Macht Facebook süchtig?

Laut einer aktuellen Studie nutzen 50 Prozent der Europäer soziale Netzwerke. Pro Woche verbringt ein aktiver Nutzer dort 14,5 Stunden – macht mehr als zwei Stunden täglich. Da stellt sich die Frage: Ist das noch Gewohnheit? Oder schon Sucht?

Die NY Times berichtete vor ein paar Tagen von zwei Teenagern und ihren Versuchen, weniger Zeit in sozialen Netzwerken zu verbringen. Die beiden Mädchen hätten gemerkt, dass sie sich dort zu oft und zu lange aufhalten – und griffen zu einer harten Maßnahme: Sie melden sich nun nur noch an jedem ersten Samstag bei Facebook an. Ich behaupte: Viele von uns würden diese Disziplin nicht aufbringen (mich vermutlich eingeschlossen).

Wie Medien unser Verhalten manipulieren, erfahren Sie in meinem Buch „Ich denke, also spinn ich“, das im Juli 2011 im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen ist.

Der Psychologe Walter Mischel findet die selbst auferlegte Disziplin der beiden Teenager faszinierend. Er selbst wurde berühmt durch ein Experiment in den Sechzigerjahren, aus dem das so genannte Belohnungsaufschubsparadigma entstand – der so genannte Marshmallow-Test. Sein Experiment lief folgendermaßen ab: Er legte kleinen Kindern eine Packung Marshmallows vor und sagte ihnen, dass sie sofort einen aus der Packung haben könnten – wenn sie allerdings noch einige Minuten warten, würde er ihnen zwei geben.

14 Jahre später fand Mischel heraus: Die Kinder, die damals sofort einen Marshmallow haben wollten, galten als stur, ungeduldig und neidisch. Die Geduldigen hingegen waren stressresistent, sozial kompetent und zuverlässiger. Kurzum: Sie waren erfolgreicher.

Die Autorin Rachel Simmons findet, dass es heute insbesondere durch den so genannten Live Feed bei Facebook schwer geworden sei, von der Seite längere Zeit fern zu bleiben. Denn dort erfährt man in Sekundenbruchteilen alle Aktivitäten seiner Kontakte: „Es ist sehr schwer, das zu ignorieren“, so Simmons.

Walter Mischel findet, dass die Disziplin, die wir heute für unsere Online-Nutzung aufbringen, viel über unsere Fähigkeiten und Qualitäten aussagt. Kurzum: Die Nutzung wird zum Erfolgsindikator. Mischel drückt das so aus: „Facebook ist heute das, was damals der Marshmallow war.“

55 Kommentare

  1. Ein sehr interessanter Beitrag!
    Ich halte Facebook für nur bedingt notwendig. Überlegt doch mal, was ihr die ganze Zeit dort macht, und ob ihr vielleicht nur „nachsehen“ wollt, was gerade passiert.

  2. Interessanter Post, jedoch habe ich mal eine Frage. Wie kann ich diesen Blog zu meinem Feed Leser hinzufügen? Ich finde das Icon nicht. Danke

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