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Netzwelt-Ticker Apple wirft Dalai Lama aus dem App-Store

iPhone-App-Zensur in China, Sex-Zensur des Internet in Indien, verhaftete Blogger in vielen Ländern: Sperren, Zensur und Repressalien liegen weiter im Trend. Außerdem im Überblick: Angriffe aufs Handynetz und die immensen Kosten der Three-Strikes-Regelung.
Tenzin Gyatso, der vierzehnte Dalai Lama: Im Westen geachtet, in China verfemt

Tenzin Gyatso, der vierzehnte Dalai Lama: Im Westen geachtet, in China verfemt

Foto: DDP

Apple hat offenbar iPhone-Apps, in denen dem Dalai Lama gehuldigt wird, aus der chinesischen Version des Apple-Software-Shops App Store geworfen. Mindestens fünf dieser Lama-Apps sind nicht mehr über die chinesische Version des App Store zu beziehen, darunter Zitatesammlungen und eine virtuelle Dalai-Lama-Gebetsmühle. Dass hinter der Nicht-Verfügbarkeit System steckt, unterstreicht das Verschwinden einer weiteren App, die der uigurischen Menschenrechtsaktivistin Rebiya Kadeer gewidmet ist. Apple reagiert auf Anfrage von "PC World" ausweichend: "Wir halten uns an lokales Recht. Nicht jede App ist in jedem Land zu haben ."

Weil Apple auch schon zuvor mit den chinesischen Behörden kooperierte und bestimmte Spiele in China nicht anbot, spekuliert ein chinesischer App-Entwickler, liege es doch nahe, dass Apple nun auch den Zugang zu bestimmten Anwendungen in China blockiert.

Suchmaschinen leisten Sex-Zensur in Indien

Wie der "Guardian" berichtet, helfen Softwarefirmen auch willfährig bei der Sex-Zensur in Indien  mit. Nachdem schon Microsofts Suchmaschine Bing Suchergebnisse mit vermutlich sexuellem Gehalt nicht mehr in Indien anzeigen will, springen nun auch Yahoo und der Yahoo-Bilderdienst Flickr auf den Zug auf und verweigern indischen Suchern den Zugriff auf heiße Inhalte. Damit leisten die Unternehmen den kürzlich vorgenommenen Änderungen des indischen Information Technology (Amendment) Act von 2008 Folge, der neben einem härteren Vorgehen gegen Pornographie auch ein umfassendes Überwachungssystem für Mobil- und Festnetztelefone und das Internet vorsieht.

Reporter ohne Grenzen: Auch Blogger unter Druck

Jedes Jahr legt Reporter ohne Grenzen eine schaurige Bilanz vor: RSF zählt, wie viele Kollegen die Ausübung ihres Berufs mit dem Leben bezahlt haben. 2009 setzt da einen miesen Rekord: 76 Medienvertreter starben in diesem Jahr und damit 16 mehr als 2008. Hauptbedrohungen für Journalisten waren in diesem Jahr bewaffnete Konflikte und umstrittene Wahlen.

Über Kriege zu schreiben, erweise sich als "immer gefährlicher" für Journalisten, sagte RSF-Generalsekretär Jean-François Julliard: "Sie geraten in die Schusslinie, werden gezielt ermordet oder entführt." Auch Wahlen in wenig demokratischen Ländern seien in diesem Jahr besonders oft von Gewalt begleitet gewesen. Die deutlich höhere Todesrate sei vor allem auf das Massaker an Journalisten, Politikern und Zivilisten auf den Philippinen Ende November zurückzuführen. Damals waren 30 Medienvertreter ermordet worden. Auch Somalia, Pakistan und Russland seien in diesem Jahr besonders gefährliche Länder für Journalisten gewesen.

Nach Angaben von RSF stieg in diesem Jahr auch die körperliche Gewalt gegen Journalisten. Insgesamt 1456 Medienvertreter seien angegriffen oder bedroht worden, 2008 waren es noch 929, teilte die Organisation mit. Zudem wurden mit 33 Reportern vier mehr entführt als im Vorjahr.

Seit einigen Jahren nimmt RSF auch Publizisten in die Zählung auf, die ihre Texte als Blogs frei ins Internet stellen. Auch sie sind zunehmenden Repressionen ausgesetzt. 2009 seien 151 Blogger zensiert oder festgenommen worden, im Jahr zuvor waren es noch 59. Die Zahl der Länder, in denen das Internet zensiert wird, habe sich fast verdoppelt: Nach 37 Staaten 2008 seien nun 60 Länder betroffen.

Julliard äußerte sich zudem besorgt über die Massenauswanderung von Journalisten aus undemokratischen Ländern wie dem Iran oder Sri Lanka. "Die Behörden in diesen Ländern fördern häufig bewusst eine Flucht von Journalisten und Bloggern, um damit den Pluralismus der Meinungen und Kritik zu unterdrücken", sagte der RSF-Generalsekretär.

AFP

DOS-Angriff aufs Handy-Netz

Nachdem ein Hacker auf dem gerade laufenden 26. Chaos Computer Congress (26C3) eine ernst zu nehmende Sicherheitslücke bei der Verschlüsselung des Mobilfunk-Netzes GSM aufzeigte, gelang einem anderen ein ernst zu nehmender Sabotage-Angriff. Mit einfachen Serveranfragen, so zeigte Dieter Spaar , der auf dem 26C3 sein eigenes GSM-Netz errichtete, kann ein einzelnes, präpariertes Handy eine Mobilfunkzelle lahmlegen .

Der Angriff ist zwar laut Golem.de nicht von Dauer, kann aber zur Blockade eines Handy-Schnüffelgeräts, des so genannten IMSI-Catchers, benutzt werden. Damit könnten unabhörbare Telefongespräche möglich werden. Jetzt arbeitet Spaar an einer Art eigenem IMSI-Catcher, einem präparierten Handy, mit dem andere Handygespräche mitgeschnitten werden können. Im Gegensatz zu einem IMSI-Catcher wäre dieses Gerät enorm billig - und reichlich illegal für den Heimanwender ...

Teure Three-Strikes-Regelung

Die britische Regierung hat einen Bericht zu den Kosten der geplanten Internetsperren veröffentlich. Demnach entstehen für die Internet-Anbieter in den nächsten zehn Jahren Mehrkosten von bis zu 500 Millionen Pfund  (555 Mio. Euro), berichtet "Times Online". Die so genannte Three-Strikes-Regelung sieht einen dreigestuften Prozess gegen mutmaßliche Filesharer vor: Wer des illegalen Filesharings bezichtigt wird, soll demzufolge zunächst schriftlich verwarnt werden, dann die Verbindung gedrosselt bekommen und schließlich aus dem Netz geworfen werden. Pro Jahr koste allein die dafür notwendige Verwaltung wohl 25 Millionen Pfund, geht aus dem Bericht  hervor, den der "Telegraph" online gestellt hat (PDF-Datei, 1,6 MB) . Die immensen Kosten für das Verfahren müssen letztlich die Verbraucher tragen, gegen die sich die Three-Strikes-Regelung richtet.

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