Texas: Twitter als virtueller Pranger

Wer im texanischen Montgomery County beim Autofahren unter Alkoholeinfluss erwischt wird, hat gute Chancen, sich auf Twitter wiederzufinden: Auf dem Mikroblog des Bezirksstaatsanwalts sollen jetzt die Namen von verhafteten Alkoholsündern veröffentlicht werden.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Wer sich dieser Tage im texanischen Montgomery County beim Autofahren unter Alkoholeinfluss erwischen lässt, der bekommt es nicht nur mit dem "Top Drunk Driving Prosecutor" Warren Diepraam zu tun – sondern auch mit der Öffentlichkeit. Denn die neueste Waffe im Kampf gegen Alkohol am Steuer ist im Montgomery County Twitter: Auf dem Mikroblog von Diepraams Vorgesetztem, Bezirksstaatsanwalt Brett Ligon, sollen künftig die Namen von verhafteten Alkoholsündern veröffentlicht werden.

Zwar wisse er, dass Fahren unter Alkoholeinfluss damit nicht ausgemerzt werde, erklärt Diepraam, "aber einige Leute werden sicherlich zweimal überlegen, ob sie sich berauscht hinters Steuer setzen, wenn ihr Name im Zusammenhang mit einer Verhaftung auf Twitter erscheint." Bedenken, dass der virtuelle Pranger die Persönlichkeitsrechte von Betroffenen verletzen könnte, hat Diepraam nicht. Schließlich würden solche Informationen ja auch in Zeitungen veröffentlicht, teilweise sogar mit Bildern der Delinquenten.

Kritiker der Praxis, Alkoholsünder als Teil einer Erziehungsmaßnahme in der Öffentlichkeit vorzuführen, weisen jedoch darauf hin, dass auch für Verhaftete zunächst die Unschuldsvermutung gelte – und sie stellen die Frage, ob sich Diepraam im Falle eines Freispruches auch öffentlich auf Twitter für eigene Fehler entschuldigen wolle. Angewendet werden soll das Twitter-Outing im Montgomery County im Übrigen nur an verlängerten Wochenenden, etwa zu Weihnachten, am 4. Juli oder am Memorial Day – dann würden sich besonders viele Autofahrer alkoholisiert ans Steuer setzen, heißt es. (pmz)