Ist es die Revolution der Kommunikation oder ein Rohrkrepierer? Mit Wave will Google einen Nachfolger für die E-Mail entwickeln. Nicht nur für Google allein, auch anderen Anbietern soll das Programm zur Verfügung stehen. Golem.de hat sich angeschaut, wie das funktionieren soll und was heute schon geht.

Entwickelt wird Google Wave von einem kleinen Entwicklerteam im australischen Sydney, geleitet von den Dänen Jens und Lars Rasmussen. Die beiden Brüder hatten einst das Unternehmen Where 2 Technologies gegründet, dessen Technik nach der Übernahme durch Google zur Basis von Google Maps wurde.

Was ist Google Wave?

Google Wave ist aus drei sehr unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten: Zunächst einmal ist es ein Google-Produkt zur Kommunikation in Echtzeit. Zugleich aber ist Wave ein offenes Protokoll, das diese Kommunikation auch ohne die Verwendung von Googles Servern ermöglicht. Und letztendlich ist Wave eine Plattform, auf der Dritte eigene Applikationen aufsetzen können. 

Google positioniert Wave als "E-Mail der Zukunft", denn das System lässt sich ähnlich wie E-Mail nutzen. Texte können mit Anhängen versehen und an einen oder mehrere Nutzer geschickt werden. Der wesentliche Unterschied zur E-Mail: Alles passiert in Echtzeit. So ist Wave nicht nur schneller als E-Mail, sondern auch schneller als Instant Messaging, denn alle Mitglieder einer Wave können den anderen bereits beim Tippen zusehen. Wird der Inhalt einer Wave geändert oder diese kommentiert, wird dies in einer Art Posteingang angezeigt.

Das Wort Wave bezeichnet dabei eine komplette Diskussion mit allen Antworten und Kommentaren. Teile einer Diskussion nennt Google Wavelets, die wiederum aus Dokumenten zusammengesetzt sind. Dies können Textdokumente sein, auch Blips genannt, oder Binärdateien.

Der Wave-Editor ist als sogenannter "Shared Editor" umgesetzt. Alle Beteiligten können nicht nur sehen, was die anderen gerade eingeben, sondern sie können ihrerseits Änderungen vornehmen, noch bevor die Kommunikationspartner ihren Text abgeschickt haben.

Wave geht über die Kommunikation zwischen wenigen aber noch hinaus. Denn es erlaubt es, mit Public Waves eine Art Website oder Blog zu führen, allein oder mit anderen. Um eine Wave öffentlich zu machen, muss ihr lediglich der Nutzer "Public" hinzugefügt werden. In Zukunft soll es möglich sein, einzelnen öffentlichen Waves gezielt zu folgen.

Ein Rechtesystem gibt es in Wave derzeit nicht. Das bedeutet, dass alle Mitglieder eines Wavelet alles daran verändern können, es sei denn, ein Wavelet wurde nur zum Lesen oder nur zum Kommentieren freigegeben. Das soll sich aber in Zukunft ändern, Google plant hier ein entsprechendes Rechtesystem.

Auch soll es künftig möglich sein, Gruppen in Google Wave einzurichten. So wie heute der Nutzer Public einer Wave hinzugefügt werden kann, soll künftig auch Gruppen von Nutzern der Zugriff auf ein Wavelet eingeräumt werden können.

Wave ist als offenes System gestaltet, das Entwicklern die Möglichkeit bietet, mit Hilfe von APIs Erweiterungen zu entwickeln. Derzeit sind drei Arten von Erweiterungen vorgesehen: Gadgets sind Applikationen, an denen Nutzer teilnehmen oder die Nutzer verwenden können. Sie ähneln Facebook-Applikationen oder iGoogle-Gadgets, wobei sich Letztere gut als Basis für Wave-Gadgets eignen. Größter Unterschied: Wave-Gadgets können leicht mehrere Nutzer verbinden, womit sich beispielsweise Multiplayerspiele auf Basis von Wave realisieren lassen.

Die zweite Art von Wave-Erweiterungen sind Robots. Diese Programme nehmen wie Nutzer an Wave teil und können so auf eingehende Informationen reagieren. Darüber lassen sich andere Dienste an Wave andocken, beispielsweise ein Import und Export von und nach Twitter. Robots können aber auch andere Aktionen ausführen, wenn sie entsprechende Daten erhalten. Naheliegend wäre hier ein Übersetzungsdienst oder die Anzeige von Aktienkursen als Reaktion auf einen Firmennamen.

Das dritte wesentliche Wave-API erweitert Wave nach außen und erlaubt es, Waves in bestehende Webseiten einzubetten. Aktuell bekommen zwar nur bei Wave angemeldete Nutzer die Inhalte einer eingebetteten Wave zu sehen, aber auch das will Google ändern. So soll auch eine anonyme Nutzung über Wave möglich werden.