Kommentar

Berlin will vom Silicon Valley Optimismus lernen

Mit einer Reise ins amerikanische Technologie-Mekka will der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier von den Kaliforniern lernen. Doch das ist gar nicht so einfach, schliesslich gelten die Deutschen als durch und durch pessimistisch.

Marie-Astrid Langer, Palo Alto
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Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier will der deutschen Wirtschaft die digitale Transformation näherbringen. (Bild: Michele Tantussi / Getty)

Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier will der deutschen Wirtschaft die digitale Transformation näherbringen. (Bild: Michele Tantussi / Getty)

Langsames Internet, zu strenge Regulierungen, Braindrain – die deutsche Wirtschaft steht mehr und mehr in der Kritik, den Anschluss beim digitalen Wandel zu verpassen. Mit einer Reise ins Silicon Valley will der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier dieser Tage von den Kaliforniern lernen und der deutschen Wirtschaft die digitale Transformation näherbringen. «Es dämmert uns, dass wir in Deutschland längst nicht mehr der Nabel der Welt sind», sagte Altmaier am Montag bei einem Mittagessen in Palo Alto mit sogenannten Futurologen – allesamt deutschstämmige Digital-Experten, die ins kalifornische Technologie-Mekka ausgewandert sind. Was könnte Berlin vom Silicon Valley lernen?

Die Deutschen hätten eine negative Grundeinstellung, sagte Frederik Pferdt, der bei Google als Chief Innovation Evangelist arbeitet; es brauche eine optimistische Denkweise gegenüber neuen Technologien. Den deutschen Pessimismus attestierten auch die anderen «Futurologen». Anders als in der Heimat helfe man in Kalifornien einander mit Tipps und Kontakten, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, sagte eine ausgewanderte Jungunternehmerin. Auch liessen sich Geschäftsideen im Silicon Valley leichter zu Geld machen.

Der deutsche Wirtschaftsminister nickte zu alldem eifrig. «Wie können Sie uns helfen, das deutsche Mindset zu ändern?» Die Antworten illustrierten, dass der deutsche «Muffelismus» nicht so einfach auszutreiben ist: Die Regulierungen seien zu streng, die Experimentierfreudigkeit sei zu gering, die Grundskepsis zu gross. Der Minister verwies darauf, dass er bald eine Stabsstelle im Ministerium für künstliche Intelligenz aufmachen werde. Das Angebot der «Futurologen», über das Mittagessen hinaus in Kontakt zu bleiben und Ideen auszutauschen, tat er aber ab: Er bekomme dauernd solche E-Mails, aber konkrete Vorschläge umzusetzen, sei in der Politik nun einmal schwierig. Wenn, dann sollten die «Futorologen» doch bitte eine einzige Idee, «mit 25 Unterschriften versehen», an sein Ministerium schicken, dann könne er das mit Nachdruck weitergeben. Ob auch das Pessimismus oder einfach deutscher Realismus ist, sei dahingestellt.

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