spitze

Beim Display hab ich ehrlich gesagt wenig Ahnung, was ich dazu schreiben soll. Hier würde ich gerne wieder auf meinen Testbericht zum OnePlus 7 Pro hinweisen, denn es ist exakt das gleiche Panel. Dennoch gehe ich an dieser Stelle noch einmal die technischen Daten durch.

 

Das AMOLED-Display misst satte 6.67 Zoll und ist damit wirklich riesig. Die Auflösung beträgt 3120 x 1440 Pixel und ist damit als QHD+ klassifiziert. 90 Hz sorgen in der Bildwiederholfrequenz für ein butterweiches Android-Erlebnis. Auch viele Spiele profitieren bereits von dem Plus an Anzeigequalität. Apropos Anzeige: HDR10 und HDR10+ stellt das OnePlus 7T Pro ebenfalls dar, was vor allem Amazon Prime und Netflix zugute kommt.

 

Die gebogenen Ränder sind Geschmacksache, mein Fall jedoch eher nicht. Je nach Lichtverhältnisse hat man ziemliche Spiegelungen in den gebogenen Elementen, die das Bild einfach verkleinern. Ich mag gerade Displays also persönlich mehr. Das ändert aber nicht daran, dass das OnePlus 7T Pro eines der besten AMOLED-Displays auf dem Markt hat. Die Anzeige ist nicht nur knackscharf, sondern auch sehr lebendig in den Farben ohne den Kontrast zu übersteuern. Zudem könnt ihr es in vielen Bereichen noch an die persönlichen Bedürfnisse anpassen.

OnePlus 7T Pro Kamera: Die gleichen guten Fotos des Vorgängers

Bei den Kameras verhält es sich in etwa wie beim Display. Es sind die gleichen Sensoren und Auflösungen verbaut worden und das sieht man auch in den Fotos. Ausgestattet ist das OnePlus 7T Pro mit einem 48 MP (F/1.6) Hauptsensor, 16 MP (F/2.2) Ultra-Weitwinkel und 8 MP (F/2.4) Zoom mit 3x Vergrösserung. Der Hauptsensor und der Zoom arbeiten auch mit einem optischen Bildstabilisator. Zudem kommt zusätzlich zum Hauptsensor noch ein Laser-Auto-Fokus zum Einsatz.

 

Die Bilder sind wie gewohnt wirklich super. Bei guten Lichtverhältnissen gibt es nahezu kein Bildrauschen. Zwar machen sich ganz winzige Unschärfen an den Bildrändern bemerkbar, doch diese sieht man nur, wenn man die Bilder am PC deutlich heranzoomt. Der Makromodus funktioniert ebenfalls sehr gut und es macht vor allem sehr viel Spass mit dem Weitwinkel-Modus herumzuspielen. Ich liebe es einfach Fotos im Weitwinkel-Format zu schiessen.

 

Aber da es die identische Kamera zum Vorgänger ist, kämpft das Smartphone auch weiterhin mit dem gleichen Problem: Die Fotos sind super, aber immer noch nicht auf dem Niveau von Google Pixel, Apple iPhone oder den Huawei-Smartphones. Auch Samsung hat hier in Form des Galaxy S10 oder dem Note 10 weiterhin die Nase vorn. Das schmälert aber den Gesamteindruck der wirklich guten Kamera nicht. Mehr braucht man tatsächlich nur in den aller seltensten Fällen und die meisten von uns nutzen für professionelle Fotografie noch ganz andere Geräte. Damit ist auch das OnePlus 7T Pro ein tolles Kamera-Smartphone.

OnePlus 7T Pro Akku und Lautsprecher: Etwas mehr und wie gewohnt

Das OnePlus 7 Pro hatte schon eine recht gute Akkulaufzeit, auch wenn diese nicht an die ganz grossen Hersteller heranreichte. 4’000 mAh standen hier zu Buche. Das OnePlus 7T Pro hat allerdings etwas mehr Saft spendiert bekommen. Hier stehen euch dann 4’085 mAh zur Verfügung, aber die spürt man ebenfalls nicht wirklich. Die Akkulaufzeit ist also weiterhin gewohnt gut, aber nicht absolut überragend. Mindestens 1-2 Tage schafft man mit hoher Nutzung. Wer viel spielt bekommt das Gerät auch deutlich eher in die Knie.

 

Dafür lädt das neue OnePlus-Flaggschiff aber mit WarpCharge T30. Das heisst eigentlich nichts anderes als mit 30 Watt und das ist unheimlich schnell. In wenigen Minuten geht das Gerät schon von 0 auf 50 Prozent Akkuanzeige. Das ist enorm und haben wir so noch nicht gesehen. OnePlus investiert hier eine Menge. Kabelloses Laden gibt es aber immer noch nicht.

 

Weiterhin überragend ist allerdings der verbaute Lautsprecher im unteren und oberen Bereich des Smartphones. Der Sound ist überraschend satt und hört sich wirklich toll an. Natürlich nur im Rahmen von Smartphone-Lautsprechern, aber dass das auch reichen kann, zeigen Smartphones wie das Razer Phone 2 oder auch das OnePlus 7T Pro hier sehr eindrucksvoll. Hier bin ich tatsächlich auch einmal froh, dass OnePlus nichts geändert hat.

Immer wieder ein kleines Highlight: Die ausfahrbare Selfie-Kamera.

OnePlus 7T Pro mit IP-Zertifizierung oder ohne?

Das ist ein Punkt, den ich beim Testbericht des OnePlus 7 Pro angesprochen habe und ich hier vielleicht noch einmal deutlicher darauf eingehen möchte. Wer den Trailer zum OnePlus 7 Pro kennt, der weiss, dass der Hersteller das Smartphone in einen Eimer mit Wasser wirft und das einfach umkommentiert so stehen lässt. Eine offizielle IP-Zertifizierung des Smartphones gibt es also nicht.

 

Das hat folgende Gründe: Für eine offizielle IP-Lizenz muss der Hersteller pro Gerät das hergestellt wird zahlen, um diese auch zu bekommen. Geschieht das, werden die Modelle auch speziellen Tests unterzogen um zu schauen, ob die Serienproduktion auch wirklich wasserfest sind. OnePlus spart sich beim OnePlus 7T Pro diese Lizenz, wirft das Gerät augenscheinlich selbst ins Wasser und überlässt quasi euch die Entscheidung, was ihr daraus macht. Natürlich drückt das auch den Preis des Smartphones.

 

Ja, auch wir haben das OnePlus 7 Pro und das OnePlus 7T Pro unter Wasser gehalten und sie funktionieren immer noch. Wir würden uns aber nicht darauf verlassen, denn es gibt nun einmal keine offizielle IP-Zertifizierung. Das lässt dem Hersteller auch sehr viel Spielraum. Wir würden euch daher nicht raten, das Smartphone absichtlich unter Wasser zu tauchen und es einfach wie ein nicht wasserdichtes Gerät zu behandeln. Damit fahrt ihr grundsätzlich am besten.

Tolles Design und “angeblich” wasserfest. Wir würden es aber eher vom Wasser fern halten.

OnePlus 7T Pro Fazit: Überragendes Smartphone, das Update aber nicht wert

Ich habe gerade keine Ahnung wo ich anfangen soll. Zwischen extremer Enttäuschung und absolut überragenden Fähigkeiten bin ich total hin- und hergerissen. Das liegt aber auch nur daran, weil das OnePlus 7 Pro im Test so extrem vorlegen konnte und das OnePlus 7T Pro nur ein minimal verbessertes Modell zum gleichen Preis ist. Im Grunde gucken wir hier also – sehr nüchtern betrachtet – auf eines der besten Android-Smartphones in 2019 für dieses Jahr. Dreht man die Medaille aber um, wird’s dreckig.

 

Doch warum ist das so? Wer das OnePlus 7T Pro kauft, kauft ein OnePlus 7 Pro mit Snapdragon 855+. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Update ist so extrem minimal, wie ich es noch nie so wirklich in der Smartphone-Welt gesehen habe. Ich verstehe auch nicht, warum das nötig war. Das OnePlus 7T ist zum Bespiel ein Monster-Update zum OnePlus 7 gewesen: 90-Hz-AMOLED-Display, neue Kamera, ebenfalls neuer Prozessor. Viele Features, die man vom OnePlus 7 Pro schon kannte und das Non-Pro-Modell stark aufwerten. Ein Update vom OnePlus 7 zum OnePlus 7T ist daher noch erklärbar.

 

Das fällt beim OnePlus 7T Pro hingegen fast alles weg. Das Smartphone hat, obwohl es wohl ein mehr als nur fantastisches Gerät für 749 Euro ist, in meinen Augen keinerlei Daseinsberechtigung, solange man sich nun ein günstigeres OnePlus 7 Pro kaufen kann. Auf die nicht wirklich spürbaren 15 Prozent mehr Leistung des Prozessors kann man eigentlich verzichten. Zukunftssicherer ist der Nachfolger damit nämlich nicht. Zumal der Snapdragon 865 bereits in den Startlöchern steht.

 

Also was haben wir hier nun unterm Strich? Ganz nüchtern: Ein absolutes Top-Smartphone für einen angmessenen Preis. Allerdings bleibt das OnePlus 7 Pro immer noch eines meiner absoluten Lieblings-Smartphones für 2019. Denn wenn man das OnePlus 7T Pro in seiner Gesamtheit zum Vorgänger betrachtet, ist es für mich das enttäuschendste Update, dass der Hersteller bisher gefahren ist. Daher lautet die Empfehlung: Greift lieber zum OnePlus 7 Pro oder dem OnePlus 7T. Hier spart ihr viel Geld und habt nahezu die identische Leistung.

 

Bilder: PocketPC.ch / Laser

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