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Arbeitslosenzahl Das deutsche Jobwunder

Wirtschaftsforscher spekulieren auf eine vergleichsweise robuste Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes. Das Ifo-Institut hält nunmehr 3,6 Millionen Jobsucher im kommenden Jahr für möglich. Das wären trotz der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten 1,5 Millionen Arbeitslose weniger als im Jahr 2005. Jetzt lehnt die FDP höhere Beiträge zur Arbeitslosenversicherung entschieden ab.

München - Deutschland scheint um die große, neue Jobkatastrophe herum zu kommen. Mehr und mehr Wirtschaftsforscher halten im kommenden Jahr Arbeitslosenzahlen von etwa 3,6 Millionen im Jahresschnitt für möglich. Und damit trotz Wirtschaftskrise rund 1,5 Millionen Jobsucher weniger, als vor einigen Jahren auf dem bisherigen Höhepunkt der Arbeitslosenwelle in Deutschland.

"Auf dem deutschen Arbeitsmarkt passiert ein kleines Wunder. Während in den meisten anderen Ländern Katastrophenstimmung herrscht, trotzt unser Arbeitsmarkt der Krise", sagte jetzt Hans-Werner Sinn, Chef des Münchener Ifo-Wirtschaftsforschungsinstituts der "Bild"-Zeitung. Statt der 4,5 bis 5 Millionen Arbeitslosen, die vielfach noch im Frühjahr für 2010 erwartet wurden, prognostiziert der Münchener Ökonom noch 3,6 Millionen Jobsucher..

"Damit hätten wir in der seit dem Krieg bei weitem schlimmsten Krise der Weltwirtschaft 1,3 Millionen Arbeitslose weniger als noch 2005, dem Höhepunkt der letzten Flaute", sagte Sinn der Zeitung. Das "Wunder" am deutschen Arbeitsmarkt werde mit massiven Lohnzuschüssen erklärt, die der deutsche Staat gewährt. Das Hartz-IV-System gewähre weit über eine Million Lohnzuschüsse, ähnlich viele Die Bundesagentur für Arbeit mit dem Kurzarbeitergeld.

Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, erwartet im neuen Jahr trotz der Wirtschaftskrise ebenfalls einen "moderaten" Anstieg der Arbeitslosenzahl in Deutschland. Sie werde im Jahresdurchschnitt voraussichtlich bei 4,1 bis 4,2 Millionen liegen, sagte Weise. Er fügte mit Blick auf pessimistischere Prognosen vieler Experten vor einem halben Jahr hinzu: "Die Katastrophe bleibt also aus."

Allerdings bleibe die Lage "angespannt", sagte Weise. Denn eine Trendwende sei im Jahr 2010 trotz der ersten positiven Einschätzungen zur Wirtschaftsentwicklung "nicht abzusehen".

Auch nach Einschätzung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) wird sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt 2010 nicht so dramatisch zuspitzen wie noch vor Monaten befürchtet. Der neue ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Vier Millionen Arbeitslose werden wir im Jahresdurchschnitt 2010 nicht erreichen."

Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) lehnt höhere Beiträge zur Arbeitslosenversicherung ab. "Wenige Tage nachdem die Steuerentlastungen für kleine Einkommen und Familien beschlossen sind, das Ansinnen zu äußern, die gleichen Bürger mit höheren Abgaben zu belasten, wirkt geradezu zynisch und wie ein Programm zur Förderung der Politikverdrossenheit", sagte Haderthauer der "Passauer Neuen Presse"

manager-magazin.de mit Material von ddp und dpa-afx

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