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Ein Wort zu viel im Internet kostet den Arbeitsplatz

Ressortleiter Forum
Wegen eines anzüglichen Online-Postings in einer US-Lokalzeitung wurde ein Schul-Angestellter entlassen. Auch der Redakteur steht unter Beschuss.

Einmal entsandt, fliegt das Wort unwiderruflich dahin. Diese Weisheit des römischen Dichters Horaz gilt heute noch stärker als im Papyruszeitalter, wie ein Mann aus St. Louis, Missouri bezeugen kann.

Vor einigen Tagen veröffentlichte die Lokalzeitung „St. Louis Post-Dispatch“ auf ihrer Internetseite einen Aufruf. Unter der Rubrik „Talk of the Day“ sollten sich die Leser austauschen zum Thema: „Was war das Seltsamste, was Sie je gegessen haben? Hat es Ihnen geschmeckt?“ Die verschiedensten Geständnisse gingen ein, vom Oktopus über das Kuhhirn bis zum Schlangenei. Die Diskussion war in vollem Gange, als gegen zehn Uhr vormittags ein Leser nur ein einziges Wort postete. Ein Wort, das er sich sicher verkniffen hätte, wenn er geahnt hätte, was er damit auslöst.

Der Mann schrieb „Pussy“. Das ist ein obszönes Wort für das weibliche Geschlechtsorgan. Sowas schreibt man nicht. Deshalb wurde der Eintrag auch nach einer Minute vom Internetportal der „St. Louis Post-Dispatch“ gelöscht. Wenige Augenblicke später schrieb der Leser das Wort aber noch einmal hin. Und das war sein Fehler.

Natürlich wurde der Eintrag wieder gelöscht. Aber diesmal ging der zuständige Redakteur Kurt Greenbaum der Sache nach. Er prüfte die IP-Adresse des Nutzers, also die Adresse, mit der sich ein Computer im Internet anmeldet. Greenbaum fand heraus, dass sie zu einer Schule in St. Louis gehörte, und rief den Schulleiter an.

Der wiederum alarmierte seinen Computerfachmann, und anhand der Netzwerkdaten in der Schule fanden sie heraus, an welchem Computer die bösen fünf Buchstaben eingegeben wurden. Der Mann, der zur Tatzeit an dem Rechner gearbeitet hatte, musste zum Vieraugengespräch ins Büro des Schulleiters. Am Ende der Unterredung reichte er seine Kündigung ein. Ein Wort gab das andere.

Amerikanische Internetnutzer und Blogger reagierten entsetzt. Sie werfen der „St. Louis Post-Dispatch“ vor, den Datenschutz mit Füßen getreten und Zensur ausgeübt zu haben. Die Zeitung hat zu dem Thema ein Forum eingerichtet, aber wegen der Protestflut ist die Kommentarfunktion mittlerweile abgestellt.

Nun konzentriert sich die Wut auf den Redakteur Kurt Greenbaum. Die Web-Kritiker werfen ihm „Nazi-Methoden“ vor, viele Kommentatoren fordern seinen Rücktritt oder seine Entlassung. Der Name Greenbaum war zwischenzeitlich auf Platz 29 der meistgesuchten Begriffe bei Google USA. Die Domain „kurtgreenbaumisapussy.com“ ist mittlerweile auch vergeben.

Greenbaum selbst zeigt sich unbeeindruckt von der Aufregung. Er sagt: „Ich zensiere niemanden, jeder kann denken, was er will. Ich dachte einfach, die Schule würde gern von dem Vorfall erfahren. Es hätte ja auch ein Schüler sein können. Ich kann nachts jedenfalls gut schlafen.“

Ob das auch für den Ex-Schulangestellten gilt, ist offen, sein Name ist unbekannt. Die Geschichte erinnert jedenfalls daran, dass niemand im Netz anonym ist.

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