Nur wenige Tage nach der Zusammenführung mit dem Telefondienst Voice spendiert Google seinem E-Mail-Service Googlemail eine weitere Funktion: Mit der "Priority Inbox" sollen zukünftig eingehende E-Mails automatisch nach Wichtigkeit sortiert werden.

Ziel von Google ist es, die Nutzer bei der täglichen Mail-Flut zu entlasten. Wichtige Mails werden stets zuerst angezeigt. Der Konzern testet den Dienst bereits seit einiger Zeit im eigenen Hause. Nach eigenen Angaben sparen die Mitarbeiter dabei sechs Prozent der Zeit beim Bearbeiten von E-Mails – das sei rund eine Woche pro Jahr.

Die "Priority Inbox" ist optional, Googlemail-Kunden müssen sie eigens aktivieren. Ist das der Fall, wird das neue Postfach in drei Bereiche aufgeteilt: "Wichtig", "Markiert" und "Alles andere". Google entscheidet, welche E-Mails in welchen Bereich abgelegt werden. Kunden können aber auch eigene Kategorien anlegen und mit vorhandenen Filtern verbinden.

Die Analyse der eingehenden E-Mails erfolgt anhand unterschiedlicher Kriterien: Wie viele E-Mails der Nutzer von bestimmten Absendern bekommt, welchen er davon besonders oft antwortet, welche Schlüsselwörter innerhalb der Mails häufig vorkommen, und ob sie an eine Mailingliste gerichtet sind oder einen einzelnen Empfänger haben.

Sollte Google einmal falsch liegen, kann der Nutzer die Wichtigkeit einer bestimmten E-Mail manuell herab- oder hinaufsetzen oder einzelne Absender, wie beispielsweise den besten Freund oder Geliebten, als "immer wichtig" markieren. Je länger der Zeitraum, desto besser lernt Google das E-Mail-Verhalten seiner Kunden kennen. Ersten Erfahrungsberichten des Technik-Blogs Techcrunch zufolge arbeite der Dienst aber bereits von Anfang an sehr präzise.

Vor allem Geschäftsleute, die täglich mehrere Hundert Mails empfangen, sollen von dem Feature profitieren. Doch es könnte auch die  Informationsverarbeitung nachhaltig verändern. Es wird bereits gemutmaßt , dass in Zukunft nicht nur E-Mails, sondern vermehrt auch Inhalte etwa aus sozialen Netzwerken nicht mehr wie gewohnt chronologisch, sondern nach Inhalt gewichtet erscheinen. Der Trend geht dorthin, dass sich die Nutzer nicht mehr selbst durch die Inhalte lesen müssen, sondern diese immer häufiger empfohlen bekommen. Soziale Netzwerke wie Facebook benutzen bereits ähnliche Filtermethoden.

Google Produkt Manager Rajen Sheth sieht die "Priority Inbox" als natürliche Entwicklung – schließlich sei Googles Kernkompetenz noch immer das Analysieren und Priorisieren von Daten. Ähnlich wie die Suchmaschine Websites nach Relevanz gewichtet, werden auch die E-Mails der Kunden sortiert. Sollte sich das Konzept durchsetzten, ist denkbar, dass auch andere Mail-Anbieter ähnliche Funktionen anbieten. Davon ist Google überzeugt: "Um mit der Informationsflut besser umgehen zu können, müssen wir die chronologischen Listen hinter uns lassen", sagt Rajen Sheth.