Ruth Dreifuss erklärt auf BBC, wie die Schweizer Männer die Frauen von der Politik fernhielten

In einem vierminütigen Film lässt die BBC alt Bundesrätin Ruth Dreifuss als Zeitzeugin sprechen. Das Video aus der BBC-Reihe Witness History ist seit Montag online und widmet sich dem langen Kampf der Schweizerinnen um das Stimmrecht.

Manuela Nyffenegger
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Ruth Dreifuss als Zeitzeugin in einem Kurzfilm der BBC in der Reihe Witness History. (Bild: Screenshot BBC)

Ruth Dreifuss als Zeitzeugin in einem Kurzfilm der BBC in der Reihe Witness History. (Bild: Screenshot BBC)

Vor kurzem hat die British Broadcasting Corporation (BBC) unter dem Titel «How Swiss men kept women out of politics until 1971» einen kurzen Film über das Schweizer Frauenstimmrecht publiziert. In gutem Englisch mit nur leicht französischem Akzent schildert die 79-jährige ehemalige Bundesrätin Ruth Dreifuss ihren etwa zwölf Jahre dauernden Einsatz für das Frauenstimmrecht in der Schweiz.

Mit 19 Jahren erlebte sie die grosse Enttäuschung, dass die Männer 1959 das Stimmrecht für 50 Prozent der Schweizer Bürger ablehnten – und zwar mit einer Zweidrittelmehrheit. Es sollte nochmals Jahre dauern – eine intensive Zeit für Dreifuss – bis die männliche Schweiz 1971 endlich Ja sagte zu den Frauen. Sie erhielten damals das Stimmrecht und konnten erstmals für politische Ämter kandidieren.

Dreifuss erzählt ruhig und sachlich, der britische Filmautor Jonathan Coates fügt Originalszenen aus jener Zeit ein. Zum Beispiel Begründungen der Männer für oder – eben mehrheitlich – gegen die politische Mitbestimmung von Frauen. Die O-Töne sind zwar nicht neu, aber doch immer wieder erstaunlich anzuhören.

Dass die BBC diesem Thema einen Film in ihrer grossen Serie Witness History widmet, zeigt auch heute noch, wie sonderbar die Stellung der Frauen in der damaligen Schweiz gewesen ist. In andern europäischen Ländern verfügten die Frauen längst über politische Rechte. Finnland hatte bereits 1906 den Anfang gemacht, es folgten bis 1952 mit Griechenland alle europäischen Staaten. Nur Liechtenstein (1984) war noch später als die Schweiz .

Dass Ruth Dreifuss die «erste Präsidentin der Schweiz» war – wie es die BBC schildert – macht die Genferin zu einer hochkarätigen Zeitzeugin der Entwicklung der Frauenrechte in unserm Land.

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