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Trend 3-D-Fernsehen Glotze 3.0

Die Unterhaltungsindustrie hofft auf eine Revolution: 2010 soll das Jahr des 3-D-Fernsehers werden. Auf der Messe CES protzt sie mit einer Leistungsschau in neuer Dimension, bald sind Geräte lieferbar. Doch was kosten sie, gibt es genug Filme - und will man wirklich mit einer Riesenbrille auf dem Sofa sitzen?
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3-D-TV: Mehr Raum für Unterhaltung

Foto: Peter Steffen/ dpa

Der Erfolg von "Avatar" macht der Unterhaltungsindustrie Mut. Binnen 17 Tagen hat das 3-D-Kinospektakel von James Cameron eine Milliarde Dollar eingespielt. Jetzt soll die Zeit reif sein für dreidimensionales Fernsehen daheim.

"3D ist beileibe kein Gag fürs Wohnzimmer, sondern eine ganz neue, eigene Erfahrung", sagt Jon Landau, Produzent des Blockbusters. Sein opulentes Werk soll massenhaft Kunden von der neuen Dimension der Filmwelt überzeugen - und so helfen, den Hype ins Heimkino zu übertragen. Die Technik steht schon zum Abruf bereit. Auf der Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas präsentieren etliche Hersteller Fernseher der neuen Generation.

Weit vorn ist Panasonic. Das Unternehmen hat Cameron Lkw-Ladungen von 3-D-Kameras und -Bildschirmen geliefert und ist mit dem Thema also bestens vertraut. Der japanische Konzern folgt auf der CES der Devise, dass Größe zählt - und präsentiert den neuen weltgrößten Flachbildfernseher. Er misst genau 152 Zoll in der Diagonale, also 3,86 Meter. 3D kann er auch, dank seiner physikalischen Auflösung von 4096 x 2160 Pixeln (4k x 2k), sogar sogenanntes Full HD 3D liefern, also 3-D-Bilder in höchster Auflösung.

Der Prototyp dürfte auf absehbare Zeit ein unverkäufliches Einzelstück bleiben. Wegen seiner Größe kann er nicht mal als teurer Blickfang von Messe zu Messe geschickt werden. Panasonics echte 3-D-TV-Geräte, die in diesem Jahr in die Läden kommen sollen, werden deutlich kleiner ausfallen - und doch immer noch imposant: Das größte Modell, der TC-P65VT25, dürfte mit 65 Zoll Diagonale (1,65 Meter) zu riesig sein für die meisten deutschen Wohnzimmer. Die Auslieferung der 3-D-Modelle soll im Frühjahr beginnen. Preise für die raumfüllenden Fernsehflundern will der Konzern erst kurz vorher bekannt geben.

Cell-Chips und Kino-Technik für den 3-D-TV von Morgen

Auch die anderen Hersteller von 3-D-Wohnzimmertechnik kündigen in Las Vegas zwar eifrig Produkte an und zeigen beeindruckende Demonstrationen - halten sich aber mit Aussagen darüber zurück, wie viel sie kosten sollen. Die Branche wartet ab, tastet sich an ein Preisniveau heran. Wie viel wird Otto-Normal-TV-Gucker als Aufpreis für 3D akzeptieren?

Um die Kunden zu überzeugen, wird geklotzt. So hat Toshiba eine strategische Partnerschaft mit dem Unternehmen RealD verkündet. Deren Technik wird unter anderem in deutschen UCI-Kinos zur räumlichen Projektion genutzt. Jetzt plane man für 2010 Full-HD-LCD-Fernseher mit 3D und sei "erfreut, dabei mit dem unangefochtenen Marktführer RealD zusammenzuarbeiten", sagt Masaaki Osumi von Toshiba. Das Heimkino entwickle sich "rasant in Richtung 3D", und man sei "fest entschlossen, zur Avantgarde zu gehören". Die nötige Rechenkraft will der Konzern seinen Fernsehern in Form von Cell-Prozessoren einimpfen - jene Chips, die zum Beispiel in Sonys Playstation 3 Spielewelten errechnen.

Weniger kostet mehr

Auf Rechenleistung setzt offenbar auch der koreanische Hersteller Samsung. In dessen LED-Fernsehern der Bauserien 8000 und 9000 soll eine Automatik herkömmliche 2-D-Bilder in Echtzeit in virtuelle 3-D-Bilder umrechnen. Im Prinzip soll das funktionieren wie jene Technik, die bei vielen Fernsehern aus nur zwei Lautsprechern ein pseudo-räumliches Klangbild erzeugt (Virtual Surround).

Wie gut oder schlecht das klappt, wird man ab März 2010 sehen. Was die ultraschlanken, internetfähigen Flachmänner kosten werden, verrät auch Samsung noch nicht. Billig dürften sie nicht werden, denn bei Displays gilt: Weniger kostet mehr.

Gleiches gilt wohl für die 3-D-Fernseher aus Sonys Bravia-LX9-Serie. Auch sie sind ausgesprochen schlank gestaltet und sollen mit einer Bildwiederholfrequenz von 200 Hertz "besonders flüssige Bilder in drei Dimensionen" zustande bringen.

Wer statt großer Fernseher lieber gleich einen Beamer mit 3-D-Funktion sucht, sollte bei ViewSonic fündig werden. Mit gleich sechs verschiedenen Geräten wagt der US-Hersteller den Versuch, die heimische Leinwand um die dritte Dimension zu erweitern. NVidia steuert die nötige Technik bei, die im Falle der Beamer mit 120 Hertz flimmert. Preis? Auch hier ungeklärt.

Woher kommen die Inhalte?

Ein Problem ist freilich noch, dass das 3-D-Filmangebot bisher spärlich ist. Im Laufe dieses Jahres soll nun eine Vielzahl neuer Titel auf Blu-ray-Scheiben in den Handel kommen. Das verspricht Yoshi Yamada, US-Chef von Pansonic. Weitere Inhalte will der Konzern in Partnerschaft mit dem US-Fernsehsatellitenbetreiber DirecTV beschaffen. Noch in diesem Jahr sollen 3-D-Kanäle unter anderem von CBS, MTV, Fox Sports und NBC auf Sendung gehen.

Ob die Heimkino-Technik da noch rechtzeitig in den Läden stehen wird? Sony plant, den 3-D-fähigen, drahtlosen vernetzbaren und mit reichlich Internetfunktionen aufgebohrten Blu-ray-Spieler BDP-S770 erst im August in den Handel zu bringen. (Immerhin hat er schon einen Preis, 299 Euro.) Ob es zum Beispiel die Konkurrenz von Panasonic früher schaffen wird, ist nicht abzusehen.

Aber vielleicht ist ohnehin die interessanteste Frage, wie der Durchschnittszuschauer auf die neue Dimension reagieren wird. "Avatar" hin oder her, wird er die neue Heimkinotechnik wirklich mit offenen Armen und Geldbeuteln empfangen?

Alle aktuellen 3-D-Techniken setzen voraus, dass man sich eine Polarisations- oder Shutterbrille auf die Nase setzt. So können Augen und Gehirn die zueinander verschobenen Fernsehbilder zu einem räumlichen Eindruck zusammenfügen. Im Kino ist das Publikum dazu bereit - aber ob man sich den Aufwand auch auf dem heimischen Sofa antun will, darüber streiten Filmfans noch.

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