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Netzwelt-Ticker Nokia dementiert Rückzug aus Handy-Geschäft

Nokia denkt nicht daran, die Handy-Produktion an den Nagel zu hängen - dabei könnte es dafür durchaus Gründe geben. Außerdem: Online-Games als Nachrichtenkanäle, "Call of Duty" setzt drei Milliarden Dollar um und Großbritannien nimmt Besuchern Fingerabdrücke ab. Das und mehr im Überblick.
Modell N97: Niemand verkauft mehr Handys als Nokia, doch die Profite sinken

Modell N97: Niemand verkauft mehr Handys als Nokia, doch die Profite sinken

Foto: BRENDAN MCDERMID/ REUTERS

Beim finnischen Handy-Hersteller Nokia gehört der Wechsel der Geschäftsfelder zur Firmentradition. Vor 100 Jahren stellten die Skandinavier vor allem Gummistiefel her. Nicht nur deshalb klang ein Bericht der "Wirtschaftswoche" durchaus plausibel, der bereit den nächsten Umbruch bei Nokia nahen sah.

Unternehmensvorstand Anssi Vanjoki erklärte darin vermeintlich, man wolle von der Handy-Herstellung weg  und sich als Internetdienstleister profilieren. Dabei könne die Mobiltelefonfertigung sogar komplett abgestoßen werden: "Wir müssen die Chance nutzen, Nokia völlig neu aufzustellen. Aus dem Hersteller von Mobiltelefonen wird ein Anbieter von Internetlösungen."

Hintergrund seien die desaströsen Verkaufsergebnisse der jüngeren Zeit, deren Messkurven straff nach unten zeigen. Eigentlich sei schon vor zwei Jahren deutlich geworden, dass ein Umbau unvermeidlich sei. Dessen Dringlichkeit sei mit der Wirtschaftskrise noch stärker geworden. So weit, so hergeholt - sagt Nokia inzwischen: Am Mittag stemmte sich die Unternehmensführung mit einem deutlichen Dementi gegen die mediale Brise - schließlich ist der finnische Hersteller nach Stückzahl immer noch Weltmarktführer. Bei dem Zitat liege ein Übersetzungsfehler vor, ließ der Konzern wissen: "Wir haben keine Pläne, unser Geschäftsmodell zu verändern. Wir haben keine Pläne, unsere Produktion zu verkaufen", so eine Sprecherin der Firma. Das Fertigungsnetz sei ein Kernbereich des Nokia-Geschäfts.

Geglaubt wurde das nun angeblich gewagt fehlübersetzte Zitat mancherorts wohl deshalb, weil bei Nokia in so mancher Hinsicht durchaus der Lack ab zu sein scheint. Früher mögen Handy-Hersteller das große Gesprächsthema gewesen sein, wenn es um Mobiltelefonie ging, heute sind es vornehmlich neue Konkurrenten wie Google oder Apple.

Vor allem der Ex-Computerkonzern aus Cupertino heizt dem Markt kräftig ein, indem er mit nur einem einzigen Produkt Trends gesetzt hat, denen nun alle anderen und besonders Nokia nur noch hinterherlaufen: Zuletzt schlug Apple Nokia sogar bei den Profiten. Während Nokia mit einer erstaunlichen Vielzahl von Produkten immerhin stolze 1,1 Milliarden Dollar im dritten Geschäftsquartal machte, verdiente Apple allein am iPhone 1,6 Milliarden Dollar. Nokia hat, so wie einige Jahre zuvor Motorola, einige Trends schlicht verschlafen. Zuletzt legten die Finnen immerhin ein Produkt vor, das vor diesem Hintergrund fast wie die Rache aus Espoo (dort ist Nokias Firmensitz) wirkt: Ein "Netbook, das ein MacBook sein könnte".

Schützen statt Zocken: Terrorwarnungen über Gamer-Netzwerke

Der Spaß beim Online-Zocken liegt nicht zuletzt darin, nicht völlig vereinsamt vor dem Rechner zu hocken, sondern zumindest in einer virtuellen Gemeinschaft zu spielen. Die Gamer tauschen sich auch untereinander aus. Diese auch als Nachrichtenkanäle genutzten Netzwerke will der US-Bundesstaat New York jetzt für etwaige Terrorwarnungen  verwenden.

Aber nicht nur vor bösen Buben mit Bomben soll gewarnt werden, das Warnsystem soll auch auf Unwetter oder schwere Unfälle hinweisen. Der Grund für die Technikinitiative der Behörden, die den Namen "Empire 2.0" trägt, ist einfach: die meisten Menschen lebten heute in oder mit dem Internet, also liege es nahe, die dort vorhandenen Kommunikationskanäle zu nutzen. Die Mehrzahl zumal der Jüngeren sitzt heute in den USA nicht mehr vor dem Fernseher oder dem Radio, sondern vertreibt sich die Zeit mit Konsolen wie Xbox, Playstation oder Wii.

Großbritannien: Ab heute sind Fingerabdruck-Scans bei Einreise obligatorisch

In Sachen Datensammelwut lassen sich die Briten von niemandem übertreffen. So liegt es nahe, dass ab nun die Grenzkontrollen für Einreisende aus dem Ausland um eine weitere Maßnahme verschärft wurden, die Überprüfung der Fingerabdrücke. Jeder mit einem biometrischen Pass oder Personalausweis muss sich dem neuen Verfahren bei der Einreise unterziehen.

"Das Ziel dieser Kontrollen ist es zu überprüfen, ob die Person, die ins Vereinigte Königreich einreist, dieselbe ist, die ihre biometrischen Daten bei den Behörden abgegeben hat", so die Zoll- und Einwanderungsbehörde in einer von "The Register" zitierten Erklärung. "Die Verwendung von Fingerabdrücken  ermöglicht es uns, das mit größerer Sicherheit zu tun."

Am gleichen Tag kommt übrigens eine weitere Neuerung über die Untertanen ihrer Majestät. Es gibt nun auch englische Personalausweise. Allerdings scheint das öffentliche Interesse nicht gerade riesig zu sein. Das britische Innenministerium teilte auf Parlamentsanftragen mit, bis zum 24. November hätten landesweit 1107 Personen den neuen Ausweis beantragt. Beispielhaft führte sie die Zahlen für das Pilotprojekt in der Großstadt Manchester an. Immerhin 749 Stadtbewohner hätten sich bereits für ein Beantragungsverfahren eingeschrieben. Von insgesamt 1,7 Millionen Einwohnern, die für die ID-Karte in Betracht kämen.

Schallmauer: "Call of Duty" macht drei Milliarden Umsatz

Andere spielen lassen und damit reich werden, das ist ein schönes Lebensmotto, das sich Spielehersteller Activision Blizzard erfolgreich zu Herzen genommen hat. Denn seit die kalifornische Software-Schmiede vor sechs Jahren die "Call of Duty"-Ballerserie begonnen hat, rappelt es in der Kasse: Insgesamt gingen von den sechs Teilen weltweit an die 55 Millionen Einheiten über den Tresen.

Die Kaufbereitschaft der Kunden spülte den Machern drei Milliarden Dollar  in die Kassen, so jedenfalls die Zahlen der Marktanalysten der NPD Group. Plausibel, legt man den Verkaufspreis der Spiele zugrunde: Der liegt im Schnitt knapp unter 60 Dollar.

Einen nicht unbeträchtlichen Anteil an diesem Mega-Umsatz hatte der sechste Titel der Ego-Shooter-Serie " Call of Duty: Modern Warfare 2", allein in den ersten fünf Tagen erlöste Activison damit 550 Millionen Dollar. Unternehmenschef Bobby Kotick platzt demgemäß vor Stolz: "Angesichts der Zeit, die unser Publikum mit dem Spielen von 'Call of Duty' verbringt, handelt es sich wahrscheinlich um den populärsten Zeitvertreib der modernen Geschichte."

Schade eigentlich, wenn man darüber nachdenkt. Denn zu den klügeren, geschmackvolleren oder einfach nur originelleren Videospielen gehört "Call of Duty: Modern Warfare 2" beileibe nicht.

Britische Zeitungsgruppe versucht es mit Bezahlinhalten

Nicht nur Murdoch macht Moneten mit dem Inhalt einiger seiner Online-Zeitungen, jetzt will es das britische Zeitungshaus Johnston Press dem australischen Medienmogul nachtun. Demnächst soll für sechs Zeitungstitel entweder eine Art Lese-Flatrate von umgerechnet 5,50 Euro für drei Monate oder der artikelbezogene Einzelverkauf eingeführt werden.

Der Verlag, der an die 300 Zeitungen in ganz Großbritannien besitzt, hatte zuletzt unter den massiven Anzeigenumsatzeinbrüchen zu leiden. Die Einführung virtueller Kassenhäuschen vor dem Lesegenuss sei ein Experiment, um die Auswirkungen von Bezahlinhalten  bewerten zu können, so der Verlag laut der "BBC". Anders als im Fall von Rupert Murdoch ist jedoch nichts bekannt geworden, was auf Absichten hinweist, Johnston Press wolle sich ebenfalls aus dem Suchindex von Google verabschieden. Murdoch trommelt schon seit Längerem gegen das vorgeblich schädigende Verhalten des Suchmaschinisten, der Inhalteklau zum Nulltarif betreibe. Die Briten zumindest haben auch in Zukunft nichts dagegen, sich Leser über den Googletraffic zu holen.

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