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Konjunktur Die Preise steigen wieder

Zwei Zahlen vom Statistischen Bundesamt belegen das Wiederaufleben der Konjunktur: Der anziehende Ölpreis lässt erstmals seit Juni wieder die Lebenshaltungskosten steigen. Und die Exporte haben im Oktober ebenfalls leicht zugelegt. Ökonomen äußern sich erfreut.

Hamburg - Die Lebenshaltung in Deutschland hat sich erstmals seit Juni wieder verteuert. Die Verbraucherpreise lagen im November durchschnittlich um 0,4 Prozent höher als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.

Erstmals seit einem Jahr mussten Autofahrer wieder mehr Geld für Tanken ausgeben als im Vergleich zum Vorjahresmonat: Kraftstoffe kosteten 5,6 Prozent mehr. Entlastet wurden die Geldbeutel der Verbraucher durch günstigere Haushaltsenergie und billigere Nahrungsmittel.

Hintergrund für die sinkenden oder stagnierenden Verbraucherpreise im Sommer war der Ölpreis, der deutlich unter den Rekordwerten von etwa 150 Dollar aus dem Vorjahr lag. Inzwischen zieht der Preis wieder an. Deshalb gehen Fachleute davon aus, dass die Inflationsrate in Deutschland in den nächsten Monaten weiter steigt und bereits Anfang 2010 wieder über ein Prozent klettern könnte.

Im November verbilligte sich Energie um 2,5 Prozent binnen Jahresfrist und dämpfte damit die Jahresteuerung leicht, wie die Statistiker betonten. Ohne Berücksichtigung der Energie hätte die Inflationsrate bei 0,7 Prozent gelegen. Während sich Gas (minus 18,7 Prozent) und Heizöl (minus 14,9 Prozent) verbilligten, kostete Strom 5,8 Prozent mehr.

Nahrungsmittel waren im Schnitt 2,2 Prozent günstiger als im November 2008: Milch, Gemüse und Obst wurde billiger, Fisch dagegen teurer. Von Oktober auf November sanken die Verbraucherpreise durchschnittlich um 0,1 Prozent. Günstiger wurden vor allem Pauschalreisen, Übernachtungen und Kleidung.

"Alles in allem sind das gute Zahlen"

Die deutschen Exporte sind indes im Oktober auf Monatssicht leicht gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte, nahmen die Ausfuhren gegenüber September kalender- und saisonbereinigt um 2,5 Prozent zu. Die Einfuhren hingegen reduzierten sich um 2,4 Prozent. Insgesamt wurden im Oktober Waren im Wert von 74,6 Milliarden Euro ausgeführt. Der Wert der Importe belief sich auf 61,0 Milliarden Euro.

"Alles in allem sind das gute Zahlen", kommentierte Ulrike Kastens, Volkswirtin bei Sal. Oppenheim, die Exportzahlen. "Es ist positiv, dass der Export anzieht. Der Welthandel belebt sich leicht, die Exporte werden in den kommenden Jahren einen wesentlichen Wachstumsbeitrag liefern."

Deutschland werde eine klassische Erholung erleben, die vom Export ausgeht, so Kastens. Es sei aber auch wichtig, dass sich die Wirtschaft in der Euro-Zone und der EU insgesamt belebt, weil dort die meisten Exporte hingingen. "Es gibt noch einige Länder, etwa Spanien oder Osteuropa, die schwach dastehen", so Kastens. "Wir können nicht davon ausgehen, dass wir insgesamt bald zu den alten Niveaus zurückgehen." Das Fazit der Ökonomin: "Generell muss man kleinere Brötchen backen. Es ist aber positiv, dass wir eine Aufwärtsbewegung sehen."

Stefan Mütze von der Helaba sieht es ähnlich: "Es ist ein bisschen überraschend, weil die Produktion zurückgegangen ist", sagt der Volkswirt. "Aber es ist positiv zu sehen, dass saisonbereinigt die Exporte gestiegen und die Importe gesunken sind - das heißt, der Außenbeitrag ist gestiegen und wir sehen hier einen positiven Wachstumsbeitrag."

Der Trend ist laut Mütze weiterhin nach oben gerichtet. "Allerdings wird das Wachstum im vierten Quartal schwächer ausfallen als im dritten, wir rechnen nur noch mit einem Plus von 0,5 Prozent", sagt er.

manager-magazin.de mit Material von ddp und reuters

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