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Weltkonjunktur US-Arbeitslosenquote steigt auf höchsten Wert seit 26 Jahren

Es ist ein trauriger Rekord: Die Arbeitslosenquote in den USA ist auf 10,2 Prozent geklettert - so hoch war sie zuletzt 1983. Innerhalb eines Monats fielen 190.000 Jobs weg. Auch in Deutschland sind massenweise Arbeitsplätze gefährdet, die Zahl der Firmenpleiten steigt.
Warteschlange auf US-Jobmesse: Massive Auswirkung auf den Konsum

Warteschlange auf US-Jobmesse: Massive Auswirkung auf den Konsum

Foto: A2800 epa Lane/ dpa

Washington/Berlin - Weltweit zieht die Konjunktur leicht an - doch auf dem Arbeitsmarkt ist der Aufschwung nicht zu spüren. Schlechte Nachrichten kommen vor allem aus den USA: Hier sind im Oktober überraschend viele Jobs abgebaut worden. Insgesamt fielen 190.000 Stellen weg, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag mitteilte. Analysten hatten nur ein Minus von 175.000 erwartet.

Die Arbeitslosenquote erreichte mit 10,2 Prozent das höchste Niveau seit mehr als 26 Jahren. Höher war die Quote zuletzt im April 1983 gewesen. Immerhin fiel der Stellenabbau im Oktober etwas geringer aus als im September. Damals waren noch 219.000 Jobs weggefallen.

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist entscheidend für die Konsumausgaben, die rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung in den USA ausmachen. Seit Ausbruch der Rezession sind in Amerika bereits 7,3 Millionen Arbeitsplätze vernichtet worden.

Zehntausende deutsche Firmen könnten zahlungsunfähig werden

Düstere Zahlen meldet auch die deutsche Wirtschaft. Trotz der konjunkturellen Erholung müssen immer mehr Unternehmer den Gang zum Insolvenzrichter antreten. Die Zahl der Firmenpleiten stieg im August auf 2619 - ein Plus von 12,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

Und Experten rechnen bis weit ins kommende Jahr hinein mit weiteren Pleiten. So fürchtet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform, dass in diesem Jahr bis zu 35.000 Unternehmen zahlungsunfähig werden. Dies dürfte die Zahl der Arbeitslosen spürbar erhöhen, was wiederum viele Bürger in die Privatinsolvenz treiben könnte.

Bis August meldeten sich bereits 21.807 Firmen insolvent, darunter so bekannte Namen wie Quelle, der Porzellanhersteller Rosenthal, der Modelleisenbahnbauer Märklin und die Bekleidungsfirma Schiesser. "Wir hatten im ersten Halbjahr eine Pleitewelle bei großen Firmen", sagt Creditreform-Experte Hardy Gude. "Im zweiten Halbjahr wird es vor allem kleinere und mittlere Unternehmen treffen. Nach einem Jahr Rezession sind die ohnehin dünnen Polster für schlechte Zeiten aufgebraucht."

Industrie verzeichnet Auftragseingänge

Das sieht auch UniCredit-Analyst Andreas Rees so: "Trotz der aktuellen Konjunkturbelebung ist es sehr wahrscheinlich, dass die Zahl der Firmenpleiten in den kommenden Monaten weiter steigen wird. Das lässt einen kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit befürchten." Sie werde 2010 bis auf 4,25 Millionen steigen - im Oktober waren rund 3,2 Millionen Menschen ohne Job.

Immerhin: Noch steigt die Zahl der Verbraucherinsolvenzen - im Gegensatz zu den Firmenpleiten - nicht dramatisch. Hier gab es nur eine leichte Zunahme von 0,3 Prozent auf 7858. Gründe dafür seien der bislang relativ stabile Arbeitsmarkt, niedrige Inflationsraten und ein Verzicht der Verbraucher auf übermäßigen Konsum, sagte Creditreform-Experte Gude.

Eine positive Nachricht gibt es allerdings aus der deutschen Industrie: Die heimischen Firmen verzeichneten im September zum siebten Mal in Folge ein Plus bei den Auftragseingängen. Dies teilte das Wirtschaftsministerium am Freitag in Berlin mit. Allerdings ist der Zuwachs durchaus bescheiden - im Vergleich zum Vormonat lag er bei 0,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gingen die Bestellungen aber immer noch zurück, und zwar um 13,1 Prozent. Das Wirtschaftsministerium spricht dennoch von einem "Erholungsprozess".

"Osteuropa hat die Krise hinter sich"

Noch optimistischer fallen die Prognosen in Osteuropa aus. Hier ist die schlimmste Phase der Krise nach Ansicht von Wirtschaftsforschern überstanden. "Wir glauben, dass die Wachstumsdelle vorbei ist", sagte Peter Havlik vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) am Freitag. Die Erholung werde ab 2010 jedoch nur sehr langsam einsetzen.

Das WIIW sieht Ungarn, die Ukraine und die baltischen Staaten vom Einbruch besonders getroffen. "Die Region wird durch die Krise und den Kollaps aber insgesamt um einige Jahre zurückgeworfen", sagte Havlik.

wal/Reuters/dpa