YouTube sucht nach Geschäften: Videos und Konzerte gegen Gebühr

Eine Milliarde Videos streamt YouTube täglich – bei jedem siebten verdient es an Werbung. Nun sucht man nach neuen Quellen: Die Online-Videothek und vielleicht auch Live-Konzerte gegen Gebühr.

Hatte für lau viele Zuschauer: U2-Konzert im Rose Bowl Stadion in Pasadena, Oktober 2009, damals live auf YouTube. Bild: screenshot youtube.com

CANNES dpa | Die Videoplattform YouTube möchte Live-Konzerte im Internet gegen Bezahlung anbieten. "Live-Streams von Konzerten könnten sehr geeignet sein für ein Pay-per-View-Modell", sagte YouTube-Manager Patrick Walker in einem Gespräch am Rande der Musikmesse Midem in Cannes.

Die Erfahrungen mit den bislang über Werbung finanzierten und für die Nutzer kostenlosen Konzerten von U2 im vergangenen und Alicia Keys in diesem Jahr seien sehr gut gewesen. In dieser Woche startet YouTube in den USA einen Versuch mit einem gebührenpflichtigen Online-Video-Verleih – mit fünf Filmen von unabhängigen Filmemachern, die auf dem Sundance Festival in San Francisco gezeigt werden. Doch das Angebot soll schrittweise ausgebaut werden.

"Wir werden auch künftig vor allem ein werbefinanziertes Portal sein, aber Bezahlinhalte können in manchen Segmenten sinnvoll sein", sagte Walker, YouTube-Direktor für Videopartnerschaften in Europa. Im Moment würden weltweit täglich eine Milliarde Videos über das Portal angeschaut; bei einem Siebtel davon – also eine Milliarde Videos pro Woche – flössen Werbegelder an YouTube und darüber an die Rechteinhaber der Videos.

Für die deutsche Musikverwertungsgesellschaft Gema ist das aber möglicherweise nicht genug. Der Ende März 2009 ausgelaufene Vertrag zwischen der Gema und dem Portal über die Nutzung von Musikvideos auf der deutschen YouTube-Seite ist immer noch nicht verlängert. "Wir arbeiten hart daran, eine Lösung zu finden, aber die Dinge sind komplex", sagte Walker.

Anhaltender Konflikt mit der Gema

Indirekt machte er die Gema für die Hängepartie verantwortlich. "Wir brauchen einen willigen Partner, um Wachstum zu erzielen und nicht einen, der uns mit kostspieligen Lizenzen behindert (...) In den Niederlanden und in Großbritannien konnten wir uns mit den Verwertungsgesellschaften einigen."

Im Kern geht es vor allem ums Geld: Die Gema, die für Komponisten, Textdichter und Musikverlage Nutzungsgebühren einsammelt, wollte ursprünglich pro angeschautem Musikvideo einen Cent von YouTube. Viel zu viel, meint das Videoportal, und so wurden Ende März 2009 etliche Musikvideos in Deutschland blockiert.

Mittlerweile stoßen deutschen Internetsurfer kaum noch auf gesperrte Seiten, wohl auch weil viele Plattenfirmen trotz der ausstehenden Einigung mit der Gema ihr Material YouTube zur Verfügung stellen. "Die meisten Labels haben kein Problem mit uns", sagte Walker. "Viele Künstler haben eigene YouTube-Seiten, nicht nur um Videos zu zeigen, sondern auch um Promotion zu machen, T-Shirts und Konzerttickets zu verkaufen."

"Wir bringen den Plattenfirmen eine Menge Umsatz – auch außerhalb von Online." Als Beispiel nannte er die britische Castingshow-Berühmtheit Susan Boyle. Die Show "Britain's Got Talent" lief nur auf der Insel beim Sender ITV, "über YouTube wurde sie aber weltweit bekannt.

Mittlerweile hat Boyle Millionen CDs verkauft, hat ausverkaufte Konzerte - alles Umsatz außerhalb der YouTube-Sphäre." Für viele Künstler sei es zwar wichtig, Tantiemen für die gezeigten Videos zu bekommen, aber: "Präsent zu sein, Reichweite zu erzielen, das ist entscheidend."

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