Kinder sind kostbar. Aber wer sie wie Porzellan behandelt, erweist ihnen einen Bärendienst

In einer Ortschaft in North Carolina ist es verboten, auf Grasflächen zu spielen. Anderswo in den USA greift die Polizei ein, wenn Kinder allein unterwegs sind. Und unbeaufsichtigt einen Streit austragen geht schon gar nicht. Wie sollen Jugendliche dann den Weg ins Erwachsenenalter finden?

Lenore Skenazy / Jonathan Haidt
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Wenn Kinder auf eigenen Beinen stehen sollen, müssen die Eltern das Loslassen lernen. (Bild: Alec Soth / Magnum Photos)

Wenn Kinder auf eigenen Beinen stehen sollen, müssen die Eltern das Loslassen lernen. (Bild: Alec Soth / Magnum Photos)

Unterwegs auf einem Wanderweg nahe Chicago entdeckt ein Spaziergänger einen Teenager beim Holzhacken. Er ist nicht an einem Baumstamm zugange; er hat sich bloss ein paar abgefallene Äste vorgenommen. Dennoch ruft der Mann die Polizei.

Nach seinem Tun befragt, erklärt der Junge, dass er für sich und seine Freunde ein Fort bauen wolle. Wie ein Lokalblatt berichtet, konfiszierte die Polizei anschliessend die Werkzeuge «aus Sicherheitsgründen, um sie den Eltern zurückzugeben».

So geschehen vergangenes Jahr im Chicagoer Vorort Elmhurst. Derweil freuten sich in Charlotte, North Carolina, die Kinder einer lokalen Vorschule über ein paar gebrauchte Geräte, die man von einem öffentlichen Spielplatz hatte übernehmen können. Aber bald hiess es, dass sie die Geräte nicht benutzen dürften, weil diese auf Gras und nicht auf Holzschnitzeln stünden. «Es ist eine Sicherheitsfrage», lautete die Begründung. Gemäss geltendem Reglement sei es nicht erlaubt, auf Gras zu spielen.

Und dann war da vor einiger Zeit die Frage in «Parents», einem amerikanischen Elternmagazin. «Ihr Kind ist alt genug, um für kurze Zeit allein zu Hause zu sein, und das funktioniert auch. Ist es in diesem Fall in Ordnung, es mit einer Spielkameradin allein zu lassen, damit Sie rasch in die chemische Reinigung gehen können?» Keineswegs, befand die Zeitschrift. «Nehmen Sie die Kinder mit, oder verschieben Sie den Gang.» Denn schliesslich «wollen Sie sichergehen, dass niemandes Gefühle verletzt werden, wenn es Streit gibt».

Geschützt wie nie zuvor

Das Prinzip ist einfach: Diese Generation von Kindern muss geschützt werden wie keine zuvor. Sie dürfen kein Werkzeug benutzen, dürfen nicht auf Gras spielen, und ganz sicher darf man nicht von ihnen erwarten, dass sie einen Streit mit einer Freundin bewältigen. Das ist möglicherweise der Grund, warum wir in unseren Colleges «safe spaces» brauchen und warum die nach der Jahrtausendwende Geborenen den Weg ins Erwachsenenalter nicht zu finden scheinen.

Die Erfahrung, über längere Zeit unbeaufsichtigt zu spielen, die Welt zu erkunden und Konflikte selbständig zu lösen, kommt den Kindern abhanden.

Natürlich wollen wir nur das Allerbeste für unsere Kinder. Aber der Schuss könnte nach hinten losgehen. Wenn Kinder sich nie daran gewöhnen können, mit irgendetwas allein zurechtzukommen – auch mit Risiko, Scheitern, verletzten Gefühlen –, ist unsere Gesellschaft und sogar unsere Wirtschaft bedroht. Aber die heutige Erziehungspraxis und die Gesetzgebung scheinen nachgerade daraufhin angelegt, dieses Defizit zu kultivieren. Es herrscht die Angst vor, dass alles, was Kinder sehen, tun, essen, hören und abschlecken, ihnen schadet. Und seit neuestem verbreitet sich an Mittel- und Hochschulen der Glaube, dass sogar Wörter und Ideen traumatisieren können.

Wie kamen wir auf den Gedanken, dass eine Generation von Kindern die grundlegendsten Herausforderungen des Heranwachsens nicht mehr bewältigen kann?

Moralische Abhängigkeit

Anfang der 1980er Jahre begann sich die Kindheit in Amerika grundlegend zu verändern. Die Gründe waren vielfältig: ein gewandeltes Verständnis von Elternschaft, neue Erwartungen hinsichtlich der Hochschulbildung, zunehmende Regulierungen, technologischer Fortschritt und insbesondere die Angst vor Kindsentführungen – weil damals Fotos vermisster Kinder auf Milchpackungen abgedruckt wurden, entstand der Eindruck, dass dieses faktisch seltene Verbrechen endemisch geworden sei. In der Folge kam den Kindern die Erfahrung, über längere Zeit unbeaufsichtigt zu spielen, die Welt zu erkunden und Konflikte selbständig zu lösen, weitgehend abhanden. Und im selben Mass wurden sie anfälliger, empfindlicher gegen Kränkungen, abhängiger von anderen. Sie haben gelernt, sich an Autoritätspersonen zu wenden, wann immer ein Problem ansteht, und bei ihnen Schutz vor Unannehmlichkeiten zu suchen; Soziologen nennen das «moralische Abhängigkeit».

Sie wollen Kinder wachsen lassen

Lenore Skenazy lebt als Autorin, Bloggerin und Kolumnistin in New York. Sie ist Verfasserin des Buches «Free Range Kids» und führt einen Blog unter demselben Titel. Zusammen mit Jonathan Haidt, der als Thomas Cooley Professor of Ethical Leadership an der New York University wirkt, gründete sie die Let Grow Foundation, die gegen die übertriebene Einhegung von Kindern durch Eltern, Institutionen und Gesetze angeht. Zu den Aktivitäten der Stiftung gehört einerseits die Erforschung der Auswirkungen solcher Einschränkung wie auch der Zusammenhänge zwischen Unabhängigkeit und Erfolg; anderseits die Entwicklung konkreter Projekte, in deren Rahmen man Kindern Freizeit und die Möglichkeit zum freien Spielen verschaffen will. Generell engagiert sich die Let Grow Foundation für die Förderung der intellektuellen, physischen und emotionalen Resilienz. 

Die Flexibilität und die Offenheit, die junge Menschen benötigen, um am College und auf ihrem weiteren Lebensweg zu bestehen, ist dadurch bedroht. Wenn sie die Schule oder eine Berufskarriere antreten und nie gelernt haben, mit Frustration oder Missverständnissen umzugehen, werden sie mit aller Wahrscheinlichkeit überempfindlich sein. Und wenn ihnen die Ressourcen zum Überwinden von Hindernissen fehlen, wird jeder Maulwurfshügel zum Berg.

Auf dem Campus ist die Fixierung auf Gefahr und Verletzung zum vorherrschenden Gefühl geworden. Es kommt nicht mehr darauf an, was jemand wirklich sagen will oder wie ein vernünftiger Zuhörer eine Äusserung interpretieren würde – was zählt, ist die Frage, ob sich jemand dadurch beleidigt fühlen könnte. Ist dem so, hat der Sprecher eine «Mikroaggression» begangen, und eine rein subjektive Reaktion genügt, um den Fakultätsvorstand oder ein Spezialteam für die Lösung solcher Konflikte auf den Plan zu rufen. Lehrkräfte wie auch Schüler haben deshalb mittlerweile das Gefühl, ständig auf rohen Eiern zu laufen. Und das droht die freie Erörterung und die offene Diskussion von Themen – und damit die Essenz der Collegeausbildung – zu behindern.

Wenn wir heute schon an diesem Punkt sind – was bedeutet es dann für die Zukunft der höheren Bildung, dass mittlerweile bereits Primarschüler ständig daran erinnert werden, dass sie einander unwillentlich weh tun könnten, wenn sie ein falsches Wort verwenden? Werden die Achtjährigen von heute in zehn Jahren, wenn sie ins College überwechseln, die Redefreiheit immer noch als etwas Schutzwürdiges ansehen?

Kinder an der Leine

Wenn Sie über vierzig sind, dann hatten Sie als Kind vermutlich freie Zeit in Hülle und Fülle – nach der Schule, am Wochenende, im Sommer. Und wenn Sie heute von Ihrer Kindheit erzählen, dann wohl vom Spielen im Wald oder vom Velofahren bis zum Einbruch der Nacht.

Heute wachsen viele amerikanische Kinder wie Zuchtkälber auf. Nur gerade 13 Prozent gehen zu Fuss zur Schule. Viele, die den Bus nehmen, warten unter Mamas oder Papas Obhut an der Haltestelle. In Rhode Island erwog man eine Zeitlang, Kinder nicht aus dem Bus steigen zu lassen, wenn sie nicht von einem Erwachsenen abgeholt würden; dies hätte bis zur 7. Klasse, also zum 12. Altersjahr, gelten sollen.

Manchmal macht es den Anschein, als würde unsere Kultur Gefahren eigens heraufbeschwören, nur um weiteres Kopfzerbrechen zu schaffen.

Nach der Schule kommen die Kinder nicht mehr heim, schliessen selbst die Wohnung auf und gehen dann hinaus zum Spielen. Stattdessen zwängt man sie in organisierte, überwachte Aktivitäten; Jugendsport ist ein 15-Milliarden-Dollar-Business, das allein seit 2010 um 55 Prozent gewachsen ist. Oder man schickt sie zum Nachhilfeunterricht. Oder in die Musikstunde. Und wenn alle Stricke reissen, sitzen sie in ihrem Zimmer hinter dem Computer.

Sogar Eltern, die ihre Kinder ins Freie schicken wollen, stossen auf Schwierigkeiten. Oft sind keine Kameraden da, mit denen sie spielen könnten. Und wer der Meinung ist, dass es dem Kind nicht schadet, einmal allein einkaufen zu gehen oder auf der Strasse Kickball zu spielen, der sollte sich das besser zweimal überlegen, weil manche Polizisten jedes «unbeaufsichtigte» Kind per se für «vernachlässigt und gefährdet» halten. Erinnern wir uns nur an den Achtjährigen in Ohio, der sich, statt brav den Bus zur Sonntagsschule zu nehmen, in den nächsten Discountladen schlich: Sein Vater wurde wegen Gefährdung des Kindeswohls verhaftet.

Vorsicht, Möbel!

Dieses Beispiel und ähnliche Fälle zeigen einen Bewusstseinswandel an: Man glaubt, dass Kinder automatisch gefährdet sind, wann immer sie etwas alleine unternehmen. Aber das stimmt nicht. Die Verbrechensrate in Amerika ist heute auf dem Niveau von 1963; das heisst, von der heutigen Elterngeneration sind die meisten in einem gefährlicheren Umfeld aufgewachsen als ihre Kinder. Und doch fühlen wir uns nicht sicher. Eine Umfrage im Jahr 2010 ergab, dass die meisten Eltern vor allem eine Kindsentführung fürchten, obwohl das Mitfahren in einem Auto für Kinder weit gefährlicher ist. 2011 wurden in den USA neun Kinder entführt und ermordet; im selben Jahr starben 1140 bei Autounfällen.

Bei der Armee macht man sich schon Sorgen, weil Rekruten nicht mehr seilspringen oder Purzelbäume schlagen können.

Manchmal macht es den Anschein, als würde unsere Kultur Gefahren eigens heraufbeschwören, nur um weiteres Kopfzerbrechen zu schaffen. So hätten Kinder unter zwölf Jahren die Boulder Public Library in Colorado seit neuestem nur noch in Begleitung Erwachsener betreten sollen, weil «Kinder Risiken wie Treppen, Aufzügen, Türen, Mobiliar, elektrischen Geräten oder anderen Bibliothekskunden ausgesetzt sind». Ach ja, Kinder und Bibliotheksmobiliar. Eine absolut letale Kombination.

Die Vorschrift wurde glücklicherweise aufgehoben, wohl infolge des Spotts, der sich von allenthalben über die Bibliothek ergoss. Aber die Vernunft obsiegt nicht immer. Die Narrenkrone gebührt wohl Richland im Teilstaat Washington, wo sämtliche Schaukeln auf Pausenplätzen kassiert wurden. Die Lust am Schaukeln ist – wenn wir an unsere behaarten Vorfahren denken – älter als die Menschheit selbst. Aber der Sprecher der lokalen Schulbehörde wusste es besser: «Schaukeln sind erwiesenermassen das unsicherste Gerät auf Spielplätzen.»

Ironischerweise wird bei alledem übersehen, dass reale gesundheitliche Gefahren lauern, wenn alles Herumrennen, Radeln und Springen verboten wird. Gemäss einer im Sommer 2017 an der Johns-Hopkins-Universität durchgeführten Studie stehen die 19-Jährigen von heute den 64-Jährigen punkto Stubenhockerei um nichts nach. Bei der Armee macht man sich schon Sorgen, weil Rekruten nicht mehr seilspringen oder Purzelbäume schlagen können.

Schwindende Resilienz

Andere Untersuchungen zeigen, dass die Tendenz, Kinder vor allen Risiken zu schützen, nicht nur auf Kosten des Körpers geht. Vor einigen Jahren wurde Peter Gray, emeritierter Professor für Psychologie am Boston College, von einer namhaften Universität zu einer Konferenz eingeladen, bei der es um «abnehmende Resilienz bei den Studierenden» ging. Der Organisator der Veranstaltung sagte, dass sich die Zahl der bei der internen Beratungsstelle eingehenden Notrufe in den letzten fünf Jahren verdoppelt habe. Mehr noch: Studierende suchten Rat, weil sie Streit mit einem Zimmergenossen hatten. Zwei riefen an, weil eine Maus in ihrer Wohnung war; sie alarmierten auch die Polizei, die dann mit einer Mausefalle ausrückte. Von den Empfindlichkeiten in Sachen Benotung erst gar nicht zu reden; für manche Studierende bedeutet ein B den Weltuntergang (für manche Eltern ebenfalls).

Erst wenn Kinder auf sich selbst gestellt sind, lernen sie, erwachsen zu handeln.

Zum Teil lässt sich die Zunahme solcher Anrufe damit erklären, dass psychische Probleme nicht mehr, wie früher, mit einem Stigma behaftet sind; das ist eine positive Entwicklung. Aber laut Gray lässt sie sich auch als Zeichen dafür lesen, dass ein Ungenügen gegenüber den grundlegendsten Anforderungen des Erwachsenwerdens ebenfalls kein Stigma mehr ist – und das sollte einem zu denken geben.

Hat uns eine Kultur, die alles und jedes belohnen will, an diesen Punkt gebracht? Man kann sich gern über eine Gesellschaft lustig machen, die ihren Kindern beibringt, dass alles, was sie tun, Beifall verdient. Aber wir sollten die Tatsache nicht ignorieren, dass dabei eine wichtige Lektion nicht berücksichtigt wird: «Wir haben eine Generation junger Menschen aufgezogen», schreibt Gray, «denen nie Gelegenheit gegeben wurde, das Scheitern zu erfahren und zu realisieren, dass sie es überleben können.»

Der Ernst des Spiels

Es ist nichts als natürlich, dass man seine Kinder glücklich sehen möchte. Aber das wahre Geheimnis des Glücks liegt nicht darin, immer noch mehr Lob zu bekommen, sondern in einer gesunden emotionalen Resilienz. Und viele Helikoptereltern entziehen ihren Kindern das beste Resilienztraining, das dem Menschen gegeben ist: das freie Spiel.

Peter Gray hat auf diesem Gebiet ausgiebig geforscht, und er betont, dass Spielen, wie wir es heute verstehen, mit freiem Spielen herzlich wenig zu tun hat. In organisierten Aktivitäten haben Erwachsene das Sagen. Aber erst wenn Kinder auf sich selbst gestellt sind, lernen sie, erwachsen zu handeln.

Wenn Kinder – idealerweise aus verschiedenen Altersstufen – frei miteinander spielen, dann entscheiden sie selber, was sie tun wollen und wie sie es tun. Das ist echtes Teamwork. Die Kleineren wollen den Grossen in nichts nachstehen, deshalb heulen sie nicht, wenn sie einmal einen Punkt verlieren, sondern strengen sich erst recht an. Das ist die Grundlage für innere Reife. Die Älteren werden sich derweil bemühen, den Ball nicht allzu hart zu werfen, wenn kleinere Kinder im Spiel sind. Sie lernen Empathie. Und wenn jemand vorschlägt, zur Abwechslung auf nur einem Bein zu spielen, entdecken sie, dass man Dinge auf verschiedene Arten tun kann. Sie lernen auch, dass nicht nur die Erwachsenen, sondern auch sie selbst gemeinsam Regeln aufstellen können, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Das ist partizipatorische Demokratie.

Kinder sollten nicht nur auf dem Recht bestehen, sich auf die physische Welt einzulassen, sondern auch auf die Welt des Geistes.

Und das Allerwichtigste: Wenn keine Erwachsenen intervenieren, müssen die Kinder sämtliche Probleme selber lösen – von der Frage, was man spielen soll, über die Formierung gleich starker Mannschaften bis hin zur Bewältigung von Meinungsverschiedenheiten. Das ist nicht immer leicht, aber die Lust, das Spiel fortzusetzen, wirkt motivierend: Wenn man weiter Spass haben will, braucht es zuerst eine Lösung, also findet man sie. Sie lernen, dass sie unterschiedlicher Meinung sein, darüber diskutieren und – vielleicht leise grummelnd – weitermachen können.

Genau das sind die Fähigkeiten, an denen es heute auf dem College-Campus vielerorts mangelt.

Kinder verdienen Freiheit

Wenn Eltern die Unabhängigkeit ihrer Kinder beschneiden, dann nehmen sie nicht nur den Junioren Spass und Freude weg. Sie berauben auch sich selbst des erwachseneren Vergnügens, ihre Kinder etwas Kluges, Tapferes oder Gutes tun zu sehen – ganz ohne elterliche Anleitung. Lassen wir unsere Kinder nie selbständig handeln, dann können wir auch nicht sehen, wozu sie fähig sind; und läge nicht genau darin die grösste Genugtuung, die Eltern erfahren können?

Indem wir unsere Kinder vor allen Risiken, Hindernissen, Verletzungen und Ängsten schützen wollen, haben wir eine Kultur geschaffen, die ihnen die Möglichkeiten vorenthält, erfolgreiche Erwachsene zu werden. Indem wir sie – emotional, sozial und physisch – wie zartes Porzellan behandeln, machen wir sie erst fragil.

Aber die Kinder wissen, dass ihre Eltern einst viel mehr Bewegungsfreiheit hatten als sie selbst – und mehr Freizeit, um zu lesen, an etwas herumzubasteln oder auf Abenteuer auszugehen. Sie realisieren auch, dass es damals auf dem Pausenplatz oder anderswo auch einmal Hiebe gab und dass man das überlebte. Es wäre zu hoffen, dass die Kinder anfangen, diese Unabhängigkeit, und damit auch ein Mass an Respekt, wieder einzufordern.

Und sie sollten nicht nur auf dem Recht bestehen, sich auf die physische Welt einzulassen, sondern auch auf die Welt des Geistes. Sie müssen Meinungen hören, lesen und aussprechen, die gegen den Mainstream gehen. Sie sollten beleidigt sein, wenn man sie und ihre Klassenkameraden für derart verletzlich hält, dass jede Meinungsverschiedenheit im Keim erstickt werden muss. Und sie müssen ein gesundes Misstrauen gegenüber einer Politik entwickeln, die sie vor allem Unbequemen «schützen» will.

Kinder sind heute sicherer und klüger, als die Gesellschaft meint. Sie verdienen die Freiheit, die auch wir hatten. Davon werden dereinst die Prosperität und die Freiheit Amerikas abhängen.

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