Web-2.0-Kenntnisse von Lehrerinnen und Lehrern

Veröffentlicht: Freitag, Oktober 8, 2010 in Gastbeitrag, Schule, Web 2.0

Hier in Maputo habe ich festgestellt, dass die Studierenden kaum Web-2.0-Kenntnisse haben. Einige kennen sogar Wikipedia überhaupt nicht. Das ist aber nichts besonderes: Auch in Deutschland haben Lehrerinnen und Lehrer nur marginale Kenntnisse, während die Schülerinnen und Schüler solche Tools täglich nutzen. Eine sinnvolle Behandlung von Möglichkeiten und Risiken im Unterricht ist daher nur begrenzt möglich. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Hausarbeit wird Katharina Schnorr einen Fragebogen entwickeln, um einmal Web-2.0-Kenntnisse von Lehrerinnen und Lehrern zu erheben. Ich bin schon sehr gespannt auf die Ergebnisse, aber zunächst einmal muss der Fragebogen entwickelt werden. Daher habe ich Katharina Schnorr angeboten, sich durch einen Gastbeitrag von euch Anregungen in meinem Weblog zu holen. Bitte sehr, hier ist er!

Schülerinnen und Schüler bewegen sich heute täglich im Web 2.0, ohne grundlegende Kenntnisse zu den Abläufen und Hintergründen zu haben. Viele veröffentlichen in ihrem Steckbrief in Online-Communities persönliche Fotos und Daten, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was mit diesen Fotos und Daten geschehen kann.

Wie Christian Spannagel in seinem Blog im Artikel Web 2.0 in der Schule: Das „Warum?“ schreibt, kann es also Aufgabe der Schule sein „die Jugendlichen zu einem vernünftigen, reflektierten und produktiven Internetgebrauch zu führen“. Doch dafür ist es unbedingt nötig, dass die Lehrinnen und Lehrer grundlegende Kenntnisse haben, wie dieser vernünftige, reflektierte und produktive Internetgebrauch stattfinden kann. Aus diesem Grund versuche ich in meiner wissenschaftlichen Hausarbeit herauszufinden, in welchen Bereichen die Kenntnisse der Lehrerinnen und Lehrer ausreichend für die Schule sind, aber auch vor allem in welchen Bereichen Kenntnisse und Fertigkeiten fehlen. Dafür erstelle ich derzeit einen Fragebogen, mit dem ich die Kenntnisse von Lehrern zum Web 2.0 erheben möchte. Als ein Ergebnis der Arbeit soll aus den erhobenen Daten eine Handreichung für Lehrerfortbildungen entstehen.

Ein Bereich des Fragebogens soll ein Wissenstest werden, in dem die Lehrer Fragen im folgenden Stil beantworten sollen:

1. Was ist ein Wiki?
a. Ein Artikel aus Wikipedia
b. Anwendung zur kollaborativen Texterstellung und Bearbeitung
c. Programm zum Schreiben von Texten auf dem PC
d. Eine Warnung auf Wikipedia vor falschen Artikeln
e. Ein Mikrobloggingsystem

2. Wer kann bei Wikipedia Artikel erstellen und ändern?
a. Nur angemeldete Nutzer
b. Autoren der Seite
c. Jeder; angemeldet und nichtangemeldet
d. Nur nichtangemeldete Nutzer
e. Nur Wissenschaftler

Diese beiden Fragen stammen aus dem Bereich „Wiki“. Weitere Bereiche sollen sein: Datenschutz, RSS-Feeds, Weblogs, Twitter, Online-Communities, Podcasts und Social Bookmarking.

Christian Spannagel hat mir nun angeboten seinen Blog dazu zu nutzen, weitere Ideen für Fragen zu sammeln: mit eurer Hilfe! Also: wer von euch kann mir Anregungen geben, was man in einem solchen Wissenstest fragen könnte? Vielleicht seid ihr absolute Experten in einem Bereich und habt super Ideen dazu. Gerade in Bereichen wie Datenschutz ist es doch sehr schwer als Laie wasserdichte Fragen zu formulieren. Wenn jemand noch Ideen für andere Bereiche hat, die man abfragen könnte oder ihr der Meinung seid bestimmte Bereiche sollten nicht abgefragt werden, her damit :-)! Was auch immer euch dazu einfällt… ich bin für jede Anregung dankbar!

Kommentare
  1. Jonathan sagt:

    Vorschlag: Zu jeder der Web2.0-Technologien Fragen zu zwei Themen stellen
    1. Was ist das und wie funktioniert das? (So wie die Beispielfragen zum Wiki)
    2. Wie kann man das sinnvoll nutzen, vor allem im Unterricht? (Z.B. Was kann man mit einem Wiki machen?)

    Ich nehme an, dass es pro Frage mehrere richtige Antworten gibt. (Ich würde bei beiden Fragen Antworten b und c ankreuzen.)
    Mehrere richtige Antworten finde ich gut, weil es dadurch etwas schwieriger wird. Bei geschlossenen Fragen kann man sonst auch schon mal richtig raten, ohne genau Bescheid zu wissen. Es erschwert allerdings die Auswertung etwas. Bei den Antworten für Frage 2 würde ich dann das „nur“ weglassen, das könnte etwas verwirren. Dann sind die Antworten natürlich auch alle richtig.

    Beim Thema Wiki würde ich auf jeden Fall auch Fragen stellen, die nichts mit Wikipedia zu tun haben. Viele Leute glauben, Wiki und Wikipedia wären dasselbe oder man könne ein Wiki nur so wie die Wikipedia nutzen. Es gibt aber noch viele andere Nutzungsmöglichkeiten, gerade für die Schule.

    Zur Beispielfrage 1: Ich würde bei Antwort b „Texterstellung und -bearbeitung“ schreiben.

    Bei Antwort 1c würde ich Computer statt PC schreiben. Ein Wiki läuft ja eigentlich nicht auf einem Personal Computer, sondern auf einem Server.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg, das Ergebnis würde mich auch interessieren.

  2. Oliver Tacke sagt:

    Hallo, Katharina!

    Sicher eine interessante Hausarbeit. Als Experte würde ich mich nicht bezeichnen, aber ich gebe immer gerne meinen Senf dazu 😉

    Wenn es zu überprüfen gilt, ob „die Lehrinnen und Lehrer grundlegende Kenntnisse haben, wie dieser vernünftige, reflektierte und produktive Internetgebrauch stattfinden kann“, dann frage ich mich, ob das alleinige Abfragen von Faktenwissen aussagekräftig genug wäre.

    Schüler sollen ja in Klausuren (hoffentlich) auch zeigen, dass sie nicht nur reproduzieren, sondern das Gelernte auch anwenden, auf neue Sachverhalte übertragen und auch reflektieren können.

    Geht man von der These aus, dass man das Web 2.0 nur versteht, wenn man es selbst ausprobiert, dann genügt ein Multiple Choice Test in der beschriebenen Form wahrscheinlich nicht.

    Aber du hast ja selbst von „einem Bereich“ Wissenstest gesprochen – vermutlich habe ich dir nichts Neues erzählt.

    Viele Grüße
    Oliver

  3. Florian sagt:

    Hallo Katharina,

    das klingt erstens spannend und zweitens nach viel Arbeit:

    Ich würde auf alle Fälle auch nach dem Nutzungsverhalten der Lehrer im Netz fragen. Also, z.B. Nutzungsfrequenz, welche Aktivitäten (Information, einkaufen, Mail, Musik, Video, usw….)

    Als Start vor einem eigentllichen Wissenstest kann zum Einstieg evtl. ein semantisches Differntial verwendet werden. Damit könnest Du Aussagen über die Einschätzung der Lehrer zu Web 2.0 Anwendungen gewinnen.

    Viele Grüße und viel Erfolg

    Florian

  4. Katharina sagt:

    Hallo zusammen, zuerst einmal vielen Dank für eure Kommentare!

    @ Jonathan: Im Wissenstest werde ich zu jedem Bereich ca. zwei Fragen stellen. Allerdings denke ich nicht, dass die Fragen im Wissenstest in die Richtung gehen werden, wie man das in der Schule einsetzen könnte. In einem anderen Teil des Fragebogens werde ich darauf eingehen und zwar werde ich dort befragen, ob und wie die Lehrerinnen und Lehrer das Web 2.0 in der Schule schon einsetzen.
    Zu den Antwortmöglichkeiten: eigentlich sollte immer nur eine Möglichkeit richtig sein. Bei 1. b und 2. c, gut dass du mich auf dein Verständnis hingewiesen hast, bei 2. fehlt nämlich bei b das „nur“. Deshalb schreibe ich auch das „nur“, damit nur c richtig sein kann. Mit dem Raten ist das eigentlich kein Problem, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die Antwort geraten hat kann man ja berechnen und dann in die Auswertung mitaufnehmen.
    Die Hinweise zu Antwort 1 b und c sind auch richtig, das werde ich aufnehmen und ändern. DANKE

    @ Oliver: Der Fragebogen wird nicht nur aus dem Wissenstest bestehen! Ich werde die allgemeine Internetaktivität (Mail, Shopping,…) abfragen, dann die Web 2.0-Aktivität der Lehrerinnen und Lehrer im privaten Bereich und wie Sie das Web 2.0 in der Schule einsetzen. Dazu kommt dann noch der Wissenstest.
    Deshalb muss ich auch darauf achten, dass ich zu den einzelnen Bereichen nicht zu viele Fragen stelle, da ich es von mir selbst kenne, dass wenn ein Fragebogen zu lang ist hat man ja oft keine Lust den auszufüllen… DANKE

    @ Florian: Von einem semantischen Differential habe ich bisher noch nichts gehört, werde mich aber auf alle Fälle einmal darüber informieren und dann entscheiden, ob sich das für meine Arbeit eignet, klingt aber spannend. DANKE

  5. Andreas sagt:

    Hallo Katharina,

    erst einmal möchte ich sagen, dass so eine statistische Erhebung zu diesem Thema als notwendig erachte und auch selbst sehr auf die Ergebnisse gespannt bin.

    Konkrete Formulierungen und Themen fallen mir spontan gerade nicht ein, aber was ich dir auf jeden Fall empfehlen kann:

    Mach dir im Voraus klar wie du die Daten auswerten willst und versuche so gut es irgendwie geht die Verständlichkeit der Fragen und insgesamt des ganzen Fragebogens möglichst auf einem hohen Level zu halten.

    Zur Bewertung von Aussagen (falls du so etwas vorgesehen hast) kann ich dir als Erhebungsmethode die sogenannte Likert-Skala empfehlen.

    Aber wie gesagt, mach dir am Anfang klare Gedanken wie genau du auswerten willst und was das für deinen Test bedeuten kann.

    Liebe Grüße und auch von mir viel Erfolg,

    Andreas

  6. Katharina sagt:

    @ Andreas: Danke für deine Antwort. Ich bin auch wirklich sehr gespannt auf das Ergebnis.
    Was meinst du mit dem „hohen Level“?
    Über die Likert-Skala werde ich mich mal informieren, danke für den Hinweis!

  7. Hauke sagt:

    Hallo Katharina,
    ich finde Dein Vorhaben auch spannend 🙂

    Generell bin ich ja der Ansicht, das viele der fehlenden Kompetenzen der Schüler/innen daran liegen, das es zu wenig (modernen) Informatik oder Medieninformatik Unterricht gibt. Es gibt ja mehrere Ebenen sich mit Web 2.0 zu beschäftigen, als Inhalt und als Werkzeug. Und ich denke am günstigsten ist es, Beides zu verbinden.

    Nach meiner Einschätzung werden viele Lehreinnen und Lehrer sehr wenig Bezug zum Thema haben und noch weniger zum didaktischen Einsatz dieser Konzepte. Daher wäre es neben dem „Abfragen“, welches vermutlich eher knapp sinnvoll ist, sicher auch interessant zu erfahren, wie ihre persönlichen Einschätzungen sind, was für eine Rolle welche dieser Techniken für ihre Schüler/innen hat. Also einerseits als Selbstreflexion, was sie überhaupt darunter verstehen und andererseits, ob die Notwendigkeit gesehen wird, diese Themen als Bildungsinhalte und -methoden zu stärken. Hierfür wäre es auch möglich, eine Auswahl an Werkzeugen zu benennen, von denen sie wissen/annehmen das sie von Schüler/innen genutzt werden.

    Zum Anderen finde ich auch gerade interessant, was für Bilder mit einzelnen Werkzeugen verbunden werden, beispielsweise wenn es um Blogs geht. Ohne sich mit den Metaphern zu beschäftigen finde ich, kann der Einsatz auch mühsam oder unbefriedigend werden.
    Vor einigen Jahren gab es ja noch mehr Wikis in Schulen und viele sind eingeschlafen und auch voller Spam, also vielleicht auch, weil gleich versucht wurde, alles mit diesem Ansatz machen zu können.
    Daher wäre es sicher interessant zu erfahren, für welche Aufgaben sie welche Werkzeuge für eher geeignet halten oder eher weniger geeignet und was für Erfahrungen damit verbunden sind.

    Wenn es in Deiner Befragung um Nutzung gehen soll, so ist es sicher auch gut, über Nicht-Nutzung Gründe zu erfahren. Die Frage ist dabei natürlich, in wieweit das Selbstbild von Lehrer/innen da eine Rolle spielt, also ob es z.B. dann tatsächlich methodisch nicht günstig erscheint oder einfach die Beschäftigung insgesamt zu unübersichtlich erscheint, was ja eher wenige Menschen offen zugeben vermutlich.

    Auf jeden Fall finde ich sinnvoll, didaktische Szenarien einzubeziehen. Das könnte dann so aussehen: „Es gab die Hausaufgabe, Informationen zum Thema xy rauszusuchen und viele der Schüler/innen geben ziemlich genau das wieder, was zum Stichwort unter Wikipedia zu finden ist. Welchen Umgang halte ich für angemessen a) b) c) oder eigene Antwort“

    Allerdings so insgesamt habe ich auch nicht so viel Ahnung von Auswertung, also wenn das alles sehr quantitativ werden soll, sind solche offeneren Konzepte sicher schnell sehr umfangreich.

    Soweit erstmal, vielleicht später mehr 🙂

    Hauke

  8. Katharina sagt:

    Hallo Hauke,

    vielen Dank für deinen Kommentar! ich werde deine Überlegungen und Ideen auf alle Fälle genau durchdenken und bestimmt auch einige für meinen Fragebogen verwenden können.

    Mit den offenen Fragen werde ich allerdings wirklich sehr vorsichtig umgehen, da dort die Auswertung schnell sehr aufwendig und kompliziert werden kann.

    Was man allerdings auch beachten muss, dass es in der Umfrage in erster Linie um die Kenntnisse von Lehrerinnen und Lehrern zu Web 2.0 gehen soll und nicht über Einstellungen dazu. Ich denke, da muss ich aufpassen, dass ich das Ziel nicht verfehle.

    Ich melde mich wieder, wenn der Fragebogen bzw. die Ergebnisse da sind!

    Viele Grüße
    Katharina

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