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Porsche Boxster Spyder Nichts für Warmduscher

Vom Porsche 550 wurden keine hundert Stück gebaut. Und doch ist der Wagen, in dem auch James Dean in den Tod fuhr, automobile Legende. Der versucht der Sportwagenbauer jetzt nachzuspüren - mit einer rasanten Boxster-Sonderserie. Eine Probefahrt im neuen Spyder.

Salinas - Links der tosende Ozean, rechts schroffe Hügel und dazwischen die vielleicht schönsten Kurven der Welt - der Highway Number One entlang der kalifornischen Pazifikküste als große Traumstraße Amerikas. Kein Auto passt hierher besser als ein offener Sportwagen, in dem man das Meer riechen und den Wind spüren kann.

Das wusste vor mehr als 50 Jahren auch Kinoheld James Dean. Wenn er nicht vor der Kamera stand, jagte er mit einem nagelneuen Porsche 550 rund um Hollywood. 550 Kilo wog der Spyder damals, Dean gab dem rasanten Leichtgewicht den Kosenamen "Little Bastard". Bei einem Unfall am 30. September 1955 starb Dean in diesem Auto - wodurch Filmstar und Auto zur Legende wurden.

Davon zehrt nun ein neuer Sportwagen, denn als rasantes Topmodell der Boxster-Baureihe fährt Porsche nun den Typ Spyder vor. Bevor der Zweisitzer im Februar in den Handel kommt, baten die Schwaben genau dort zur ersten Ausfahrt, wo die Geschichte in den fünfziger Jahren begann. "Leicht, effizient und offen - das sind die zentralen Aspekte dieses Autos", sagt Baureihenchef Hans-Jürgen Wöhler. Während Sondermodelle sonst nur ein wenig neue Farbe bekommen, gibt es in diesem Fall auch neue Formen. Front und Heck wurden überarbeitet, das Dach und die hintere Haube vollkommen umgestaltet.

Statt eines elektrischen Verdecks gibt es nur noch eine stramme Plane, und anstelle des automatischen Verdeckkastens trägt der Spyder eine lange Haube mit zwei Hutzen, die an den Carrera GT erinnern. Porsche kalkuliert mit solchen Assoziationen: Der Boxster Spyder kostet 63.404 Euro - gut ein Viertel mehr als der Basis-Boxster.

Dafür fährt der Spyder noch einmal eine Spur besser. Das Auto ist weder knüppelhart noch knochentrocken, wie man es von einem Sportmodell vielleicht erwarten würde, doch es wirkt schärfer, schneller und bissiger. Leicht fährt man mit dem Wagen durch die vielen Kehren zwischen Salinas und Big Sur. Auf den wenigen kurzen Geraden wischt man an allen anderen Autos mühelos vorbei, und mit jeder Meile nach Süden wird der Spaß größer, weil die Kurvenfrequenz zunimmt.

Der höhere Spaßfaktor liegt zum einen am erstarkten Boxer-Motor. Statt 310 leistet die 3,4-Liter-Maschine nun 320 PS, bringt 370 Nm auf die Straße und katapultiert den Boxster in 5,1 Sekunden auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 267 km/h, sollte aber nur mit offenem Verdeck gefahren werden. "Natürlich ist das Dach vollgasfest", beteuert Projektleiter Jan Roth. Doch bei hohem Tempo werde es etwas laut und werfe bisweilen Falten, räumt er ein und empfiehlt deshalb maximal 200 km/h. Porsche gibt einen durchschnittlichen Spritverbrauch von 9,7 Litern an, der in der Praxis jedoch leicht übertroffen wird. Zum Vergleich: Der Boxster S mit 310 PS schluckt offiziell 9,8 Liter.

Simplify your car

Es geht offensichtlich um noch mehr Fahrspaß. Wichtigste Maßnahme war nach Angaben von Porsche die Gewichtsreduzierung, um ihn zum Spyder zu machen. Rund 80 Kilo weniger bringt der Neue auf die Waage und wird mit 1275 Kilo zum leichtesten Modell der Marke - das ist zwar nicht besonders viel, trotzdem sind einige Details bemerkenswert.

Den größten Beitrag dazu leistet natürlich das rudimentäre Dach, das man manuell aufspannen muss und das dann trotzdem nur mäßig vor Wind und Wetter schützt. Zusammen mit der riesigen Heckklappe aus Aluminium bedeutet das eine Reduktion von 21 Kilogramm. Weitere 15 Kilo Ersparnis bringen die Alutüren, sieben Kilo der kleinere Tank, sieben Kilo die abgespeckte Batterie und fünf Kilo die neuen Felgen.

Weil der Spyder nach Ansicht von Projektleiter Roth ohnehin nicht für Warmduscher taugt, haben die Schwaben auch beim Komfort gespart: Radio (minus drei Kilo) und Klimaanlage (minus 13 Kilo) gibt es daher nur gegen Aufpreis. Dazu kommen ebenso schlanke wie leichte Schalensitze (minus zwölf Kilo) mit perfektem Seitenhalt und spürbar dünnere Türverkleidungen (minus ein Kilo), bei denen sogar die Griffe eingespart wurden - statt dessen öffnet man den Wagenschlag jetzt mit einer roten Schleife.

Starterbatterie mit Lithium-Ionen-Technik funktioniert nur bei Plusgraden

Noch einmal Gewicht sparen kann man mit einer neuen Lithium-Ionen-Batterie, die Porsche aus dem Motorsport übernommen hat und nun als erster Hersteller für ein Straßenauto anbietet. Der ab Februar für die Modelle 911 GT3, 911 GT 3 RS und eben den Boxster Spyder lieferbare Akku ist nicht einmal halb so schwer wie eine normale Starterbatterie. Doch diesen Vorteil gibt es nur mit einer absurden Nebenwirkungen. Weil der Stromspeicher von der Größe eines mittelstädtischen Telefonbuchs nur bei Plusgraden funktioniert, muss im Winter ausgetauscht werden. Doch beim happigen Aufpreis von 1904 Euro gibt sich Porsche spendabel und legt einen normalen Bleiakku dazu.

An dieser neuartigen Batterie wäre übrigens die Premiere des im Flugzeug nach Kalifornien geschafften Spyder beinahe gescheitert. Denn ausgerechnet in das nach Elektroautos gierende Amerika dürfe man den Lithium-Ionen-Akku nicht im Gepäckraum einfliegen, weil er als Gefahrgut deklariert ist, berichtet ein Porsche-Mitarbeiter. Zwar haben die Schwaben auf dem kleinen Dienstweg dann doch noch eine Lösung gefunden, doch es gab bereits ein Notfall-Szenario: Weil die Akkus so klein und leicht sind, wären sie wohl heimlich im Handgepäck importiert worden.

Die Kunst des Weglassens: Der Porsche Boxster Spyder in Bildern

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