Datenbasiertes Tennis-Coaching: Wie Angelique Kerber in Wimbledon gewann

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Veröffentlicht am 21.08.2018

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Spiel, Satz und Sieg: Seit ihrem Triumph in Wimbledon vor wenigen Wochen gehört Angelique Kerber wieder zu den besten Tennisspielerinnen der Welt, nachdem sie im vergangenen Jahr aus den Top 20 ausschied. Einen großen Anteil an ihrem Comeback hat der neue Trainer: Wim Fissette. Der 38-jährige Belgier coacht Kerber seit Ende 2017 und setzt dabei besonders stark auf Datenanalysen und Statistiken. Darum werfen wir heute einen Blick darauf, wie Angelique Kerber durch das datenbasierte Training so erfolgreich wurde.

Fissette ist einer von mehreren führenden Tennis-Coaches, welche die Partnerschaft der Women’s Tennis Association (WTA) mit dem deutschen Softwareproduzenten SAP nutzen. Sie setzen die bereitgestellten Daten systematisch ein, um ihre Spielerinnen besser zu trainieren.

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Als ich mit Angie anfing, prüfte ich zuerst alle ihre Statistiken aus dem Vorjahr und merkte, dass sie zu 75 Prozent auf die Rückhand spielt“, erklärte Fisette in einem Interview mit ESPN. „Deshalb sagte ich, dass ihr Vorhand-Anteil höher sein muss. Und schon nach einem Monat konnten wir in den Statistiken über die Spiele in Australien sofort erkennen, wie sehr sie sich verbessert hat.“

SAP-Software: Datenanalyse wirkt wie ein Co-Trainer

Mit der sogenannten Adleraugen-Technik und der Punktetabelle des Schiedsrichters erstellt SAP Live-Statistiken für sein Tool Tennis Analytics for Coaches, das man öfter im Fernsehen sieht, wenn die Trainer während der WTA-Matches am Spielfeldrand sitzen. Und nach dem Spiel können die Coaches dann in der Software Tournament Performance Centre noch mehr Details sehen.

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Für Fissette funktioniert die Software wie ein Co-Trainer und er schwärmt davon, wie die Statistiken von SAP sein Leben verändert haben. “Statt zwei Stunden auf dem Platz zu warten, um das Spiel zu verfolgen und eine kleine Menge an Daten zu bekommen, kann ich nun nach Hause oder sonst wohin gehen und mich an den Computer setzen, um meine Analyse zu beginnen. Und ich bin damit ein viel besserer Trainer als zuvor.”

Daten-Tipps: Angelique Kerber hält das Spiel in der Hand

Früher schaute er die Spiele immer mit einem Stift und einen Stück Papier an, auf das er seine Notizen schrieb: Punkte markierten, wo der erste Aufschlag landete, und Striche standen für den zweiten. Doch jetzt kann er in 20 bis 30 Minuten die kompletten Statistiken einer Spielerin ansehen, beispielsweise für alle Matches auf Gras oder auf dem Hartplatz. Oder er schaut sich gleich zehn verschiedene Spiele gleichzeitig an und vergleicht sie.

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Mit diesen Informationen versucht Fissette, seine Spielerin optimal auf ein Match vorzubereiten. Aber am Ende sind es doch immer nur Tipps, die er geben kann. Die Umsetzung liegt bei Angelique Kerber. „Es ist nicht so, dass ich meine Spielerin programmieren kann und sie es dann exakt umsetzt“, sagt der Experte. „Sie muss die großen Entscheidungen immer noch allein treffen und ist verantwortlich für ihr Spiel.“

Natürlich könnte er sagen, dass ihr Aufschlag mindestens 200 Kilometer pro Stunde schnell sein muss. Doch was soll das bringen? Deshalb wählt Fissette immer nur zwei bis drei wichtige Ratschläge aus, die er aus den Statistiken ablesen kann, statt Angelique Kerber mit Statistiken zu überladen. Und das schafft eben nur ein guter Trainer. Die Datenanalyse ist lediglich ein Werkzeug dafür.

 

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